Der Blick vom Wasserturm zur Augustaanlage trifft ein großes helles Steinrelief: ein Mann in wadenlangem Arbeitskittel zeigt verhalten auf eine stilisierte, verhältnismäßig kleine Räderkonstruktion. Oben steht „Carl Benz 1844 1929“. Es sind die Lebensdaten des „Pioniers des Kraftwagenbaues“, wie die Rückseite des Monuments erläutert. Das nur wenig erhabene Relief im Muschelkalk ist nicht ganz einfach zu erkennen.
Carl Benz hat 1871 in Mannheim eine Werkstatt im Quadrat T 6 gegründet. 1886 erhielt er das Deutsche Reichs-Patent Nr. 37435 für den Patent-Motorwagen („Dreirad“). 1904 schied er aus seinem inzwischen sehr großen Mannheimer Unternehmen im Streit aus, um in Ladenburg ein eigenes Werk zu eröffnen.
Das Denkmal ist eines der ersten, das je für einen Techniker und nicht für einen Herrscher oder Künstler errichtet wurde. Auf seiner Rückseite trägt es die Namen und Embleme der Stifter: RDA (Reichsverband der Automobil-Industrie), AvD (Automobilclub von Deutschland), ASC (Allgemeiner Schnauferl-Club) und der ADAC sowie das Relief eines modernen Rennwagens der 30er Jahre.
Vor dem Denkmal Richtung Wasserturm ist seit einigen Jahren eine Bronzenachbildung des ersten fahrbereiten Automobils von Benz aufgestellt. An der Stelle der Werkstatt in T 6, 33 (früher hieß die Adresse T 6, 11) steht heute ein gesichtsloser Neubau. Das Einfahrtstor schmückt ein Schattenriss des von Benz erfundenen Autos aus Metall.
Denkmal
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Obwohl das Denkmal im April 1933 eingeweiht wurde, und obwohl der Gedenkstein ideologisch von der NS-Kultur vereinnahmt wurde, ist sie jedoch mit anderen Absichten von Max Laeuger, Professor für Figurenzeichnen und Dekoration an der Karlsruher Technischen Hochschule, gestaltet worden. Er wollte ein zeitloses Design und orientierte sich an ägyptischer und assyrischer Monumentalkunst.
Laeuger galt später in der NS-Zeit als ein „Vorzeigekünstler“. Die Gestaltung des Denkmals ist oft kritisiert worden. Bertha Benz, die Witwe von Carl Benz soll bei der Enthüllung kommentiert haben: „So e Nachthemd hat er nie getrage!“ Bei seiner Einweihung muss die politische Lage schwer auf die Stimmung geschlagen haben. Dazu und zu den künstlerischen Gedanken gibt der Artikel von Volker Keller vom Verein Stadtbild Auskunft:
Das Denkmal ist im Laufe der Jahre durch Umwelteinflüsse – vor allem durch Autoabgase – ziemlich angegriffen. Im Jahr 2000 hat der Verein Stadtbild – und nicht etwa die Firma Daimler Benz oder die Stadt selbst - es gründlich sanieren lassen, so dass die Schriftzüge wieder sichtbar wurden. Im Zuge der Umgestaltung der Augusta-Anlage soll das Denkmal bis 2015 einen neuen Platz erhalten und parallel zur Anlage aufgestellt werden, damit die Sicht auf den Wasserturm nicht verstellt wird.
- Hans-Erhard Lessing: Mannheimer Pioniere, 2007
- Artikel von Volker Keller vom Verein Stadtbild
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