Die Feudenheimer Fähre auf dem früheren Campingplatz Neuostheim war bis 1969 in Betrieb. Das ehemalige Fährhaus steht unter Denkmalschutz. Es ist jedoch sanierungsbedürftig und in seinem Bestand gefährdet. Es weist an dieser Stelle auf die bereits im Mittelalter bestehende Fährverbindung am Neckar hin.
Es handelt sich um einen eingeschossigen Putzbau mit Sandsteinrahmungen unter einem Satteldach. An der westlichen Giebelseite befindet sich der Hauseingang mit einer Hochwassermarken von 1882 und 1919.
Die Fassade wird durch hochrechteckige Fenster mit Sandsteinrahmungen, deren Bänke kräftiger ausgebildet sind, untergliedert. Die Pfettenenden des Daches sind diamantiert, die Sparrenenden leicht geschweift. Die Haustüre und die Holztreppe in das Dach vermutlich aus der Zeit um 1920. Der Keller weist eine Berliner Decke auf, die Außenwände sind in Sandsteinmauerwerk gehalten.
Bemerkenswert sind die alten Sprossenfenster.
Fährhaus der Feudenheimer Fähre, ab 1891 auch Dampfbahnstation der Kleinbahnlinie nach Heidelberg.
Leerstehend
Der Standort
Der Standort des Fährhauses in Neuostheim gehörte zum einst selbständigen Dorf Feudenheim, das im Jahr 1910 nach Mannheim eingemeindet wurde. Eine Feudenheimer Fähre wird 1365 als Zollstation und 1476 als Überfahrt bezeugt. In unmittelbarer Nähe lag auch die Feudenheimer Neckarmühle. Nach dem Bau der auf Dämmen angelegten Chausseen von Mannheim nach Heidelberg und nach Großsachsen ab dem Jahr 1762 diente die Fähre als Verbindung dieser beiden Chausseen. 1783/84 wurde die Fähre durch schweres Treibeis zerstört und 1785 neu errichtet. Aufgrund der Hochwasserkatastrophe wurde der Neckar zwischen der Feudenheimer Fähre und der Mannheimer Schiffsbrücke nach Plänen des Strombaudirektors Jacob Friedrich Dyckerhoff begradigt.
1867 waren die Deichbauarbeiten bis Seckenheim abgeschlossen. 1866 - 1871 wurde die Treidelschifffahrt durch die dampfbetriebene Kettenschiffahrt ersetzt. Dies führte zu einer Umgestaltung der Feudenheimer Fähre.
Das heutige Gebäude
Wahrscheinlich in dieser Zeit wurde das heutige Fährhaus errichtet. Die Hochwassermarke von 1882 ist ein weiterer Hinweis für eine Entstehung vor 1882. Der Bau neuer Bahnverbindungen trug zur Abnahme der Kundschaft bei.
Ab 1891 diente das Fährhaus auch als Dampfbahnstation der Kleinbahnlinie nach Heidelberg. Die Feudenheimer Bauern nutzten weiterhin die Überfahrt zu ihren Feldern links des Neckars, ebenso Kaufleute mit dem Ziel Feudenheim.
Ab 1921 wurde mit dem Bau des Neckarkanals begonnen. 1926/27 wurde die Neckarbrücke Seckenheim - Ilvesheim gebaut. Der Bau des Pionierhafens führte 1938 zur Einstellung des Fähr-Wagenverkehrs. An ihrer Stelle trat eine Nachenüberfahrt für Personen.
1945 wurde die Brücke über den Neckarkanal zerstört und die Fährleute mussten die Passanten über den Kanal rudern und dann mit dem Giernachen über den Altneckar setzen.
Das Ende des Fährverkehrs
1969 wurde mit dem Bau der Brücke des Rhein-Neckar-Schnellwegs begonnen. Buslinien ersetzten die Fährverbindung. 1973 widmete sich der letzte Fährmann, Karl Biedermann, nur noch der Fischerei, das Fährhaus wurde zum Fischerhaus (Verkauf von Aalen) und zur Betreuungsstation des entstandenen Campingplatzes umgenutzt.
Denkmalschutz
An der Erhaltung des ehemaligen Fährhauses besteht ein öffentliches Interesse aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen. Es dokumentiert eine auf das Mittelalter zurückgehende Fährverbindung und ist damit ein Dokument der Verkehrsgeschichte des Rhein-Main-Neckar-Raumes. Eine Datierung um 1867 ist wahrscheinlich. Es ist ein ortsfestes Dokument der alten Fährverbindung über den Neckar, außerdem dokumentiert es die Lebensweise der alteingesessenen Feudenheimer Fährmannsfamilien wie z.B. Hill, Kramp, Hornig, Sponagel und Biedermann, die über Generationen hinweg den Fährbetrieb durchführten.
Ausblick
Das Fährhaus ist in seinem Bestand gefährdet. Ein Brand zerstörte 2017 Teile des Dachstuhls. Die Stadt reinigte das Gebäude, das Dach wurde mit einer Plane abgedeckt.
Der Verein Stadtbild Mannheim und viele Bürger fordern eine neue, der exponierten Lage im Landschaftsschutzgebiet Unterer Neckar und am Neckartal-Radweg entsprechende Nutzung. Die Vorschläge zielen auf eine museale-pädagogische Nutzung ab oder auf eine Bewirtschaftung, etwa als Raststation für Radfahrer direkt am Neckartal-Radweg.
Die Stadtverwaltung rückte von den ursprünglichen Abrissplänen ab und plant nun (Herbst 2018) eine Sanierung und Verpachtung an einen Nutzer. Die Sanierung lässt allerdings auf sich warten.
- Feudenheim, Illustrierte Geschichte eines Mannheimer Vorortes, Mannheim 1991
- Günther Löhr, Die Feudenheimer Neckarpassage, in: Feudenheimer Hefte 4/ Mai 1973
- Willi Huber, Die Feudenheimer Insel, in: Feudenheimer Hefte 4/ Mai 1973
Verein Stadtbild Mannheim Volker Keller Tel: 0621/21762 E-Mail: keller.v@web.de
Zufahrt mit dem Auto aus Richtung Seckenheim kurz vor Neuostheim, gegenüber Schreinerei Ströbel rechts über OEG-Gleise.
Nicht öffentlich zugänglich, evtl. auf Anfrage