Seit 1899 wurde am Standort der Huber Mühle in der Industriestraße/ Ecke Pyramidenstraße am Rande des Kaiser-Wilhelm-Beckens Getreide bearbeitet: Erst Malz, Mais und Graupen, dann Mehl und dann etwa 50 Jahren Reis und Hülsenfrüchte. Die rot gestrichenen Backsteingebäude auf beiden Seiten der Industriestraße signalisieren, dass sie zusammen gehören. Auf der stadtgewandten Seite des Komplexes befinden sich die Mühle, Silo, Verwaltungs- und Sozialgebäude sowie das alte Kesselhaus (heute Silo). Das viergeschossige Mühlengebäude mit seinen Bogenfenstern und durch Lisenen und senkrechte Bänder gegliedert, besticht noch immer. An der Wasserseite gegenüber stehen die alten Lagerhäuser, teilweise in Funktion, teilweise umgenutzt. Dieses Gelände grenzt direkt an die Uferböschung des Kaiser-Wilhelm-Beckens. Hier am Wasser war auch der auf Schienen fahrenden Kran mit Greifern zum Entladen der Schiffe im Einsatz. Einer der Krane steht noch, der andere ist seit den 90er Jahren als Exponat am Museumsufer des Neckars (nahe MVV-Hochhaus) befindet.
Vom Ufer des Kaiser-Wilhelm-Beckens kann man auch das unbekannteste Kulturdenkmal Mannheims sehen: die „Pyramide“ (nach der die Seitenstraße bei der Hubermühle benannt ist). Es handelt sich um eine 1810 zur Bestimmung des Mannheimer Meridians aufgestellte Steinpyramide, auch bekannt als 'Nordmire'.
Graupen- (ehemals "Rollgerste") und Malzfabrik, Mais- und Mehlmühle, bekannt unter dem Namen des ersten Besitzers 'Heymann-Mühle'.
PRODOSA AG nutz die Gebäude als Lager für Bio- und konventionelles Getreide und Ölsaaten. Eines der am Wasser gelegenen Lagergebäude ist umgenutzt zum Eventcenter für größere Veranstaltungen.
Gegründet als Malzfabrik
1899 lässt der gebürtige Mannheimer Adolf Heymann als einer der ersten Unternehmer am Industriehafen in der Industriestraße 4 und 6 eine Malzfabrik bauen. „Auch die Brauereiindustrie hat hier eine ganz gewaltige Bedeutung erlangt“, steht 1906 in dem Bildband „Mannheim und seinen Bauten“, in dem die Malzfabrik von Adolf Heymann an oberster Stelle genannt ist. Sein Unternehmen wurde bereits 1867 gegründet.
Adolf Heymann (1861 - 1909) erweitert seine Fabrik um eine Maismühle. Sein Nachfolger Albert Heymann (1866 – 1944, die Verwandtschaftsbeziehung ist nicht geklärt) wandelt die Fabrik 1917 komplett in eine Graupen- und Schälmühle für Erbsen, Hirse und Reis um. Manchmal wird der Begriff "Rollgerstenfabrik" bzw. Graupenmühle benutzt, heute sind das kaum mehr bekannte Getreideprodukte.
Außerdem verkauft er Hühnerfutter. Der Markenname „AHAMA" (abgeleitet aus „Adolf Heymann Mannheim“) setzt sich für alle Produkte durch.
Zwangsverkauf
Der Markenname bleibt auch erhalten, als 1938 der Betrieb unter einem neuen Besitzer in “Huber-Mühle“ umfirmiert. Der Verkauf an die Familie Aichmann-Huber geschieht nicht freiwillig, denn Heymann ist als Jude von der „Arisierung“ betroffen. Am 30.12.1938 emigriert er in die Niederlande, wird dort nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Westerbork interniert und kommt von dort ins Konzentrationslager Bergen-Belsen, wo er am 4.11.1944 umkommt.
Die neuen Besitzer, die Familie Aichmann-Huber aus Ulm – ein Handelsbetrieb mit Kafferösterei – firmiert den Betrieb in „Huber-Mühle“ um. Nach 1945 bekommt die Familie von der amerikanischen Besatzung die Lizenz, Lebensmittel zu verkaufen. Nach dem Wiederaufbau der zerstörten Mühlengebäude wird zunächst Mehl gemahlen. Zu dieser Zeit sind noch 90 Menschen in der Mühle beschäftigt. Allein im dampfbetriebenen Kesselhaus sind 20 – 25 Arbeiter dreischichtig eingesetzt. Erst bei der Produktionsumstellung auf Reis wird der Betrieb der Mühle auf elektrischen Strom umgestellt. Mitte der 50er Jahre wird die Mehlmühle aufgrund staatlicher Mühlenstrukturprogramme gegen Prämie stillgelegt.
