Das viergeschossige siebenachsige Gebäude trägt ein Mansarddach. Die stark gegliederte gut proportionierte Fassade wird mit rotem Sandstein verkleidet ist. Zwischen dem Erdgeschoss und 1. Obergeschoss sowie zwischen dem 2. und 3. Obergeschoss betont ein kräftiges Gesimsband die horizontale Gliederung. Die Frieszone oberhalb der 2. Etage bot ursprünglich Platz für die Beschriftung „Druckerei Dr. Haas" bzw. zu späterer Zeit „Mannheimer Großdruckerei". Die über drei Geschosse reichenden rustizierten Pilaster zwischen den Fensterachsen werden durch das untere Gesims unterbrochen und in ihrer Höhenwirkung somit etwas gemildert. Die ebenerdigen Fenster reichen fast bis zum Boden. Sie wurden 2004 in Metallausführung erneuert. Dabei wurde die historische Durchfahrt ebenfalls mit einem einteiligen Fensterelement geschlossen und für die städtischen Ämter ein neuer Zugang an der nördlichen Grenzwand geschaffen. Die beiden mittleren Geschosse weisen Fenster mit nahezu quadratischem Format auf, während die 21 Fenster des oberen Vollgeschosses jeweils als Dreiergruppe mit Mauerpfosten charaktierisert werden.
Ursprünglich wurde der Dachraum durch Einzelgauben belichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist dieser Bereich verändert mit einem Gaubenband wieder hergestellt worden. Die betonierten Rippendecken im Innern ermöglichen weite Spannbreiten, wie sie für großflächige Räumlichkeiten technischer Nutzung üblich sind. In den unteren drei Stockwerken wurden die Zwischenwände zum größten Teil erst in der Nachkriegszeit eingezogen. Für den Lebensmittelmarkt erfolgte eine Zusammenlegung der Erdgeschoss-Flächen des Hauses in R 1,4, des Innenhofes sowie des Druckereigebäudes. Infolge der Umwandlung war es erforderlich, die Kellerdecke des historischen Rückgebäudes zu entfernen, weil die unterschiedlichen Höhen barrierefrei angeglichen werden sollten. Außerdem sollte im ehemaligen Druckereigebäude ein stützenloser Raum entstehen. Im Rahmen der Umnutzung entstand auch ein neues Haupttreppenhaus mit Aufzugsanlage.
Druckerei Dr. Haas (Neue Mannheimer Zeitung); nach dem Zweiten Weltkrieg Druckerei-, Verlags- und Redaktionsgebäude des Mannheimer Morgen
EG: Einzelhandel (LIDL-Markt) OG: Büroflächen der städtischen Fachbereiche Kinder, Jugend und Familie (Jugendamt) sowie Gesundheit
Noch im 19. und frühen 20. Jahrhundert erschienen in Mannheim mindestens sieben Tageszeitungen, wodurch die Stadt den Ruf einer ausgewiesenen Zeitungsstadt erhielt. Darunter befand sich auch der 1884 von Dr. Hermann Haas gegündete "General-Anzeiger", dessen Wurzeln (damals noch "Mannheimer Intelligenzblatt") bis 1790 zurückreichten. Er war zugleich rechtliches Organ für Amts- und Kreisverkündigungen. Im Katholischen Bürgerhospital in E 6,1 gedruckt, ging der "General-Anzeiger" am 8. Dezember 1920 an den Huck-Konzern über und nannte sich ab 1924 "Neue Mannheimer Zeitung".
Am 19. Oktober 1929 bezog der Verlag die neuen Betriebs- und Verwaltungsräume im Bassermannhaus am Marktplatz R 1,4. Damals erfuhr auch die Herstellungsabteilung für Drucksachen einen zeitgemäßen Ausbau. Hierzu legte man die beiden angrenzenden Grundstücke R 1,4 sowie R 1,12-13 zusammen und errichtete an der Rückseite des Quadrats nach R 2 nach Entwürfen der Berliner Architekten Alfred Breslauer (1866-1954) und Paul Salinger (1885-1942) einen viergeschossigen Bau mit Sandsteinverkleidung. Ein geräumiger Innenhof trennte Redaktion von Produktion. Zahlreiche, die Produktion fördernde Spezial- und Hilfsmaschinen für Setzerei, Stereotypie, Druckerei und Buchbinderei fanden in den großen hellen Betriebsräumen in R 1,12-13 Aufstellung.
Die "Neue Mannheimer Zeitung" erschien damals zweimal täglich. In der Druckerei wurden aber auch Prospekte im Ein- und Mehrfarbendruck hergestellt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs blieben aus dem großen Spektrum der Mannheimer Tageszeitungen nur zwei übrig: die "Neue Mannheimer Zeitung" und der "Hakenkreuzbanner". Nur ein Vierteljahr nach der Vereinigung beider Blätter am 31. Dezember 1944 erschien am 23./24. März 1945 die letzte Ausgabe.
Nach mehr als einem Jahr kam mit der ersten Ausgabe der neuen Zeitung "Der Morgen" am 6. Juli 1946 in Mannheim unter amerikanischer Beobachtung wieder ein Nachrichtenblatt heraus, das am 8. Oktober desselben Jahres den Namen "Mannheimer Morgen" erhielt. Zu den beiden Herausgebern Eitel Friedrich Freiherr Schilling von Canstatt und Oskar Hörrle stießen bald auch Karl Ackermann und Karl Vetter hinzu. Am 1. Januar 1971 fusionierte der "Mannheimer Morgen Verlag" mit der "Mannheimer Großdruckerei" zur "Mannheimer Morgen Großdruckerei".
Zum Jahreswechsel 1974-75 konnten in der Dudenstraße 12-26 die neuen riesigen Rotationsmaschinen, für die im Altbau in R 1,12-13 kein Platz gewesen wäre, in Betrieb genommen werden. Hinter der Sandsteinfassade in der Innenstadt verblieben zunächst noch die Redaktionsräume und die Verlagsleitung. Doch nach Umzug der gesamten Belegschaft des "Mannheimer Morgen" in das Pressehaus in Wohlgelegen, wurden im Jahre 2001 die Grundstücke R 1,4 und R 1,12-13 an eine Düsseldorfer Projektentwicklungsgesellschaft veräußert. 2004 erwarb schließlich das Unternehmen LIDL das gesamte Anwesen, baute die ebenerdige Fläche zu einem Lebensmittelmarkt um und eröffnete diesen im März 2005.
LIDL Dienstleistung GmbH & Co.KG (Neckarsulm)
ÖPNV: Straßenbahnhaltestelle Marktplatz (Linie 1, 3, 4, 5, 7, 14)
nur EG zugänglich vom Marktplatz aus durch den Ladeneingang