Die heutige Musikschule von Frankenthal war das repräsentative Verwaltungsgebäude der ehemaligen Zuckerfabrik. Der wuchtige marmorne Treppenaufgang lässt auf die einstige auch innere Pracht des Hauses der damals größten Fabrikanlage der Stadt schließen.
Das zweigeschossige Gebäude hat einen aufwendigem Portalvorbau und Freitreppe im Zentrum und einen eingeschossigen Anbau mit Mansardendach auf der Nordseite. Das Walmdach hat abwechselnd schmale und breite Dachgauben und wird mittig durch einen hohen, verglasten Uhrturm bekrönt. Die gelb verputzte Fassade hat im Erdgeschoss Fensterlaibungen aus rotem Sandstein; das Obergeschoss besitzt gelbe Laibungen und Gesimse.
Der Eingangsbereich aus gelbem Sandstein springt vor, hat eine Freitreppe, die von zwei bronzenen Löwen (Bildhauer Ferdinand von Miller der Jüngere, Kopien von 1987, Originale in der Zuckerfabrik Regensburg) flankiert wird. Über der Tür ist ein Relief mit Wappenstein, (Anspielung auf das kurfürstliche Wappen, Elemente des 18. Jahrhunderts und des Jugendstils).
Das repräsentative Treppenhaus hat Holz-Vertäfelung und eine Treppe aus dunklem Marmor. Darüber ist eine Kassettendecke mit eingelegten, vergoldeten Rosetten. Bemerkenswert sind auch die Decken in den Sitzungssälen an der Südseite. Die Räume sind im übrigen den Bedürfnissen des Schulbetriebs angepasst und schlicht gestaltet. Die Süd-Fassade wird von einer verzierten Loggia abgeschlossen.
Die Innenausstattung des Hauses, insbesondere der Treppenaufgang, erinnert nicht zufällig an die alte Mannheimer Kunsthalle, denn sie wurde vom selben Architekten ausgeführt: Hermann Billing (1867-1946).
Verwaltungsgebäude der Zuckerfabrik Frankenthal
Musikschule und Volkshochschule von Frankenthal
Ursprünglich eingeschossig erbaut um 1890, wurde das Verwaltungsgebäude 1910/11 durch Hermann Billing entscheidend umgestaltet: es wurde aufgestockt und Innen technisch und architektonisch auf modernsten Stand gebracht.
Im Erdgeschoss befindet sich ein Großraumbüro u.a. für die Lohnbuchhaltung. Die Büroausstattung beinhaltete auch einen Morseapparat und einen Ferndrucker, um 1910 die modernsten Nachrichtenmittel und einzigartig in der ganzen Pfalz. Der Balkon über dem vorgelagerten Eingangsbereich diente als Rednertribüne für den davor liegenden Fabrikhof.
Der mit Säulen verzierte Vorraum auf der Südseite, der heute zugebaut und ohne Funktion ist, war bis 1980 mit Zierfliesen von Villeroy und Boch belegt. Ursprünglich schloss sich hier ein gepflegter kleiner Park an mit Wegen bzw. Steg über die hier fließende Isenach zu den Direktorenvillen.
Im nördlichen Anbau des Gebäudes war ursprünglich die Betriebs-Krankenkasse und die Sparkasse der Arbeiter und Angestellten sowie im Keller die Telefon-Verteileranlage untergebracht.
Die Zuckerfabrik wurde 1943 weitgehend zerstört. 1945 wurde das noch einigermaßen erhaltene Verwaltungsgebäude mit einem Notdach versehen und diente verschiedenen Firmen als Büroraum. 1980 war der Bau vom Abriss bedroht. Jakob Kapper setzte sich stark für die Erhaltung dieses Dokuments der Industriegeschichte Frankenthals ein. 1982-84 erfolgte die Restaurierung des Gebäudes
Jakob Kapper, Die Zuckerfarbik Frankenthal 1843-1943, Industrie- und Sozialgeschichte Frankenthals, 1988
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