Die eindrucksvolle Gesamtanlage aus modernem Metallbetrieb, klassizistischem Herrenhaus, Hammerweiher und Landschaftspark ist ein erhaltenswertes Zeugnis der frühindustriellen Entwicklung in der Pfalz. Die imposante Gießerei erstreckt sich im engen Tal, zunächst mit vielen modernen Gebäudekomplexen. Je weiter man sich von der Gemeinde Eisenberg Richtung Ramsen entfernt, umso älter werden die Gebäude, bis man schließlich das 1882 errichtete Verwaltungsgebäude erreicht, an das sich das in altrosa gestrichene Herrenhaus mit Hofgebäude anschließt.
Von der Straße abgewandt rund um einen Platz vor dem inzwischen verlandeten Weiher liegt das Herrenhaus, ehemalige Remisen (heute Garagen) und Verwaltungsgebäude, entlang des Sees zieht sich eine gusseiserne Balustrade am Damm und ein Gebäudetrakt mit ehemaligen Arbeiterwohnhäusern (gebaut im Jahre 1811 oder 1818, heute unbewohnt). Von der im Weiher angelegten Schwaneninsel mit Pavillon ist nichts mehr erkennbar. Das gusseiserne Stauwehr existiert noch ist aber unbeweglich. Der See wurde seit Jahrzehnten nicht mehr abgelassen.
Der Landschaftspark schmiegt sich rechts der Straße gegenüber dem Verwaltungsgebäude und dem Herrenhaus an den steilen Hang. Wege führen steil bergauf zur Orangerie und dem Mausoleum. Die Sichtachsen sind auf die Werksanlagen im Tal bezogen. Der Förderverein erweckt den Park alljährlich aus seinem Dornröschenschlaf. Beim Spaziergang durch den nur scheinbar natürlichen Park kann man mit fachkundiger Erläuterung den historischen Plan erkennen.
Der Weg führt am mehrfach umgebauten Gärtnerhaus (ursprünglich 1833, Schweizer Stil) mit gläsernem Gewächshaus vorbei zum moderneren Bungalow und in geschwungenen Wegen nach oben zum Mausoleum, der Grabstätte der Familie Gienanth, die 1912 in der Form eines griechischen Tempels errichtet wurde. An der höchsten Stelle des Gartens liegt die 1835 erbaute Orangerie mit einem Brunnen davor. Im Winter diente sie zum Schutz empfindlicher Pflanzen und im Sommer gesellschaftlichen Veranstaltungen. Unter den diagonal verlegten Steinquadern am Boden befand sich eine Fußbodenheizung. Bis 1966 standen und hingen dort noch die originalen Statuen und Büsten, die Friedrich Gienanth in Paris und Rom gesammelt hatte (heute in der Pfalzgallerie Kaiserslautern).
Der gesamte Park ist von einer massiven Umfassungsmauer umgeben, dessen schwarze amorphe Zinnen aus Eisenschlacke aus dem Werk bestehen Der Landschaftsgarten bietet gemeinsam mit dem Herrenhaus ein eindrückliches Bild der repräsentativen Wohn- und Lebensvorstellungen in der Zeit zwischen Romantik und Biedermeier.
Eisengusswerk Herrenhaus: Wohnhaus des Besitzers Park: Privater Park, Grabstätte, Repräsentationsfläche, später auch Privatvilla des Besitzers
Eisengusswerk Herrenhaus: Verwaltung des Werks Park: privat. Der Föderverein bemüht sich daraum, den Park häufiger öffentlich zugänglich zu machen.
Nach Angaben der Firma schaut das Werk auf mehr als 250 Jahre Gießereigeschichte zurück. Die Gienanths wanderten 1656 als Schmiede in die Pfalz ein, wurden dann zu Hüttenmeistern und pachteten bzw. kauften im 18. Jahrhundert in der Pfalz viele Hammerwerke und Gruben. 1753 pachtete Johann Jakob Gienanth das wasserbetrieben Hammer-Werk in der Nähe von Eisenberg, das 1735 durch Graf Carl August von Nassau-Weilburg gegründet worden war. Zwischenzeitlich hatte das Werk Franz Didier erworben. Sichtbar ist noch eine Haustür mit dessen Inititalen und der Jahreszahl 1784 gegenüber dem Herrenhaus.
