Schienenwege und Asphaltstraßen basieren im wahrsten Sinne des Wortes auf Porphyrschotter. Das gilt zumindest in der Metropolregion Rhein-Neckar für viele Ortsverbindungen. Die hellen Steinbrüche am Bergstraßenhang sind vom Rheintal aus weithin sichtbare Geländemarken, besonders deutlich am Wachenberg in Weinheim. Erst nach der Stillegung "verschwinden" sie wieder optisch im Landschaftsbild, wie am Ölberg-Steinbruch in Schriesheim sichtbar ist. Die Brüche in Dossenheim liegen dazwischen. Vgl. die Fotos bei Wikipedia/Dossenheim.
Porphyrsteinbrüche
Stillgelegte, z.T. umgenutzte Steinbrüche
Als Schottermaterial für den Straßen- und Eisenbahnbau ist Porphyr bis heute gefragt. Das Gesteinsmaterial überlagert mit einer mächtigen Decke die Kuppe des Schriesheimer Ölbergs. Eine Gebirgssenkung jenseits einer Bruchlinie am Südhang des Ölbergs, der sogenannten Schauenburg-Verwerfung, ist der Grund für die tiefere und damit günstigere Lagerung des Dossenheimer Porphyrs.
Die Geschichte der Steinbruchbetriebe in Dossenheim reicht bis in das Jahr 1760 zurück. Mit dem zunehmenden Bedarf an geeignetem Straßenbaumaterial wurde der Abbau der Dossenheimer Lagerstätten wirtschaftlich interessant. Die beiden großen Brüche am Sporenberg und am Hohen Nistler haben das Erscheinungsbild der Gemeinde geprägt.
Die ersten Abbaugebiete am Kirchberg wurden bis 1834 immer weiter ausgedehnt. Einheimische bestritten mit dem Brechen und dem Abtransport der Steine ihren Lebensunterhalt. Mit der Übernahe des Steinbruchbetriebs am Sporenberg im Jahr 1882 durch die Gemeinde kam Ordnung in den bis dahin unstrukturierten Gesteinsabbau. Zur gleichen Zeit begannen die Gebrüder Leferenz am Hohen Nistler ein Porphyrwerk aufzubauen. Es folgte eine Zeit, in der die Steinbruchindustrie aufgrund des weiter steigenden Steinbedarfs zu einem immer stärkeren Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde und deren Einwohner wurde. Drahtseilbahnen transportierten 1890/1898 das Gestein von den Brüchen zu den Sortier und Verladeeinrichtungen an die Landstraße der heutigen B3.
Der Hauptbruch am Sporenberg, der 1908-1926 vom Badischen Staat und ab 1927 dann von der Firma Vatter betrieben wurde, war vor dem ersten Weltkrieg mit 280 Arbeitern und einer Produktion von 184.000 m³ das größte Porphyrwerk Badens. Über 400 der 3000 Einwohner Dossenheims waren damals in den Steinbrüchen beschäftigt. In den Jahren 1919/20 nutzte sogar eine Heidelberger Firma für Stummfilmproduktionen die schroffen Felswände in den Steinbrüchen als Kulisse für die ersten deutschen Westernfilme.
In den Nachkriegsjahren verlor der Gesteinsabbau in Dossenheim zunehmend an Bedeutung, nachdem durch die Rationalisierung des Abbaus Arbeitsplätze weggefallen und neue Arbeitsfelder in Handel, Handwerk und Gewerbe hinzugekommen waren. Die Firma Leferenz stellte ihren Betrieb 1985 endgültig ein, im Vatter-Bruch wurde der Abbau noch bis 2002 fortgesetzt.
Sehenswertes:
Heimatmuseum Dossenheim Die heimatgeschichtliche Sammlung im alten Rathaus unterstreicht in ihrer Ausstellung auch die Bedeutung der Steinbruchindustrie für Dossenheim. Das Museum ist jeweils an jedem 3. Sonntag im Monat, von 14 – 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen auch unter Tel. 06221 86510 oder auf der Gemeindehomepage .
Steinbrechermuseum im ehemaligen Leferenz-Bruch Die Gemeinde Dossenheim betreibt im alten Steinbruchgelände zusammen mit einem privaten Feldbahnsammler ein sehenswertes Steinbrechermuseum. Ausgestellt und im Betrieb vorgeführt werden Feldbahnlokomotiven und Transportloren sowie typische Werkzeuge und Abbaugeräte aus der Steinbruchindustrie. Das Museum ist an mehreren Öffnungstagen im Jahr für Besucher zugänglich.
Steinbruch Porphyrwerk Vatter In dem 2002 eingestellten Steinbruchbetrieb am Sporenberg führt die Firma Vatter bis heute Sicherungs- und Verwahrungsarbeiten durch. Das videoüberwachte Steinbruch- und Betriebsgelände ist sicherheitsbedingt für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Der Bruch und die historischen Anlageteile sind allerdings von einem öffentlich zugänglichen Waldweg aus problemlos von außen einsehbar. Die industriehistorisch bedeutsamen Gebäude des Porphyrwerks wie Dampfkraftzentrale, Brecher- und Sortieranlagen aus der Anfangs- und Folgezeit des Steinbruchbetriebs, die Bergstation der Transportseilbahn sowie die ehemalige Feldbahnstahlbrücke in einen Seitenbruch unterstreichen die wirtschaftliche Bedeutung dieses Steinbruchbetriebs und zeigen dessen technische Entwicklung auf.
- Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald mit Einführung in die Geologie
- Beitrag aus „Industriekultur“ 4/2006
- Beitrag „Dossenheimer will alte Steinbruch-Anlage retten“ Mannheimer Morgen vom 17.06.2003
Heimatmuseum der Gemeinde Dossenheim
Altes Rathaus
Rathausstr. 47
69221 Dossenheim
Tel.: 06221/86510
Der Ortsmarker in der Google-Karte zeigt die Lage desMuseums.
Nächste VRN-Haltestelle: Dossenheim, Heimatmuseum (Linientaxi im Jahr 2009) oder an der Bundesstraße B3: Dossenheim, Bahnhof OEG
Steinbruch Leferenz
Anfahrt erfolgt über alte B3, und die verlängerte Friedric-Ebert-Straße (Straße endet am Werktor, begrenzte Parkmöglichkeiten vorhanden).
Steinbruch Vatter
Vom Heimatmuseum ca. 15 Minuten über Steinbruchweg nur fußläufig erreichbar. Achtung Sackgasse, keine Park- und Wendemöglichkeiten! Festes Schuhwerk erforderlich! Der Steinbruchweg mündet in den Steigentalweg auf dem das Steinbruchgelände durchwandert werden kann. Der Steigentalweg ist öffentlich zugänglich und von hier aus sind die Betriebsanlagen gut einsehbar. Alle anderen Steinbruchbereiche sind eingezäunt und dürfen nicht begangen werden. Es besteht Lebensgefahr!!! Die Anlage ist sicherheitsbedingt videoüberwacht.