Die günstige Beschaffung von Kies in der Rheinebene gab den Ausschlag dafür, dass für die Tragkonstruktion des Turmes eine Stampfbetonbauweise gewählt wurde. Er hat einen achteckigen Grundriss mit acht tragenden Pfeilern, die durch zwei durch Rippen (Unterzüge) versteifte Deckenplatten in zwei Ebenen miteinander verbunden sind. Die obere dient als Tropfboden. Das Bauwerk ruht auf einer 1,20 m dicken Fundamentplatte, die im Pfeilerbereich auf 2,70 m verdickt ist. Bis zu einer Höhe von 4 m verlaufen die Außenwände aus Beton senkrecht (Durchmesser: 12,20 m), darüber laufen die Außenflächen der Pfeiler nach oben leicht zusammen. Die Bereiche dazwischen sind mit Mauerwerk ausgefacht. Der zylindrische Behälter bestand ebenfalls aus Stahlbeton. Er hatte 8,70 m Durchmesser und 6 m Tiefe. Bei der Umnutzung 1989 wurde er zum größten Teil entfernt. Nur ein Reststück blieb als architektonisches Dokument übrig. Das Fassungsvermögen des Wassertanks betrug 350 cbm. Er war zur Vermeidung von Frostschäden von einer Außenwand mit schmalen Fenstern umgeben. Der dazwischen liegende Raum diente Revisionszwecken. Der Behälterboden lag in 25 m Höhe; der maximale Wasserstand 31 m über Gelände. Rings um den Behälter war eine Schiene angebracht, an der eine verschiebbare Leiter zu Revisions- und Reinigungszwecken hing. Über dem Behälterraum ist eine Eisenbetonkuppel mit 10,53 m Durchmesser, die nur 6 - 8 cm dick ist. Die Gesamthöhe beträgt bis Kuppel-Oberkante 37,70 m.
Anlässlich des 90. Geburtstages von Carl Lochbühler wurde das lokalgeschichtlich bedeutsame Gebäude mit viel Liebe zum Detail renoviert. Die Lichter im Kuppelgewölbe zeigen die Sternenkonstellation vom 31. Juli 1899, dem Geburtstag von Carl Lochbühler (gest. 1994). Die einzelnen Sternenbilder lassen sich separat schalten. Bei dem Umbau wurde außen ein verglaster Panorama-Aufzug angebracht, der Besucher bis in 25 m Höhe befördert. In Ruhestellung des Aufzuges am Erdboden sind nur die beiden Führungsschienen an der Außenfassade sichtbar.
Anlässlich des 100. Geburtstages des Wasserturms führte die Aufzugsfirma Lochbühler in den Jahren 2010-12 umfangreiche Sanierungsarbeiten am Außenbau und im Innern durch. Der Außenputz wurde unter Verwendung der alten Herstellungsmethoden restauriert und hat nun wieder die historische Farbgebung. Die Wasserstandsuhr in 20 m Höhe wurde in ihrer Originalfarbigkeit rekonstruiert. Auch der Panoramaaufzug, der bei der ersten Sanierungsphase im Jahr 1989 angebaut worden war, wurde nach mehr als 20 Jahren komplett erneuert und vergrößert. Er dient nun als erster Rettungsweg, weshalb auf ein separates Treppenhaus verzichtet werden konnte. Die Technikräume befinden sich im neu geschaffenen Unterschoss, wozu der Turmsockel 4 m tief ausgehoben wurde. Die bauzeitliche Innentreppe konnte erhalten und ertüchtigt werden. Für das private Aufzugsmuseum, das sich seit 2002 im Erd- und Zwischengeschoss des Wasserturms befindet, wurde mehr Raum geschaffen. Mit zwei zusätzlichen Ebenen auf einer Höhe von 5 m und 16 m konnte die Ausstellungsfläche auf 300 qm erweitert werden. Die Sammlung ist in Europa einzigartig und umfasst zahlreiche meist noch funktionstüchtige Aufzugskomponenten ab Beginn des 20. Jahrhunderts. Neu hinzu gekommen ist ein vollständig betriebsfähiger historischer Paternoster. Der Abschluss der Sanierung wurde in einem festlichen Rahmen am 22. Juni 2012 in Anwesenheit des Mannheimer Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz gefeiert.
Wasserturm im Rahmen der kommunalen Wasserversorgung der Gemeinde Seckenheim zur Druckhaltung nach dem Prinzip der „kommunizierenden Röhren”
Die beiden oberen Geschosse werden für geschäftliche Veranstaltungen und Fachtagungen genutzt. Im Schaft befindet sich ein privates Aufzugsmuseum.
Nachdem die selbständige Gemeinde Seckenheim zwischen 1909 und 1911 mit dem Wasserwerk in der Kloppenheimer Straße eine zentrale Wasserversorgung aufgebaut hatte, errichtete man an der Kreuzung Kloppenheimer/Badener/Badenweiler Straße im Jahre 1911 den Hochbehälter in Stampfbetonbauweise. Die Lokalpresse rühmte den Wasserturm als architektonisch schönstes Bauwerk Seckenheims und sogar als einer der schönsten seiner Art in der ganzen Umgebung. Die Baukosten betrugen 60000 M. Durch seine Lage zwischen dem Wasserwerk und dem Ort wirkte der Wasserturm als Durchflussbehälter. Eine Druckleitung vom Wasserwerk Käfertal 1937 und die Ringleitung der Mannheimer Wasserwerke 1956 machten ihn überflüssig. Der Behälter war seitdem außer Betrieb und stand lange Zeit leer. Im Jahre 1978 erwarb die Firma Lochbühler GmbH das Gebäude und rettete es vor dem Abbruch. Schon der Vater des damaligen Firmeninhabers hatte beim Neubau 1911 Spenglerarbeiten durchgeführt. Nach der Privatisierung wurde der Wasserbehälter zum größten Teil entfernt und eine Zwischendecke eingezogen. Dadurch entstanden zwei äußerst reizvolle Gesellschaftsräume; der obere gestattet durch die umlaufenden Fenster einen Rundblick.
- Wilz: Wasserturm in Eisenbeton für die Gemeinde Seckenheim bei Mannheim. In: Deutsche Bauzeitung. Mitteilungen über Zement, Beton- und Eisenbetonbau, 11. Jg. 1914, Nr. 3, S. 17-21
- Hansjörg Probst: Seckenheim, Geschichte eines Kurpfälzer Dorfes, Mannheim 1981, S.201-204
- Albert Gieseler/Monika Ryll: Wassertürme in Mannheim, Mannheim 1997
- Pressemitteilung der Fa. Lochbühler Aufzüge Sept./Okt. 2011
- Lochbühler Aufzüge GmbH (Hrsg.): Wasserturm Seckenheim - Wahrzeichen, Kultur- und Baudenkmal, Museum, Brochüre anlässlich der Fertigstellung der Sanierungsarbeiten Juni 2012
Lochbühler GmbH Aufzüge
Frau Pia Braun
Lembacher Straße 6-8
68229 Mannheim
Tel. 0621-4709833
Fax.0621-4709850
ÖPNV: OEG (Straßenbahnlinie 5) Rathaus Seckenheim, von dort 1 km zu Fuß durch die Kloppenheimer Straße
Buslinien 40 und 41 (Haltestelle Kapellenplatz)
Rundgänge für kleine Besucher-Gruppen sind nach vorheriger Absprache mit der Fa. Lochbühler möglich. Die Vermietung für private Feierlichkeiten ist dagegen nicht vorgesehen.