Das Hochbauamt staffelte die einzelnen vollunterkellerten 7 Blöcke sowohl in ihrer Lage, in ihrer Länge als auch in ihrer Höhe und erhielt damit eine malerische Rhythmisierung. Hinter den straßenseitigen zweistöckigen Häusern ordnen sich versetzt dreistöckige an.
Die Gebäude mit roten Klinkerfassaden im neobarocken Stil werden durch hohe steile Mansarddächer, kräftige Traufgesimse, Eckpilaster und Mittel- bzw. Eingangsrisalite gekennzeichnet. Sohlbänke, Fensterstürze und Hauseingänge wurden auf sehr traditionelle Weise in Sandstein ausgeführt. Die ehemals zweiflügligen Sprossenfenster konnten ursprünglich mit Lamellen-Klappläden geschossen werden. Im Jahre 1938 wurden in den Kellerräumen der Gebäude Nr. 218 und 220 auf Kosten des Reichsfiskus öffentliche Luftschutzräume eingerichtet. Das im Zweiten Weltkrieg komplett zerstörte Haus Nr. 226 wurde 1952 originalgetreu wieder aufgebaut. Beim Wohnhaus Nr. 232 mussten die Dachschäden beseitigt werden. Ein im Erscheinungsbild etwas abweichendes Gebäude ist das kleine Wohnhaus in kubischer Form in der Akazienstraße 2, das nur 3 Wohneinheiten aufweist.
Die großzügig geschnittenen Wohnungen haben eine große Wohnküche, Innentoiletten und teilweise von Anfang an schon Bäder. Die 69 Wohnungen der Siedlung unterteilten sich in 48 Zweizimmerwohnungen mit Wohnküche, Spüle und Zubehör, 9 Zweizimmerwohnungen mit Kammer, Küche und Bad, 9 Dreizimmerwohnungen mit Kammer, Küche und Bad und 3 Dreizimmerwohnungen mit Küche und Bad.
Zu jeder Mieteinheit gehörten auf dem rückwärtigen Gelände ein 140 qm großer Gartenanteil und Kleintierställe. Die Freiflächen sind mittlerweile mit Rasen und Auto-Stellplätze umgewidmet. Von der Waldhofstraße führte ursprünglich zwischen den Häusern Nr. 220 und 222 auf einem Damm eine Gleisanlage zum Gaswerk.
Wohnungen für Mitarbeiter des Gaswerks Luzenberg
Wohnungen
Ab dem Jahre 1852 wird Mannheim mit Gas versorgt. In dem Jahre hatte die Firma Sonntag, Spreng & Engelhorn in den Quadraten K 6 und K 7 ein privates Gaswerk errichtet, das später von der Kommune übernommen wurde. Am 1. Dezember 1879 wurde das größere Gaswerk auf dem Lindenhof in Betrieb genommen. Als Ersatz für das später abgebaute Lindenhöfer Gaswerk erfolgte der Bau des Gaswerks Luzenberg im Jahre 1900. Die Gasversorgung stieg von 9 Millionen cbm im Jahre 1900 auf 58 Millionen cbm im Jahre 1950. Von Luzenberg wurden auch die Stadtgemeinden Viernheim und Weinheim versorgt. Mit der Auflösung des Gaswerks 1968 endete die Betriebsgeschichte dieser einst sehr modernen und vorbildlichen Anlage.
Bereits am Vorabend des Ersten Weltkriegs forcierte die Stadt Mannheim den Bau von Arbeiterwohnungen, um die Anlagen auch bei nächtlicher Betriebsstörung geordnet bedienen zu können. Denn das Werk besaß als einzige Gasquelle der Stadt große Bedeutung. Wenn Arbeiter nicht zur Nachtschicht erschienen oder während der Nacht im Werk arbeitsunfähig wurden, musste schnellstmöglich für Ersatz gesorgt werden. Bis zur Errichtung der Wohnsiedlung war es erforderlich, Ersatzleute aus der Stadt herbei zu holen, was längere Zeit in Anspruch nahm. Noch ungünstiger gestalteten sich die Verhältnisse, wenn in der Nacht Betriebsstörungen eintraten. Beim Reißen der Kokstransportkette z.B. musste dann an die Stelle der maschinellen Arbeit die Handarbeit treten. Dies konnte von der in der Nacht vorhandenen geringen Zahl von Arbeitern kaum geleistet werden.
1920 gelang es schließlich nach Grundstückserwerb und Bereitstellung von 5,5 Mio. Mark für die Baukosten, das Projekt in Angriff zu nehmen. Der städtebauliche und architektonische Entwurf lag beim städtischen Hochbauamt unter Leitung von Karl Roth (1875-1932), der als Nachfolger von Richard Perrey seit 1919 dem Amt vorstand. Roth verließ Mannheim aber bald wieder, um im Jahre 1921 eine Professur an der Technischen Hochschule Darmstadt anzunehmen. Für die Belegschaft des Gaswerks entstanden ab 1921 insgesamt 69 Wohnungen. Da das Baugelände im früheren Altrheingebiet liegt und infolgedessen früher Sumpfgebiet war, erhöhten sich die Baukosten auf 6,6 Mio. Mark. Hierin sind die Kosten für die schwierige Fundamentierung, Geländeaufschüttung, Zuwege, Zuleitungen, Planierung und Einfriedigung eingerechnet.
Die Siedlung ging 1999 von der MVV in das Eigentum einer privaten Wohnungsgesellschaft über.
- Friedrich Schraeder: 50 Jahre Gaswerk Mannheim-Luzenberg, in: Mannheim heute, 1950, 1.Jg., H.5 S. 14-17
- Monika Ryll: Das Arbeitersiedlungswesen in Mannheim, in: Mannheim und seine Bauten, Bd. 5, 2005, S. 106-115
ÖPNV Straßenbahnlinien 1 und 3 Haltestelle Untermühlaustraße
Die Gebäude sind nicht zugänglich.