„LUcation” und „Freischwimmer” im ehem. Hallenbad Nord in LU

Einst teilweise ein „Geschenk“ der BASF an die Stadt Ludwigshafen, wird das 1956 eröffnete Hallenbad nach 45 Jahren geschlossen. Seit 2015 ist das große Becken ein Löschwasserreservoir für das nahe gelegene Müllheizkraftwerk der GML. Die beiden Seitenflügel mit ihren Umkleidekabinen, der Sauna und dem Vorderbau verwandeln sich zu einem Zentrum der TWL für Start-up-Unternehmen – unter dem sinnigen Namen „Freischwimmer“.

Als 1956 das erste Hallenbad der Stadt Ludwigshafen eröffnet wurde, gab es den Begriff "Spaßbad" noch nicht, da sprach man davon, dass es eine Kombination von "Sport-Bad und Volksbad" sei, ein „Ort des gesteigerten Lebensgenusses“.

Durch die lichtdurchflutete Eingangshalle mit buntem Steinfußboden hat man einen Blick auf einen großzügigen Gartenhof. Die Schwimmhalle hat riesige Fenster auf eine kleine Parkanlage nach Süden.  Die dreireihige Tribüne hat Platz für 500 Zuschauer. Durch Unterwasserfenster konnte man die Vorführung der Kunstschwimmer in allen Phasen beobachten.

Zum „Lebensgenuss-Konzept“ gehörten ein Frisör und eine Milchbar im Eingangstrakt, ein Schwitzbad und eine Sauna, die vor allem deshalb berühmt wurde, weil hier auch der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl ins Schwitzen kam. Wirklich etwas fürs Auge sind auch die Wandmosaiken von Rolf Müller-Landau, die in der Sauna angebracht sind. Das Schwimmbecken ist 25x15 Meter groß und ist 1,30-3,60 Meter tief. Ein Dreimetersprungbrett stand bereit. Es hatte sechs Bahnen und fasst 1.000.000 Liter Wasser. Es ist auch heute noch bis zum Rand gefüllt, aber es darf keiner mehr darin schwimmen, weil es seit 2015 ein Löschwasserbecken ist.

Ins Hallenbad Nord ist nach jahrelangem Leer- und Stillstand sei 2013 wieder Leben eingekehrt. Die GML – Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen GmbH nutzt das große Schwimmbecken als Löschwasserreservoir. Den anderen Gebäudeteil bauten ab 2016 die Technischen Werke Ludwigshafen AG (TWL) zu einem Zentrum für Start-up-Unternehmen um – unter dem sinnigen Namen „Freischwimmer“. Das Lehrschwimmbecken wird zum Vortragssaal, Einzelumkleidekabinen zu Rückzugsorten, die Mosaike der Sauna und die Milchbar bleiben. Ein gelungenes Umnutzungsprojekt.

Auch die Öffnung für Kunst wurde möglich: Die ehemalige Schwimmhalle der GML ist eine LUcation – einer der außergewöhnlichen Orte in Ludwigshafen, an denen Kunst und Kultur stattfindet. Und seit Juli 2019 befindet sich dort auch das neue GML-Informationszentrum DIE VIER ELEMENTE: Die GML erklärt dort anhand von FEUER, WASSER, ERDE und LUFT, was Entsorger, wie die GML tun.

Nutzung (ursprünglich)

Hallenbad (bis zur Stilllegung in 2001)

Nutzung (derzeit)

GML:
MHKW-Löschwasserreservoir
LUcation – Ehemaliges Hallenbad Nord: ein Ort für Kultur
DIE VIER ELEMENTE: das neue GML-Informationszentrum
TWL:
Freischwimmer (Zentrum für Start-Up Unternehmen)

Geschichte

1953: Anlässlich des 100 Jährigen Stadtjubiläums spendete die BASF der Stadt eine Million DM zum Bau eines Hallenbades. Die Bauzeit beträgt 26 Monate, und die Gesamtkosten tatsächlich 4,3 Mio DM. Die Unterhaltskosten und Reparaturen hat die Stadt zu tragen. Soviel zum Geschenk.