Schälmühle für Reis und Hülsenfrüchte
Stattdessen wird jetzt Reis bearbeitet und abgepackt, Anfang der 60er Jahre kamen Hülsenfrüchte dazu. Langkörniger Reis wie Basmati und Parboiled kommt aus Thailand oder Indien, Rundkornreis aus Italien, Portugal oder Spanien, die Camargue in Südfrankreich ist Lieferant für roten Reis. Importländer der Hülsenfrüchte Bohnen, Linsen, Erbsen etc. sind neben Kanada und China auch Frankreich.
Bis Ende 2013 ist die Huber Mühle auf dem Sektor Reis und Hülsenfrüchte einer der letzten nicht konzernierten Betriebe in Deutschland. Als kleineres mittelständisches Unternehmen hat sie es geschafft, sich auf dem Markt zu behaupten.
Der gesamte Betrieb – d.h. Mühle, Verwaltung und Außendienst – beschäftigte zuletzt 12 Menschen. Sie vertrieb ihre Produkte weiter unter dem Markennamen AHAMA. Seit 2014 werden die Gebäude von der schweizerischen PRODOSA AG als Lager für Bio- und konventionelles Getreide und Ölsaaten genutzt.
- Führer durch die Industrie- u. Hafenanlagen von Mannheim, Rheinau und Ludwigshafen; hrsg. von der „Rhein“- Verlags-Gesellschaft m.b.H., Duisburg-Ruhrort, 1909, S. 113
- Hanspeter Rings, Mannheim auf Kurs, 2003 - Hrsg. Stadtarchiv Mannheim
- Unterlagen des Unternehmens
PIONEER OF THE INDUSTRIAL HARBOUR
HUBER-MÜHLE
„The brewing industry has acquired considerable significance here.” This is from the book „Mannheim und seine Bauten“ (Mannheim and its buildings). This was published in 1906 and in it the Malzfabrik Adolf Heymann (malting plant) is noted first. As one of the first entrepreneurs, Heymann settled in the industrial harbour in 1899. Although the building has been completely rebuilt several times, the original structure remains recognizable.
The old un-rendered brick boiler house, with its arched façade, is clearly recognizable. The old brick façades of the former malt factory still have iron lattice windows with round arches. The modern mill from the 1950s, a concrete building textured by bricks and window bands, has been built next to the old buildings. The roof over the loading zone connects all three parts.
The unloading area and some warehouses were on the opposite side of the Industriestraße, directly next to the Kaiser-Wilhelm-Hafen. The buildings of the Huber-Mühle are recognizable today by their dark red- painted brick masonry. The old factory chimney originally stood in front of the boiler house. After the First World War it was replaced by a new one, which was placed at the back. This was in operation until the mid-1950s
Adolf Heymann expanded his factory by the addition of a corn mill. In 1917, his successor, Albert Heymann, converted the factory into a hulling mill for barley, peas, millet and rice. He also sold chicken feed. The brand name AHAMA (derived from "Adolf Heymann Mannheim") established itself as the name for all products. The brand name remained when, in 1938, the mill was taken over by a new owner and renamed the Huber-Mühle. The sale to the family Aichmann-Huber was not voluntary. As a Jew, Heymann was a victim of Aryanisation. Later he was murdered in the concentration camp Bergen-Belsen.
After the reconstruction of the war-damaged mill, only flour was allowed to be milled. Sometimes up to 20 to 25 workers were working in three shifts at the steam machines in the power and boiler house. It was not until the mid-1950s, during the transition to rice processing, that the production was electrified. By 2013, rice and pulses were being peeled. Since 2014, the Swiss company Prodosa AG has used the mill as a warehouse for organic and conventional grains and oil seeds.
Von der Innenstadt über die Jungbuschbrücke in die Untermühlaustraße fahren und links in die Pyramidenstraße einbiegen. Die Haupteinfahrt liegt in dieser Straße nach ca. 50 m auf der linken Seite.
Nächste VRN-Haltestelle: Mannheim, Pyramidenstraße
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