Das großbürgerliche Palais Lanz und die Bausünden des Telegrafenamtes
Bericht von der Führung am 19. Januar 2023
Das Interesse an der Führung war riesig, denn seit Jahren bemühen sich Spezialhandwerker*innen und Restaurator*innen um die Wiederherstellung der sogenannten „Lanz-Villa“ in den Originalzustand, nämlich in einen Palast: „das Palais Lanz“. Dr. Staiger, Repräsentant der Palais Lanz Immobilien GmbH & Co. KG und Vorstand der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung führte mit Stolz und Liebe zum Detail durch die Baustellen der Säle im Erdgeschoss, mit ihren historischen Wandvertäfelungen, Stuckarbeiten und Marmorsäulen und beantwortete die vielen Fragen.
Die Villa wurde im französischen Stil als Wohnsitz für die Fabrikantenfamilie von Karl und Gisella Lanz 1913 fertiggestellt - das größte und teuerste Einfamilienhaus Mannheims. Doch schon 1923 musste Gisella, nun bereits Witwe, wegen finanzieller Nöte das Haus an die Reichspost verkaufen.
Auch für das Gebäude war dies ein schwerer Schlag, denn rücksichtslos hauste das staatliche Telegrafenamt und später die Telekom fast 100 Jahre in den edlen Repräsentationsräumen des Baudenkmals: Umbauten, Wand- und Deckendurchbrüche, Überlackierungen. Frau Göltz von der Vergolderei Franck aus Ludwigshafen erklärte anschaulich die jüngsten Entdeckungen, die unter dem harten Zementputz der Telekom immer noch hervorgebracht werden können.
Weitere grobe Eingriffe in die Bausubstanz erfolgten in den 1950er Jahren durch den Erweiterungsbau entlang der Otto-Beck-Straße. Das gläserne Treppenhaus mit der freischwingenden Treppe über fünf Stockwerke ist die einzige positive Ausnahmeerscheinung der Hinterlassenschaften des Telegrafenamtes.
Zur Ergänzung präsentieren wir einige historische Fotos von der Bauphase des Palastes. Zu sehen sind Holzgerüste und eine ganze Reihe von waghalsigen Bauarbeitern.