Für mehr als 130 Jahre wurden im unteren Elsenztal Tapeten produziert. Die Fabrik war nicht nur eines der bedeutendsten Unternehmen der Branche, sondern bot im ländlichen Raum zahlreichen Menschen eine Erwerbsmöglichkeit.
Papier- und Tapetenfabrik
Seniorenheim und weitere unterschiedliche gewerbliche Nutzung
Die Firma wurde 1838 von Georg Scherer in Heidelberg gegründet und zog nach Eintritt seines Bruders Valentin Scherer 1846 ins benachbarte Neuenheim um. Nach der Eröffnung des ersten Teilstücks der sogenannten Odenwaldbahn zwischen Heidelberg und Mosbach im Jahr 1862 richtete das Unternehmen im folgenden Jahr ein Zweigwerk in Bammental unweit der neuen Schienenstrecke ein. Da ein Teil der Beschäftigten aus Neuenheim kam, wurde in der Nachbarschaft des Betriebs eine kleine Arbeitersiedlung errichtet. Schließlich wurde der Sitz der Firma „Gebrüder Scherer“ 1872 nach Bammental verlegt.
Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts beschäftige das Unternehmen, das 1895 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, rund 150 Mitarbeiter und stellte jährlich 3 Millionen Tapetenrollen her. 1907 trat die Firma dem Kartell Tapeten-Industrie-Aktiengesellschaft“ (TIAG) bei, das aber bereits zwei Jahre später wieder aufgelöst wurde. Die nun wieder selbständige Bammentaler Fabrik konnte sich erneut am Markt behaupten und meldete 1911 die Markennamen „Fondal“ und „Dural“ an.
In den 1920er Jahren war die Zahl der Beschäftigten auf 270 Mitarbeiter angestiegen. Zudem bestand seit 1919 die Tochtergesellschaft „Sedatin GmbH“, die Seidentapeten erzeugte. Als Folge der Weltwirtschaftskrise ging die Gesellschaft 1934 in Konkurs. Ein Jahr später wurde der Betrieb von der Firma „Gebrüder Ditzel“, aus Meckesheim übernommen, die 1906 als Zündholzfabrik gegründet worden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Fabrik problemlos an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Die Zahl der Beschäftigen erreichte in den 1970er Jahren mit mehr als 500 Personen einen Höchststand. Doch setzte ab Beginn der 1980er Jahre der Niedergang ein. 1986 gab das Unternehmen den Standort Bammental auf. Die Produktion von Tapeten wurde noch einige Jahre in Neidenstein weiter betrieben.
Nach der Stillegung der Bammentaler Fabrik wurde ein großer Teil des Areals abgerissen und mit Wohnhäusern bebaut. Die zu Beginn der 1920er Jahre erbaute Papierfabrik blieb erhalten. In ihr befinden sich heute u. a. ein Seniorenheim und die örtliche Bücherei. Ein Teil der Immobilie wird gastronomisch genutzt. Eine in der Produktion eingesetzte Tapetendruckmaschine wurde vor dem Bammentaler Bahnhof aufgestellt, in dem das 1986 eröffnete Heimatmuseum untergebracht ist. Im Museum befinden sich einige weitere Exponate zur Geschichte der Tapetenherstellung.
Von den Fabrikgebäuden ist das Gebäude der Papierfabrik aus den Jahren 1922/23 erhalten.
- Friedrich Schupp, Die Industrie des Bezirks der Handelskammer Heidelberg, Heidelberg 1924, S. 27f.
- Gebrüder Ditzel AG (Hg.), Hundert Jahre Bammetal-Qualitäts-Tapeten 1838-1938, Heidelberg 1938.
- Günter Wüst, Bammental – Geschichte einer Elsenztalgemeinde, Heidelberg 1983, S. 566-576.
- Heinz Schmidt-Bachem, Aus Papier - eine Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Papier verarbeitenden Industrie in Deutschland, Berlin 2011, S 707-709.
Von der B 45 kommend auf der L 600/K 4160 nach Bammental rein fahren. Nach Unterquerung der Bahnlinie und der Überquerung der Elsenz findet sich links das Areal der ehemaligen Tapetenfabrik.
Nächste Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs: S-Bahnhaltepunkt Reilsheim
Nicht öffentlich zugänglich. Außenbesichtigung möglich.