Nachdem die deutschen Städte im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung ein starkes Bevölkerungswachstum erfahren hatten, ging man nach dem Ersten Weltkrieg daran, sich um eine ordentliche Unterbringung der Einwohner zu kümmern. In zahlreichen Städten wurden kommunale Wohnungsbaugesellschaften gegründet, die für den Bau damals moderner Wohnungen sorgten und diese für erschwingliche Mieten anboten. Ein Projekt der 1921 gegründet „Gemeinnützige Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH” (GGH) in Heidelberg war die „Blaue Heimat“, die heute sogar über eine Museumswohnung im Stil der 1920er-Jahre verfügt.
Wohnanlage
Wohnanlage
Mit dem Bau der Siedlung Blaue Heimat wurde 1926 begonnen. Sie war das zweites Bauprojekt der Heidelberger Baugesellschaft nach dem Atzelhof. Aufgrund moderner Bauverfahren konnte die Siedlung, die 100 Wohnungen und ein paar Läden umfasste, in nur 100 Tagen fertiggestellt werden. Wegen ihrer Fassadenfarbe erhielt die Siedlung nach ihrer Fertigstellung den Namen „Blaue Heimat“. Später wurde die „Blaue Heimat“ um einen zweiten Bauabschnitt erweitert, der 1934 abgeschlossen war.
Die Siedlung besteht aus einer Blockrandbebauung entlang der Mühling-, Hans-Thoma- und Trübner-Straße. Durch Torbögen gelang man auf einen weitläufigen Innenhof mit einer großen Rasenfläche. Ursprünglich befanden sich hier ein Springbrunnen und mehrere Plätze zum Trocknen von Wäsche. Die Küchen der Wohnungen mit ihren Loggien gehen zum Hof hinaus, damit die Kinder von ihren Müttern beim Kochen beaufsichtigt werden können.
Die meisten Wohnungen wurden mit zwei und drei Zimmern sowie einer Wohn- und Spülküche und einem Küchenbalkon konzipiert. Ein Bad war nicht vorgesehen, nur die Erdgeschoss-Wohnungen mit eigenem Zugang verfügten über ein Badezimmer. Die Heizung erfolgte über gusseiserne Einzelöfen in den Zimmern und einem Kachelofen in der Küche.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde die „Blaue Heimat“ umfassend unter energetischen Gesichtspunkten saniert. Dabei wurden Passivhaus-Komponenten berücksichtigt, wie dreifach verglaste Fenster, Wärmedämmung sowie eine aktive Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Auf dem Dach installierte man zudem eine Photovoltaikanlage. Durch die Umgestaltung der Wohnungen, die man teilweise vergrößerte, wie den Ausbau des Dachgeschosses wurde insgesamt die Wohnqualität gesteigert.
Anlässlich des 100. Geburtstag der GGH 2021 wurde in der „Blauen Heimat“ eine Museumswohnung im Stil der Erbauungszeit der Anlage eingerichtet. Als Besonderheit verfügte diese als Erdgeschosswohnung über ein Badezimmer.