Auf einer dreieckigen Fläche in K 7, die in Mannheim ebenfalls als "Quadrat" bezeichnet wird, erstreckt sich eine Vierflügelanlage mit kleinem Innenhof sowie ein westlich angeschlossener langer Flügelbau mit insgesamt ca. 4000 qm Nutzfläche. Das mächtige dreigeschossige Hauptgebäude wird durch einen leicht vorspringenden gedrungenen fünfachsigen Turm charakterisiert. Im Erdgeschoss lag ursprünglich hinter den fünf großen Rundbogenfenstern ein Ausstellungsraum für Gas- und Stromverbrauchsgegenstände. Die künstlerisch gestalteten Schlussteine der Rundbogenfenster weisen mit ihren Reliefs auf die Funktion des Verwaltungsbaus hin: Wasser, Kohle, Adler (Gas), Feuer, Blitz (Elektrizität).
Neben dem Risalit am Luisenring befindet sich der Hauptzugang, gekennzeichnet durch einen eingeschossigen Vorbau. Der Hauptbau hat ein Mansarddach mit Gauben, der Turm ein Flachdach, der lange Flügelbau - nach dem Zweiten Weltkrieg verändert wiederaufgebaut - ein flaches Walmdach. Die Verbreiterung des Luisenrings 1970 ging im Erdgeschoss zu Lasten einer Teilfläche, die für die Fußgänger als öffentlicher Durchgang erschlossen wurde.
Architektonisch interessant ist die Südostecke dieser baulichen Anlage. Hier wurde ein bereits bestehender Bau der Stadtwerke von 1908 in das Gesamtkonzept integriert. Dieser Trakt unterscheidet sich durch die Materialwahl mit reicher Verwendung von Sandstein und Zierfachwerk, durch die Dachkubatur mit Sattel- bzw. Krüppelwalmdach sowie durch die Architektursprache mit großflächigen Segmentbogen- und Drillingsfenstern, teilweise umrahmt mit Jugendstilgewände. Das Dach nach J 7 schmückt eine kleine Gaube mit geschwungener Haube. Mit seiner Fassaden- und Dachgestaltung fällt dieser Bauteil aus dem ansonsten eher schlichten, dem Stil der Neuen Sachlichkeit verhafteten Verwaltungsbau der Weimarer Zeit optisch heraus.
Im Erdgeschoss lag ursprünglich die Schalterhalle, um die herum die Hauptkasse, die Verrechnungsstelle, der Maschinensaal für die Berechnungen sowie der Erhebersaal angeordnet waren. Im Keller war ein Vortragssaal und eine Ausstellung für Großküchengeräte für den Verbrauch von Gas und Strom eingerichtet. Im ersten Obergeschoss befanden sich die Direktionsräume, das Sekretariat, die Kanzlei, Bibliothek, Statistik sowie der Sitzungssaal. Das zweite und dritte Obergeschoss beherbergte die technischen Abteilungen, und zwar die Bauabteilung, Kabelnetzabteilung, Wasser- und Gasrohrnetzabteilung sowie die Büros für die Gasfernversorgungen. Auch die Lehrküche und das Beamtencasino waren hier untergebracht. Darüber hinaus lagen im dritten Stockwerk noch die beiden Wohnungen für den Hausmeister und den Heizer. Im Turmgeschoss, also im vierten und fünften Obergeschoss, war die Registratur untergebracht.
Der Gang durch das Gebäude bringt zahlreiche sehenswerte Ausstattungsdetails aus der Erbauungszeit: schöne Wand- und Bodenfliesen, Terrazzo, Stuck, offene Treppenhäuser mit qualitätvollen schmiedeeisernen Geländern sowie filigrane Metallfenster und ansprechend gestaltete Türgewände hin. Bei genauerer Betrachtung sind die beiden Bauphasen 1908 und 1922 auch an der Inneneinrichtung erkennbar. Den älteren Bauteil prägen Jugendstilformen, den jüngeren expressionistische Formen der Weimarer Zeit.
