Insgesamt bemisst sich die Heidelberger Staustufe auf eine Breite von 170 m. Vier flachgedeckte blockhafte Pfeiler tragen die drei je 40 m breiten Wehrtore und weisen zum Oberwasser hin eine Abstufung auf, die als Aufleger für den stählernen Fußgängersteg dient. Seitlich verraten in den oberen Ecken der Pfeiler kleine Fenster die Lage des Maschinenraumes. Flussabwärts verjüngen sich die Pfeiler leicht und enden in einer rechtwinkligen Spitze.
Die Schleusenkammern von 110 m Länge und 12 m Breite befinden sich an der linken Uferseite; zwischen Schleuse und Wehr wurde ein Fischpass eingefügt.
Staustufe / Schiffsschleuse
Staustufe / Schiffsschleuse, Stromerzeugung
Wie andere Flüsse sollte auch der Neckar zwischen Plochingen und Mannheim zum Zweck des Gütertransports ausgebaut werden. In der Weimarer Republik gingen die Wasserstraßen in die Zuständigkeit des Reiches über, so dass die Regierungen der Anrainerländer mit einer entsprechenden Denkschrift beim Reichstag vorstellig wurden. Der 1921 abgeschlossene Staatsvertrag setzte damit eine Entwicklung in Gang, die in den folgenden anderthalb Jahrzehnten einerseits eine Kanalisierung des Neckars, andererseits den Bau von insgesamt 26 Staustufen zur Folge hatte und darüber hinaus mit den begleitenden Hochwasserregulierungen das Flusstal vielerorts als Baugrund erschloss; der Naturschutz spielte seinerzeit noch keine Rolle.
Mit dem Ausbau verkürzte sich die Flusslänge zwischen Plochingen und der Mündung in den Rhein um rund 10 km. Auf der nun 202 km langen Strecke war ein Höhenunterschied von 160 m zu überwinden. Die Staustufen mussten daher für einen geregelten Wasserstand sorgen, verfügten meist über Doppelschleusen, um eine gleichzeitige Abfertigung in beide Fahrrichtungen zu erlauben, und waren noch dazu überwiegend mit einem Wasserkraftwerk ausgestattet.
Eine besondere Herausforderung war der Bau der Heidelberger Staustufe: die Stromschnellen des „Hackteufels“ galten als typische Zutat der romantischen Talansicht, und die Lage in nächster Nähe der Altstadt ließ einen Betonbau (wie etwa in Feudenheim oder Neckarsteinach) als allzu störend erscheinen. Die Neckarbaudirektion legte die Gestaltung in die Hände des Architekten Paul Bonatz, dem sie danach auch die weiteren Staustufen des unteren Neckars überantwortete. Bonatz fand eine weithin akzeptierte Lösung, indem er niedrigere Pfeiler verwendete (wodurch die Wehre zwischen Ober- und Unterwasser nur acht statt andernorts zehn Meter in der Höhe bewegt werden können) und deren Betonkern mit dem lokal dominierenden roten Buntsandstein verkleiden ließ. Mit dem Bau ständig überströmter Walzenwehre sorgte Bonatz zudem für die bewegte Flussoberfläche in Anlehnung an die Stromschnellen. Zur Vermeidung eines zu massigen Baus verzichtete man auf ein Kraftwerk.
Erst 1996 – 1998 ergänzte die Neckar-AG die Anlage um ein unter der Wasseroberfläche befindliches Kraftwerk mit einer Durchströmturbine. In den Jahren 1965/66 sowie 2003/04 erneuerte man jeweils die Stemmtore des Wehres.
- Kulturdenkmale in Baden-Württemberg: Stadtkreis Heidelberg, Teilband 2. Ostfildern, 2013 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland), S. 433 f
- Rose Hajdu, Hrsg. Marc Hirschfell, Wolfgang Voigt: Paul Bonatz – Bauten an Rhein und Neckar. Tübingen / Berlin, 2014
- Franz X. Bogner: Das Land des Neckars. Ostfildern, 2005
S-Bahnhof Heidelberg Altstadt