Der neobarocke zweigeschossige Putzbau mit Mansarddach weist an der Langseite vier und an der Schmalseite drei Fensterachsen auf. Das Mansarddach war ursprünglich in der zweiten Ebene etwas höher. Es wurde nach Kriegszerstörung niedriger wiederaufgebaut und wirkt dadurch etwas unproportional. Auch die Gauben haben im Zweiten Weltkrieg ihren Segmentbogen verloren und wurden vereinfacht wiederhergestellt.
Architektonisch wird die Villa durch rustizierte Ecklisenen und Fenstergewände aus Sandstein gegliedert. Im Erdgschoss an den beiden Fassaden in der Spinozastraße und Leibnizstraße sind die Fenstergewände im Sturz mit Schlussstein und bildhauerischer Ornamentik geschmückt. Klappläden bereichern optisch die Außenwände. Im ersten Obergeschoss kragt an der Leibnizstraße ein schmiedeeiserner Balkon auf Sandsteinkonsolen vor. Der an der Westseite liegende Haupteingang ist an Vordach und Oberlicht mit einer sehr aufwändigen Kunstschmiedearbeit verziert.
Die Garage, die auf bauzeitlichen Fotos direkt an der Leibnizstraße dokumentiert ist, wurde zu späterer Zeit - vermutlich nach dem Eigentumswechsel Mitte der 1930er Jahre - als Tiefgarage weiter aufs Grundstück verlegt. Auf dieser entstand daraufhin ein Anbau mit Wintergarten und auf diesem ein zweiter Balkon für die Wohnung im ersten Obergeschoss. Der neue Eigentümer Dr. Wilhelm Wild ließ 1938 für den Wintergarten durch die Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe einen schönen Wandbrunnen mit sitzender Quellnymphe schaffen.
Wohnhaus
Wohnhaus
Auch in der Mannheimer Architekturgeschichte sind wie andernorts nur ganz wenige Frauen als Auftraggeberin oder Käuferin eines Wohnhauses dokumentiert. Weiblicher Bauherrschaft kam in der Regel erst durch Witwenschaft diese Rolle zu. Neben Gisella Lanz (1885-1980), Witwe des früh verstorbenen Karl Lanz (1873-1921) sei hier noch auf Anna Bassermann (1857-1934), Witwe des Kaufmanns Felix Bassermann (1848-1902) für die Bassermannstraße 40 und auf Hortense Bumiller (1838-1904), Witwe des Kaufmanns Theodor Bumiller (1824-1869) für das Gebäude D 7,5 hingewiesen.
Nach dem Tode des Landmaschinen-Industriellen Karl Lanz im August 1921 fasste seine Witwe Gisella recht schnell den Entschluss, aus dem viel zu großen Palais Lanz (siehe hierzu /objekte/villa-karl-und-gisella-lanz-in-mannheim-oststadt), das die junge Familie erst acht Jahre zuvor bezogen hatte, auszuziehen und für sich und ihre fünf Kinder Margot (geb. 1906), Johann Peter (geb. 1909), Renate (geb. 1914), Sigrun (geb. 1917) und Giselher (geb. 1920) ein neues Heim zu bauen. Gisella Lanz gehörte sowohl durch ihre Herkunft aus der Familie der Aluminium-Industriellen Giulini (siehe hierzu /objekte/villa-des-industriellen-paul-giulini) als auch durch Einheirat in die Familie Lanz zum reichen vornehmen Mannheimer Großbürgertum. Nach Verkaufsverhandlungen mit dem Deutschen Reich, das durch die Reichspost- und Telegrafenverwaltung vertreten wurde, ging das Palais Lanz bereits ein Jahr nach dem Tode des Bauherrn Karl Lanz im Dezember 1922 an den staatlichen Eigentümer über. Die Alteigentümerin durfte aber mit ihren Kindern noch bis zum 30. September 1923 als Mieterin dort wohnen bleiben.
In der Zwischenzeit hatte Gisella Lanz bereits den Mannheimer Architekten Rudolf Tillessen (1857-1926) mit dem Entwurf für eine wesentlich kleinere Villa in der Oststadt unweit des alten Domizils betraut. Das Grundstück liegt östlich der Otto-Beck-Straße und gehört zu einem städtebaulichen Areal, das erst zu Beginn der Weimarer Republik erschlossen wurde. Der Einzug der Familie erfolgte kurz vor Weihnachten im Dezember 1923.
Doch Gisella Lanz schien sich in ihrem neuen Haus nicht besonders wohl gefühlt zu haben. Schon ab 1921 sind häufige Aufenthalte in Marbach am Bodensee dokumentiert, wo ihr Ehemann Karl Lanz im Juni 1919 mit dem dortigen Schloss einen großen mittelalterlichen Landsitz erworben hatte. So zog es denn auch seine Witwe mit den drei jüngeren Kindern immer wieder dortin. Im März 1931 entschied sie sich, endgültig dort zu bleiben. Am Bodensee ging Gisella Lanz auch mit Dr. Edwin Wuensch (1881-1973) eine neue Ehe ein. Schloss Marbach verblieb noch bis 1941 in ihrem Besitz.
1934 verkaufte sie die Mannheimer Villa Spinozastraße 7 an den Chemiker Dr. Wilhelm Wild (1872-1959), dessen Nachfahren das Anwesen zu Beginn des neuen Jahrtausend weiterveräußerten. Erst 1957 kam Gisella mit ihrem zweiten Ehemann wieder in die Quadratestadt zurück und ließ sich in der Werderstraße 57 nieder. Nach dem Tode von Edwin Wuensch im Oktober 1973 zog seine Witwe zu ihrer Tochter nach Oberbayern, wo sie im März 1980 verstarb. Ihre Urne sowie die ihrer beiden Ehemänner befinden sich heute in der Lanz-Gruft auf dem Mannheimer Hauptfriedhof (siehe hierzu /objekte/lanz-gruft-auf-dem-hauptfriedhof-mannheim).
- Ingeborg Riegl: Gisella Lanz-Giulini (1885-1980). Lebenslinien in Bildnisse und Architektur, in: Badische Heimat 1/2008, S. 100ff
- Denkmalakte Stadt Mannheim
- Baupläne von Rudolf Tillessen im Marchivum
ÖPNV Buslinie 60 (Haltestelle Maximilianstraße)
öffentlich nicht zugänglich