Der Architekt Heinrich Schmitt kann auf Pläne zurückgreifen, denn schon 1940 hatte sich die BASF/ IG Farben überlegt, ein Hallenbad zu stiften, was wegen des Krieges nicht mehr ausgeführt wurde.

Am 28.10.1956 eröffnet das Hallenbad und wird ausgesprochen gut angenommen mit täglich etwa 600 Besuchern.

1957 finden Kunstschwimm-Meisterschaften statt, überhaupt öfter Wettkämpfe.

1973 wird das Hallenbad Süd eröffnet, seither heißt das Bad in der Pettenkoferstraße „Hallenbad Nord“.

In frühen 1990er Jahren wird ein hoher Sanierungsbedarf am Hallenbad festgestellt, gleichzeitig  befindet sich die Stadt in einer erheblichen Finanzkrise. Die Schließung des Bades kommt ins Gespräch, und löst großen Widerstand mit Unterschriftensammlungen und Schaubaden aus.

1995 fällt die Entscheidung für das Aus.

2001 erfolgt die endgültige Schließung. Kein Plan, was weiter damit passieren soll.

2003 kämpft eine Bürgerinitiative für  den Erhalt des Gebäudes. Es soll zunächst unter Denkmalschutz gestellt werden, aber weiter ist die Zukunft unklar, denn niemand will das große Gebäude kaufen.

2009: Eintragung in die Denkmalliste.

Es finden dort sporadisch Ausstellungen und Musikveranstaltungen statt. Die Idee eines Chemiemuseums taucht auf und wieder unter.

Ende 2013 kauft die GML – Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen GmbH einen Teil: die Schwimmhalle und den Pumpenkeller. Sie dienen nach einigen technischen Umbauten ab 2015 als Löschwasserbecken für das Müllheizkraftwerk der GML. Der Brand im nahe gelegenen Müllheizkraftwerk im Jahr 2010, der Millionenschäden verursacht hatte, hatte auch zur Folge, dass die GML eine zweite (redundante) Löschanlage installieren musste und hierfür ein Löschwasser-Bevorratungsbecken brauchte.

2016 gehen die restlichen 4.600 qm an die TWL (Technische Werke Ludwigshafen, eine 100%ige Stadt-Tochter). Diese baut den Bereich der ehemaligen Umkleidekabinen, Lehrbecken, Sauna und Verwaltung zu einem Zentrum für Start-Up Unternehmen um. Viele bauliche Strukturen und Details bleiben erhalten, obwohl es ein vollständiger Umbau ist. Auf 2.400 qm entstehen etwa 100 Büroarbeitsplätze.

Eigentümer
GML Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH, TWL Technische Werke Ludwigshafen
Erbauer
Stadt Ludwigshafen
Architekt
Heinrich Schmitt
Bauzeit / Umbauten
1954-56, 2014-2015 (GML), 2016-2019 (TWL)
Autor*in
Barbara Ritter (Juli 2018/2019)
Letzte Änderung
Objektnummer
328
Adresse
Pettenkofer Straße 9
67059 Ludwigshafen am Rhein
Geo
49.487228, 8.425645
Kontakt

TWL-Freischwimmer:
Pettenkofer Straße 9,
67063 Ludwigshafen am Rhein,
Telefon +49 621 595729-10  hello@freischwimmer.lu

GML-Löschwasserbevorratung und LUcation – Ehemaliges Hallenbad Nord: Erzberger Straße 12, 67063 Ludwigshafen

GML – Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen GmbH
Bürgermeister-Grünzweig-Straße 87
67059 Ludwigshafen am Rhein
06 21 591 770
thomas.grommes@gml-ludwigshafen.de

Öffnungszeiten

GML: Öffnungszeiten bei Veranstaltungen und auf Anfrage TWL: Die "Milchbar", ein Café, ist öffentlich zugänglich.

Denkmalschutz
Ja
Barrierefrei
Teilweise