1800 kaufte es Ludwig Gienanth und wurde zum größten Arbeitgeber in der Pfalz. Sein Sohn Friedrich übernahm das Werk, plante und erbaute 1829 das klassizistische Herrenhaus, das mit seinen pompejanischen Deckengemälden und Tapeten beeindruckte. Es verfügt im Westteil über eine Moschee, die 1902 als orientalisch ausgeschmückter Saal eingebaut wurde und in den 1960er Jahren tatsächlich als Andachsraum für Teile der Belegschaft genutzt wurde.
Friedrich Gienanth ließ den einfachen, funktionalen Stausee vergrößern und im Stil der englischen Landschaftsparks mit einer Insel und Pavillon versehen. Mit dem Aushub des Sees legte er einen Park am gegenüberliegenden Hang an, den er von dem renommierten Gartenarchitekt und Heidelberger Gartenbaudirektor Johann Ludwig Metzger gestalten ließ. 1830 folgten die klassizistischen Bauten im Park.1877 setzte der königlich-preußische Gartenbaudirektor Heinrich Siesmayer aus Frankfurt die Gestaltung des Parks fort.
1857 baute das Werk eine Betriebskrankenkasse auf. 1882 wurde das repräsentative Verwaltungsgebäude errichtet. Zu den heute noch existierenden Produkten von damals gehörten Eisenöfen und z.B. die Eisenträger im Keller der alten Brauerein in Mannheim. Es existiert darüberhinaus eine Sammlung von gusseisernen Ofenplatten, die gelegentlich in der Stadtverwaltung von Eisenberg ausgestellt werden.
Auf vielen Stichen und Gemälden ist das Ensemble von Werk, Herrenhaus, Weiher und Park zu sehen. Auch Fotos aus den 1960er Jahren zeigen die Anlage noch unverändert. Danach wurde der Hammerweiher jedoch nicht mehr abgelassen und ist nun fast ganz verlandet. Im Park kam es in den 1970er Jahren zu Vandalismus, die Organgerie und der Brunnen wurden zerstört und danach nicht mehr aufgebaut. Noch 2008 war der Park weitgehend verwildert, die Gebäude bis auf die beiden Häuser (Villa und Gärnterhaus) waren fast nur noch Ruinen. Doch das hat sich grundlegend geändert. Der „Förderverein des Landschaftsparks Friedrich von Gienanth“ pflegt ihn in den letzten Jahren und macht ihn der Öffentlichkeit zugänglich.
- Besuch und Führung durch den Park im April 2008
- Festschrift: 250 Jahre Eisenwerk Eisenberg, Ulrich Freiherr von Gienanth,
- Die Eisengießerfamilie Gienanth in Eisenberg, in: Praxis Geschichte Heft 5, 1992
- Webseite: www.landschaftspark-von-gienanth.de
www.landschaftspark-von-gienanth.de
(Historie, alte Pläne und Gemälde sowie viele aktuelle Fotos aus allen Jahreszeiten)
Landschaftspark:
1. Vorsitzender des Fördervereins Gunther Biesterfeldt
E-Mail: 1.vors@eisenbergpark.de
Werk:
Tel: 06351 408-0
Fax: 06351 408-101
E-Mail: info@gienanth.com
Nächste VRN-Haltestelle: Eisenberg (Palz) Gienanth
VRN-Fahrplanauskunft
Der Park wird ca. einmal im Jahr öffentlich zugänglich gemacht (z.B. zum „Bärlauchfest“ oder Tag des offenen Denkmals). Es finden dann Führungen und Spezialitätenverkauf statt.