Schrott ist das letzte, war von einem Auto übrig bleibt. Schrott wird bei einem Recyclingunternehmen wieder zum Rohstoff für die Stahlindustrie. Die Mannheimer Niederlassung eines der ältesten und bedeutenden Metallrecycling-Unternehmen, die TSR Recycling GmbH & Co. KG, ist im Industriehafen angesiedelt.
Werktags rangieren schwere Laster in der schmalen Straße, doch ein hohes Metalltor versperrt den Blick auf die Anlagen und die Schrottberge. Das Betriebsgelände ist von Wasser umgeben, denn es liegt auf der Landspitze der Halbinsel zwischen dem Kaiser-Wilhelm-Hafen und dem Bonadieshafen. Von dort aus hat man sicher die schönste Sicht auf das Panorama des Industriehafens.
Doch um einen Blick auf die imposanten Anlagen des Recyclingunternehmens zu werfen, geht man am besten zur Pyramide (hinter Industriestraße 9), zum Platz vor dem Eventcenter (Industriestraße 13-15) oder man macht eine Hafenrundfahrt. Von hier sind die große blaue Schredderanlage, der Kran, der die Schiffe entlädt, die alte Lok und die verschiedenen Greifer, Bagger und andere Fahrzeuge gut bei der Arbeit zu beobachten. Beeindruckend ist der riesige Magnet, mit dem „verschütteter“ Schrott auch aus dem Wasser gefischt werden kann. Nachts ist die Anlage beleuchtet, weil der Betrieb oft zweischichtig gefahren wird, und um Metalldiebe fern zu halten. Die kreischenden und polternden Geräusche der Maschinen und Greifen dröhnen nachts um so lauter über das ruhige Wasser.
Die Bauten in der Lagerstraße sind modern und funktional. Von der alten Nutzung als Kohlehandel und Brikettfabrik ist nichts mehr zu sehen.
Die TSR-Betriebe sind zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe. Autowracks werden hier jedoch nicht direkt vom Besitzer angenommen, sondern nur von zertifizierten Autoverwertern und zwar „trocken“, d.h. ohne Benzin, Diesel und Öl. Hier treten sie ihre letzte Reise an: der Schredder braucht für ein Auto nur 15 Sekunden um es fein zu „schroten“.
Ausführlich und sehr anschaulich beschrieben hat die Arbeit des Recyclingunternehmens Edo Reents in einer Reportage für die FAZ vom 28.2.2009 in Auszügen bei Dateien und als Bezahlartikel im FAZarchiv.
Kohlenumschlagsanlagen, Kohlengroßhandel und –lager, Brikettwerk, Brechwerk
Metall-Recycling-Anlage
Bei der Gründung des Industriehafens um 1900 befanden sich auf der Landzunge ausgedehnte Kohleberge der „Syndikatfreien Kohlenhandelsvereinigung". Dies bediente mit 20 braunen Pferdefuhrwerken, die in der Stadtteilen „mit Schellengeläute ihre Brennstoffe anboten“ nicht nur die Stadtkundschaft, sondern Unternehmen im ganzen süddeutschen Raum.
1905 baute man eine Brikettfabrik auf. Das Gelände verfügte über eine Wasserfront von 750 m Länge, an denen zwei fahrbare Verladebrücken mehrere Schiffe gleichzeitig löschen konnten und außerdem über einen Gleisanschluss auf beiden Seiten der Landzunge. Die Gleise im Westen sind inzwischen demontiert, während sich auch heute noch auf dem Ostgleis immer wieder Züge mit Metallschrott parallel und quer über die Industriestraße schieben. Brennstoffe kamen meist über das Wasser und konnten sofort auf Waggons, auf Fahrzeuge oder auf Lager verladen werden. Koks wurde in einem Brechwerk, verbunden mit einer Siebanlage gebrochen und separiert.
1916 entstand aus der Syndikatfreien Kohlenhandelsvereinigung die „Anker“ Kohlen- und Brikett-Werke GmbH. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil der Anlage durch Bomben beschädigt, die Brikettfabrik wurde schnell wieder aufgebaut und konnte schon Anfang der 1950er-Jahre ihre Leistung gegenüber der Vorkriegszeit verdoppeln. Es wurden dann auch Anthrazit-Eiformbriketts 50g und Nussbriketts 24g hergestellt (Quelle: 350 Jahre Mannheim).
Das Ende der Kohlen-Firma Anker ist ungeklärt. Jedenfalls war sie Ende der 1970er-Jahre nicht mehr im Adressbuch von Mannheim verzeichnet. Bauliche Spuren des Kohlen-Lagers und der Brikettfabrik sind nicht erhalten.
Interessant ist, dass es am Ende der Lagerstraße 1979 noch eine kurze „Floßmarktstraße“ (im rechten Winkel nach Westen abzweigend) gegeben hat. Einen Marktplatz für Floße gab es tatsächlich bis in die 1960er-Jahre auf dem Altrhein und in der Mitte des Industriehafens.
Die Firma „Thyssen-Sonnenberg GmbH Schrott und Metallgroßhandel“ ist seit Mitte der 1980er-Jahre auf der Spitze der Landzunge ansässig. Die Wurzeln des Bottroper Unternehmens TSR Recycling GmbH & Co. KG sind die Schrottsparten der Unternehmen Thyssen (gegründet 1890) und Klöckner (gegründet 1906) die 1996 fusionierten. Vier Jahre später wurde die TSR bereits an die niederländische SHV (Steenkolen Handels-Vereeniging) verkauft, die die TSR 2007 an die jetzigen drei Hauptgesellschafter weiterverkaufte: das Dienstleistungsunternehmen der Wasser- und Kreislaufwirtschaft REMONDIS AG & Co. KG mit Sitz in Lünen (60 %), den italienischen Stahlproduzenten Alfa Acciai Spa (20 %) und die Karlsruher MetallhandelsHolding Cronimet GmbH (20 %).
TSR hat europaweit 90 Niederlassungen und betreibt insgesamt 38 Großscheren, 15 Blechpaketierpressen, zwei Spänebrikettierpressen, zehn Shredder, neun Fallwerke und fünf Separationsanlagen für Nichteisenmetalle. Mit diesen Aggregaten werden Schrott- und Metallabfälle zu hochofenfertigen Vorprodukten wie Graugussbriketts, Automobilblechpaketen, Kühlschrott, chargierfähigen Hochofenprodukten und Metallgranulaten aufbereitet (Quelle: Wikipedia).
- Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/TSR_Recycling
- 350 Jahre Mannheim, Jubiläumsausgabe, 1957, Verlag Harrsen und Co
Tel.: 0621 3220-0
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