Die ehemalige Zuckerrüben-Trockenanstalt in Mosbach

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde festgesellt, dass Runkelrüben Zucker enthalten und dieser Anteil in der folgenden Zeit durch gezielte Züchtungen stark erhöht. In Baden erlebte die Rübenzuckerproduktion nach Beitritt des Landes zum Deutschen Zollverein im Jahre 1836 einen Aufschwung. Damit war es möglich, die Früchte von außerhalb des Großherzogtums zu beziehen sowie das Endprodukt dorthin zu verkaufen. Zudem erschwerten nun hohe Zollsätze den Import von Rohrzucker aus Übersee. In den Jahren 1836 und 1837 wurden Zuckerfabriken in Waghäusel, Grötzingen bei Karlsruhe, Ettlingen, Offenburg, Konstanz und Mosbach errichtet.

Nutzung (ursprünglich)

Magazin einer Zuckerrüben-Trockenanstalt

Nutzung (derzeit)

Vermutlich Lagergebäude

Geschichte

Die Mosbacher Zuckerrübentrockenanstalt ging aus der dort 1836 gegründeten Zuckerfabrik hervor. Diese stellte nämlich bereits nach wenigen Jahren ihren Betrieb wieder ein und ihre Liegenschaft wurde schließlich 1852 von der in Mannheim ansässigen „Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation“ übernommen, die dort eine sogenannte Trockenanstalt einrichtete. Das Hauptwerk der Gesellschaft befand sich in Waghäusel. Zudem verfügte es über mehrere Trockenanstalten, die über Nordbaden und die Pfalz verteilt waren. So bestanden seit 1847 Trockenhäuser in Eschelbach und Speyer. Durch das Trocknen der Rüben war es möglich, diese über längere Zeit zu lagern, und somit die Produktion in Waghäusel ganzjährig zu betreiben. Zudem war der Transport getrockneter Rüben billiger.

Jede Filiale besaß eine Rübenschneideanlage und große Öfen zum Trocknen der Rüben. In Mosbach wurden jährlich zwischen 120.000 und 180.000 Zentner Zuckerüben getrocknet. Etwa die Hälfte der verarbeiten Rüben wurde aus der näheren Umgebung bezogen, die andere Hälfte kam aus dem Raum Gundelsheim/Bad Wimpfen im Königreich Württemberg und damit aus einem anderen deutschen Bundesstaat. In der Anstalt arbeiteten in Spitzenzeiten 110 Menschen, die allerdings nur die letzten drei Monate im Jahr beschäftigt waren. Rund die Hälfte davon waren Frauen. Die Fabrik ließ die Rüben mittels Schiffen über Neckarelz an- und abtransportieren, wo weitere 15 bis 30 Personen, vor allem Mädchen, arbeiteten.

Ab Ende der 1860er-Jahre war die Produktion in Mosbach rückläufig.  1877 wurde das Anwesen schließlich verkauft und ein Jahr später durch einen Brand zerstört. Erhalten blieb das Magazingebäude.

Erbauer
Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation
Bauzeit / Umbauten
um 1852
Baubestand

Von der Zuckerrübentrockenanstalt in Mosbach hat sich lediglich das um 1852 erstellte Magazin erhalten. Um die Gefahr von Bränden zu vermindern, wurde es fast vollständig aus Sandstein erbaut.

Quellen:

Sebastian Parzer, Die Zuckerfabrik Mosbach, in: Unser Land 2018, S. 161-164.

Zufahrt

Nächste Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs: Mosbach/Baden

Autor*in
Sebastian Parzer,

Quelle: www.rhein-neckar-industriekultur.de/objekte/die-ehemalige-zuckerrueben-trockenanstalt-in-mosbach