Gebaut als Verwaltungsgebäude der städtischen Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke; auf einer Teilfläche ursprünglich auch Fuhr- und Gutsverwaltung;
zwischen 1943 und 1951 Rathaus der Stadt Mannheim mit Sitz des Oberbürgermeisters;
ab 1976 Ordnungsamt
Fachbereich Bürgerdienste sowie ein Teil des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung
Nach Schleifung der Festungsreste im Jahre 1800 ließen sich am Rande der nördlichen Altstadt sowie im Jungbusch mehrere Industrien nieder. Auf den „Zwickelquadraten” K 6 und K 7 stand ab Mitte des 19. Jahrhunderts die von Friedrich Engelhorn (1821-1902), dem späteren BASF-Gründer, betriebene Gasfabrik, der auch eine Direktorenvilla angeschlossen war. Nachdem die Stadt Mannheim die Gasfabrik übernommen, und die Bedeutung der zentralen Gas-, Wasser- und Stromversorgung zugenommen hatte, wurden die alte Gebäude zu Verwaltungszwecken umgenutzt. Betrug die Zahl der Anschlüsse an die Wasser-, Gas- und Stromleitungen um 1910 noch ca. 37.500, so stieg die Zahl 15 Jahre später auf ca. 98.000. Die geförderte Wassermenge stieg in derselben Zeit von 6,7 cbm auf 12 cbm; die Gasproduktion verdoppelte sich von 15 Mio. cbm auf 30 cbm; die Stromproduktion vervierfachte sich nahezu von 13,8 Mio. auf 46,5 Kilowattstunden. Diese Entwicklung führte auch zu einer stetigen Zunahme des Personals der Stadtwerke von 114 Mitarbeiter im Jahre 1910 auf 272 Mitarbeiter im Jahre 1926.
Nach dem Ersten Weltkrieg waren die teilweise noch von der alten Gasfabrik stammenden Mauern derart baufällig, dass ab 1922 nach Entwurf des Baubüros der Stadtwerke sowie des städtischen Hochbauamts unter Leitung von Josef Zizler ein Neubau auf dem ca. 2000 qm großem Areal in K 7 geplant wurde, der schließlich im Jahre 1925 bezogen werden konnte.
An den Kassenschaltern wurden jährlich bis zu 200.000 Personen abgefertigt; 70.000 Rechnungen wurden monatlich geschrieben. Um den Aufwand bewältigen zu können, waren Rechen-, Buchungs- und Schreibmaschinen in allen Büros allgegenwärtig. Auf einer Teilfläche im 2. Obergeschoss war zunächst auch die Fuhr- und Gutsverwaltung untergebracht.
Nach Zerstörung des Rathauses in N 1 im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs wurden die städtischen Ämter und der Dienstsitz des Oberbürgermeisters in das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke in K 7 verlagert. Zwischen 1943 und 1951 diente demzufolge das Gebäude auch als Rathaus der Stadt Mannheim. Im vertäfelten Sitzungszimmer im 1. Obergeschoss wurde 1945 die Kapitulation mit den Amerikanern unterzeichnet. Nach Umwandlung der Stadtwerke in die Rhein-Neckar AG im Jahre 1958 und Bau eines Hochhauses am Neckar gegenüber von K 7 ab 1962, zog der für Energie zuständige Versorgungsbereich im Jahre 1965 aus dem Gebäude aus. Seit 1976 beherbergt der Komplex in K 7 das Ordnungsamt und heute den Fachbereich Bürgerdienste sowie teilweise den Fachbereich Sicherheit und Ordnung.
- Mannheim. Neue Bauten 1919-1927, hrsg. von Oberbaudirektor Josef Zizler, Düsseldorf 1927, S. 42-45
- Mannheim und seine Bauten 1907-2007, Bd. 2 (Verwaltung, Handel und Gewerbe), Mannheim 2000, S. 106-107
ÖPNV: Straßenbahnlinie 2 (Haltestelle MVV-Hochhaus oder Dalbergstraße)
übliche Öffnungszeiten der Bürgerdienste