Mannheimer Reedereien hatten sich die Orderstation vor ungefähr 100 Jahren eingerichtet, um alle durchfahrende Schiffe zu registrieren und Anweisungen an die Kapitäne zu übermitteln, welcher Hafen anzulaufen und wo welche Ladung zu übernehmen oder zu löschen sei. Für Reedereien war die genaue Disposition und termingerechte Ausführung der „Orders“ existenziell. Modernere Kommunikationsmittel machten den Betrieb einer Orderstation ab den 1970er-Jahren jedoch überflüssig. Die Orderstation hatte andererseits schon seit Jahrzehnten auch eine Gastwirtschaft betrieben und blieb so noch lange ein Treffpunkt für Schifferfamilien.
Das zweigeschossige Haus liegt unter einigen großen Pappeln allein auf weiter Flur – ein Landschaftsschutzgebiet mit seltenen heimischen Pflanzen- und Tierarten – etwa ein Kilometer nach der Neckarmündung rheinabwärts. Auf dem gegenüberliegenden Rheinufer erstreckt sich die BASF. Die weltweit größte zusammenhängende Chemiefabrik ist hier in fast voller Länge zu sehen,- nicht nur für „Industrieromantiker“ ein faszinierender Anblick -, besonders bei Sonnenuntergang und nachts. Hinter der Orderstation auf der Friesenheimer Insel befindet sich die BASF-Raffinerie, die oft Gas abfackelt. Ständig passieren große Schiffe.
Von den technischen Einrichtungen der Orderstation ist nichts erhalten geblieben. Die Bürokanzel der ehemaligen Orderstation, ein großes Fenster, liegt unmittelbar neben der Terasse. An-, Auf- und Umbauten haben das Haus aber immer wieder verändert. Zuletzt wurde das Gasthaus 2011 von Grund auf renoviert.
Orderstation für die Rheinschifffahrt
Wann genau und von wem die Orderstation gebaut wurde ist unbekannt. Eine ehemalige Besitzerin berichtete, dass sie vor Jahren unter der Tapete Zeitungen von 1928 aufgeklebt fand. Aufgrund eines Erbpachtvertrags ist zu vermuten, dass das Grundstück 1919 bebaut wurde.
Die Friesenheimer Insel entstand 1827 durch die Rheinbegradigung („Friesenheimer Durchstich“). Zu Zeiten der Gründung des Industriehafens existierte an diesem Platz noch keine Orderstation. Zeitweise gab es eine Fährverbindung für Fußgänger zwischen der Friesenheimer Insel und Friesenheim auf der Ludwigshafener Seite, die in der Nähe der Orderstation ablegte.
In den 1950er-Jahren war die Orderstation noch voll in Betrieb. Ein Foto von Robert Häusser zeigt den damaligen Betreiber der Orderstation mit Fernglas und Telefon bei der Arbeit (Mannheim im Aufbau, 1955). Überliefert ist, dass die Kommunikation mit den Schiffen über Megafon funktionierte, manchmal wurden Schriftstücke, Informationen oder private Post per Ruderboot auf das Schiff gebracht, aber oft sind die Schiffer wohl auch bei der Orderstation selbst eingekehrt. Die Elektrizität wird heute über Freileitung angeliefert, – ein Fortschritt – denn noch vor einer Generation wurde abends ein Dieselaggregat angeworfen.
Entlang des Rheins gab es früher Dutzende privater Orderstationen, darunter in Karlsruhe, Sondernheim, Ludwigshafen und Worms.
Im Laufe der 1970er-Jahre ist die Orderstation eingestellt und nur noch als Gasthaus betrieben worden. Jetzt als türkische Shisha-Bar (Mai 2023)
Leider ist durch zahlreiche Um- und Anbauten von der ursprünglichen Bausubstanz nur noch wenig zu sehen. Leider kein schönes Beispiel für Umnutzung eines industriekulturell interessanten Objektes.
Der schönste Weg zur Orderstation ist per Rad oder zu Fuß am Neckar und Rhein entlang.
Nächste VRN-Haltestelle: Kammerschleuse, dann etwa 2 km den Neckar und Rhein abwärts laufen.
VRN-Fahrplanauskunft
Mit dem Auto kann man von der Diffenébrücke vor der Müllverbrennung links (Richtung Tierheim) fahren, bis man den Rhein sieht (Max-Plank-Straße). Nach der Rechtskurve geht es links vom Damm herunter und über einen schmalen Weg direkt zur Orderstation.