Diffené-Brücke im Mannheimer Industriehafen
Die Diffené-Brücke erschließt den Industriehafen und die Friesenheimer Insel vom Stadtteil Luzenberg her. Sie überquert den Altrhein und bildet mit dem dazu gehörenden Damm das östliche Ende des Industriehafens.
Die drei gewaltigen, leuchtend roten Ausleger dieser modernen Waagenbalkenbrücke dienen als Gegengewichte, wenn die beiden unabhängig von einander beweglichen Brückenteile (die eine für Bahn-, die andere für Autoverkehr) über Fernbedienung nach oben geklappt werden.
Die 1988 erbaute Brücke löste eine ehemalige Drehbrücke am Ende des Industriehafens ab, die 1902/03 gebaut worden war. Man hat sie nach dem damaligen Präsidenten der Handelskammer Phillip Diffené benannt. Sie ist eine der großen Klappbrücken in Deutschland.
Brücke für Autos, Straßen- und Eisenbahn und Fußgänger
Brücke für Autos, Eisenbahn und Fußgänger
Der Industriehafen
Die Brücke war und ist integraler Bestandteil des städtischen Industriehafens in Mannheim. Als Rhein und Neckar für die Großschifffahrt ausgebaut wurden, und Mannheims beherrschende Stellung im Handel zu schwinden drohte, begann die Stadt auch die Industrie zu fördern und eng an die Stadt zu binden. Zwischen 1895 und 1907 legte sie deshalb den Industriehafen für die Ansiedlung von Betrieben, Lagern und Fabriken an, die die ankommenden Waren direkt weiterverarbeiteten.
Die Stadt baute dazu den alten Flusslauf des Rheins und die frühere Neckarmündung aus, ein Gewässer, das bis dahin vor allem als Floßmarktplatz gedient hatte. Betriebe konnten hier günstig Grundstücke erwerben. Der Hafen war von Anfang an ein Erfolg. Bis in die 1920er Jahre entstand am Industriehafen z.B. das größte süddeutsche Industrie-Mühlenzentrum. Der Floßhafen wurde weiter in den Altrhein verlegt und verschwand bald ganz.
Die erste Brücke
Die ursprüngliche Brücke, 1902/03 von der Firma Grün und Bilfinger und der Brückenbauanstalt Gustavsburg als Drehbrücke erbaut, war 60 Meter lang und 15 Meter breit. Die stählerne Fachwerkkonstruktion hatte neben zunehmendem Schwerlastverkehr von 1912 bis 1956 auch die Straßenbahnen zu tragen. Die Kosten hatten die Eisenbahnverwaltung und die Stadtverwaltung geteilt. Neben der Dreh-Brücke gab es einen Floßdurchlass (siehe historische Karte). Nach insgesamt 15 000 Drehungen und nachdem aus Sicherheitsgründen die Tragfähigkeit auf 12 Tonnen herabgesetzt worden war, wurde die Brücke 1985 abgerissen und ein Neubau in Angriff genommen. Dazu wurde zunächst eine feste Behelfsbrücke nur für den Eisenbahn- und Fußgängerverkehr gebaut.
Der Neubau
Um Brückenöffnungen zu vermeiden wurde die neue Brücke auf höherem Niveau als die alte angelegt (die Straßenbrücke um 2,5 m, die Bahnbrücke um 1,6 m höher als zuvor). Die Klappbrücken sind aus Stahl und jeweils 28 Meter lang, sie werden von insgesamt drei 120 PS starken Elektromotoren angehoben. Es sieht ausgesprochen beeindruckend aus, wenn die Brücke im Winkel von 82 Grad nach oben zeigt – und erinnert an Filmszenen aus Chicago. Die Brückenkanzel (auf dem Mittelpfeiler zur Altrheinseite) dient nur im Notfall für die Bedingung. Normalerweise wird die Brücke über Fernbedienung durch das Bundsbahnstellwerk des Käfertaler Bahnhofs geöffnet und geschlossen. Die neue Diffenébrücke wurde 1988 dem Verkehr übergeben, sie ist zu einem modernen Markenzeichen des Industriehafens geworden. Sie hat rund 27 Millionen DM gekostet.
