Von weitem sieht man den Wasserturm in der Ebene vor Schwetzingen hoch zwischen den Häusern der Gemeinde Plankstadt aufragen. Doch ist man erst im Städtchen angelangt, sucht man ihn vergebens als Orientierung. Mitten im Wohngebiet, in der Luisenstraße, Ecke Schillerstraße taucht er dann ganz unvermutet auf. Ein runder, elegant geschwungener Schaft aus Backsteinen steht auf einem Sockel aus grob behauenem Muschelkalk. Der Turmkopf ist weiß verputzt und hat ein „doppeltes“ Schieferdach. Zahlreiche schwarze Metallstreben scheinen den Turm auf dem Schaft zu fixieren. Die historisierende Architektur orientiert sich an einem mittelalterlichen Bergfried, einem unbewohnten Wehrturm.
Die Eingangstüre ist unscheinbar. Darüber prangt das blumige Stadtwappen. Wenige schmale Fenster sind im Schaft eingebaut. Der Turm ist 42 Meter hoch, mit Windfahne 48 Meter. Der Wasserbehälter hat einen Durchmesser von 8 Metern und eine Höhe von 6,4 Meter und ein Fassungsvermögen von 260 000 Liter. Die Fallhöhe des Wassers ist 34 Meter.
Man konnte durch den Wasserbehälter durch einen engen Durchlass auf die obere Galerie steigen. Ältere „Plängschter“ berichten, dass sie mit ihrer Schulklasse dort hochgeführt wurden und in das Wasser schauen konnten.
Der Turm ist seit den 1980ern nicht mehr in Betrieb, genau wie die meisten Wassertürme der regionalen Wasserversorgung. Er steht unter Denkmalschutz. Nachts ist der Turm farbig beleuchtet. Er gilt als heutiges Wahrzeichen von Plankstadt. 2014 wird er saniert und seither kulturell genutzt. Im Erdgeschoss werden oft Ausstellungen gezeigt. Er bietet eine wunderbare Kulisse – auch für großformatige Bilder, so im September/Oktober 2019 für die Fotoausstellung „Wassertürme und Wasserwege in der Rhein-Neckar-Region“ unseres Vereins.
Wasserturm
Ausstellungsraum
Nicht nur Städte wachsen um 1900 enorm, auch kleine ländliche Orte wie Plankstadt haben immer mehr Einwohner*innen: 1907 sind es 3.722. Das bedeutet für die Gemeinde, dass für eine sichere Wasserversorgung dringend etwas getan werden muss. Das Wasserwerk in Mannheim und der damit zusammenhängende Wasserturm (1888) ist zwar ein leuchtendes Vorbild, aber die Kosten sind hoch und die Politik kompliziert. Die von der Großherzoglichen Kulturinspektion angestrebte Zusammenarbeit von Eppelheim, Plankstadt und Schwetzingen in punkto Wasserversorgung scheitert.
Der eigene Turm
Nach immer wieder aufkommenden Diskussionen im Bürgerausschuss entschließt sich Plankstadt am 24. Juli 1905 sein eigenes Wasserwerk und seinen eigenen Wasserturm zu bauen und dafür Kredite aufzunehmen. Der Turm soll den Druck in den Leitungen auch in höheren Häusern konstant zu halten und als Löschwasser-Reserve dienen. Die Kosten betragen 201.178,58 Mark, allein der Wasserturm 28.213,48 Mark. Man entscheidet sich für einen Kugelbehälter, wie ihn Prof. Georg Barkhausen von der technischen Hochschule Hannover 1898 entwickelt hatte. Er gilt als Meisterwerk damaliger Ingenieurskunst.
1907 gehen das Pumpwerk und der Wasserturm in Betrieb. Eppelheim und Schwetzingen ebenfalls, jeder Ort für sich. Die Wassertürme sehen ähnlich aus: roter Backsteinschaft, verputzter weißer Kopf, aufwendiges Dach. In relativer Nähe ragen nun drei „feindliche Brüder“ in der flachen Landschaft auf.
Auch heute noch ist der eigene Wasserturm das Wahrzeichen des Städtchens, obwohl der Wasserturm seit März 1981 außer Betrieb ist. Damals hatte man ihn wegen verbesserter Pumpentechnik vom Netz genommen. Doch ein knappes halbes Jahr später kommt das vollständige Aus der eigenen Wasserversorgung für Plankstadt, da man feststellen muss, dass das Grundwasser der Gemeinde verseucht ist.
Eine ausführliche Schilderung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse um 1900, der beschlussfassenden Gremien der Gemeinden, eine lebhafte Schilderung der Protagonisten und historische Fotografien von Ulf-Udo Hohl (aus der Broschüre "Die moderne Wasserversorgung in Plankstadt"): www.plankstadt.de