Radtour im Handelshafen
Gut ausgerüstet mit Helmen und Regenkleidung traf sich die Fahrradgruppe am Schwerlastkran »Goliath« vor dem Speicher 7. Los ging die Fahrt entlang einer langen Reihe von Lagerhäusern und vorbei am Zollamt, das nicht nur für die Kontrolle von Ein- und Ausfuhr, sondern vor allem auch der Schwarzarbeit zuständig ist, bis unter die Kurt-Schumacherbrücke, wo unsere Führerin Barbara Ritter kenntnisreich die Geschichte der Mannheimer Schifffahrt, die ihren Durchbruch 1870 mit den Dampfschiffen hatte, auch anhand von historischen Fotos erläuterte. Dabei profitierten auch in Mannheim etliche Firmen, aber auch staatliche Betriebe wie Bahn und Hafen von den erheblichen Reparationszahlungen, die Frankreich nach dem 1871 verlorenen Krieg an Deutschland zahlen musste.
Und nicht nur der 1875 eröffnete Mühlauhafen wurde unter anderem von französischen Kriegsgefangenen gebaut. Mithilfe des Mannheimer Hafens, der bis 1910 Endpunkt für die großen Schiffe war, wurde Süddeutschland, aber auch die Schweiz und Elsass-Lothringen mit wichtigen Handelsgütern, v. a. Kohle, Petroleum, Getreide und Holz, aber auch Tabak und Wein versorgt. An diesem wichtigen Warenumschlagplatz entwickelten sich entsprechend nicht nur Lagerhäuser, sondern auf beiden Seiten des Rheins auch ein großes Mühlenzentrum. Die erste Mühle in Ludwigshafen war die Walzmühle, die Kaufmannmühle die erste in Mannheim.
Durch die Fruchtbahnhofstraße radelten wir um die Spitze des Mühlauhafens herum, wo das Schleusenwärterhäuschen, wie der Schleusenweg von der Existenz der ehemaligen Schleuse künden. In der Werfthallenstraße beeindruckten die Containergebirge, die von riesigen Ladekränen geordnet werden. Dabei erläuterte Barbara Ritter, dass Mannheim der erste Binnenhafen war, der Container eingesetzt (seit 1968) und damit die schwere Arbeit der Sackträger ersetzt hat.
Wasser von oben und links und rechts empfing uns an der Neckarspitze, der Mündung des Neckars in den Rhein, die auch einen Blick auf die beeindruckende Industrielandschaft der BASF bietet.
Zum vorletzten Mal Halt machten wir an den letzten vier Häusern der 1969 abgerissenen Eisenbahnersiedlung, die 1875 am damaligen Zentralgüterbahnhof in mehr als 150 Wohnungen nicht nur günstigen Raum sondern mit Brunnen, Waschhaus, Backhaus, Krankenstation, Kindergarten und Schule Vollversorgung für um die 1000 Bewohner/innen bot.
An der Teufelsbrücke – mit Blick auf die großzügig sanierte, umgebaute und heute v. a. aus Wohnungen bestehende Kaufmannmühle im Jungbusch – endete die offizielle Tour, bevor für einen Großteil der Teilnehmer/innen der inoffizielle Abschluß bei gutem Essen und guten Gesprächen im Restaurant »Küche« in der obersten Etage des Musikparks stattfand.
Text und Fotos: Ulrike Thomas