1990 wurde sie mit einem Preis der Bundesvereinigung der Straßen- und Verkehrsingenieure „Straßen für den Bürger“ ausgezeichnet. Störungen im Gleichlauf an der Klappbrücke traten bereits 2002 auf, sie wurde auf ein Jahr stillgelegt und grundlegend entrostet, um wieder funktionstüchtig zu sein. (siehe Bericht im Mannheimer Morgen zu den Problemen im Alltagsbetrieb der Brücke vom 23.1.2004 als Download).
Die Umgebung
Längsseits der Brücke bzw. des Dammes hat sich die Segler Vereinigung Mannheim (SVM) mit dem ehemaligen Rheinraddampfer DORDRECHT im Altrhein angesiedelt. Der Verein hat 1961 den 1922 in Mannheim gebauten Dampfer vor der Verschrottung gerettet und zu einer Segelsportanlage umgebaut. An diese geschützte Stelle im Altrhein wurden bis in die 1960er Jahre im Winter die schwimmenden Rheinbadesanstalten geschleppt und dort geparkt. Auch gab es dort früher eine Anlegestelle für Hafenrundfahrten.
Interessant ist die Uferbefestigung von Bilfinger Berger. Die großen schwarzen Metallplatten stammen noch aus dem Jahr 1904, als hier die Zentralwerkstatt gebaut wurde. Der in der Nähe gelegene ehemalige Petroleumhafen, der der Deutsch-Russischen Naphta-Import-Gesellschaft den Zugang zum Wasser ermöglichte, besteht nicht mehr.
Eine Schmucksäule aus Sandstein ist am Ufer auf der Luzenbergseite aus dem Jahr 1907 erhalten. Eine Tafel ehrt aus Anlass der Einweihung die Verantwortlichen in der Bauzeit des Industriehafens: Oberbürgermeister Otto Beck und Stadtbaurat Moritz Eisenlohr. Auf der Luzenberger Seite befindet sich nahe der Brücke im Altrhein das Waldhofbecken, in dem bis in die 1960er Jahre vor allem Kohle für das nahe gelegene Gaswerk angeliefert wurde. Heute ist es eher ein Biotop.
Der Namenspatron
Brücke und Straße sind nach dem Mannheimer Ehrenbürger Philipp Diffené (1833-1903) benannt. Er war bis zu seinem Tode Präsident der Handelskammer für den Kreis Mannheim. Diffené setzte sich für die industrielle Entwicklung der Stadt ein und befürwortete den Bau des Industriehafens von Anfang an. Dieses Lebenswerk wollte die Stadt Mannheim zu Diffenés 70. Geburtstag mit der Ehrenbürgerwürde anerkennen. Doch Diffené starb am 4. Januar 1903, einen Tag vor der geplanten Übergabe der Urkunde. Seine Schwester Clara Reimann war eine große Stifterin in Mannheim. Bereits ihr Vater Heinrich Christian Diffené (1804 bis 1883) war als Oberbürgermeisters und Weinhändlers in Mannheim eine bekannte Größe. In seiner Amtszeit wurde als einer der ersten Betriebe in Luzenberg die Spiegelfabrik angesiedelt
- Hanspeter Rings: Philipp Diffené. In: Ulrich Nieß, Michael Caroli (Hrsg.): Die höchste Auszeichnung der Stadt: 42 Mannheimer Ehrenbürger im Portrait. Mannheim 2002, ISBN 3926260556.
- Mannheim und seine Bauten 1907–2007. Stadtarchiv Mannheim 2004
- Mannheimer Morgen 23. 1. 2004