Ehemaliges „Tonwerk Offstein”
Teile des Jugendstil-Fabrikgebäudes mit imposantem Turmgebäude, in dem früher vermutlich ein Wasserbehälter untergebracht war, Bogenfenster und Fassade sind renoviert erhalten. Im Inneren ist nur noch die zu ihrer Zeit moderne Betonkonstruktion zu erkennen. Keine Werkbank, kein Ofen und keine einzige Fliese an der Wand deuten auf die ursprüngliche Produktion von dekorativer Baukeramik hin.
Produktion keramischer Dekor-Wandfliesen insbesondere in der Zeit des Jugendstils
Lager und Garage, privates Wohnhaus (Neubau)
Die „Tonwerke Offstein“ sind heute für Sammler von Jugendstilfliesen ein Begriff für Qualität und Schönheit der Wandplatten, die als Raritäten in alten Häusern überlebt haben oder als Sammlerstücke auf Antikmärkten zu finden sind. Die Blütezeit der Fliesenproduktion muss in der Zeit zwischen 1900 und 1913 gelegen haben. Die Produktion wurde Ende der 1920er Jahre eingestellt.
Ursprünglich war die Aktiengesellschaft Tonwerk Offstein von Dr. Lossen im Dezember 1899 gegründet worden. Das Ofengebäude mit neun Brennöfen für die feinkeramische Fabrikationsstätte wurde im Jahr 1900 auf einem anderen Grundstück (an der Hafenstraße) im Industriegebiet von Offstein mit einer Summe von 225 000 Mark errichtet.
Zwei mal (1903 und 1906) meldete der Betrieb die Erweiterung des Brennhauses an. Sie dienten ausschließlich dem Brennen von Steingut- und Wandplatten. "Sie werden mit Steinkohlen gefeuert, erhalten ihre Ableitung in den bereits bestehenden großen Schornstein und werden mit raucharmer Schrägfeuerung versehen, wie solche unsere anderen Öfen bereits besitzen", so die Beschreibung im Konzessionsgesuch der Firma vom 15.10.1906.
Doch der Standort wurde aufgegeben und ca. 1913 in die Bahnhofstraße von Offstein verlegt, wo ein neues Gebäude errichtet wurde (dessen Fassaden teilweise jetzt noch zu sehen sind). Die Aktien gingen vollständig in den Besitz der Albertwerke GmbH in Worms über.
Das Werk firmierte nun unter „Tonindustrie Albertwerke GmbH Worms und Offstein", mit Dr. Lossen als Verantwortlichem. Das Werk hatte ca. 125 Arbeiter. Der neben dem Werk fliesende Eisbach wurde zur Energiegewinnung genutzt. (Dieser Teil ist nicht mehr vorhanden) Ein Brand im Ofenhaus zerstörte 1913 wichtige Teile des Werks, 1914 wurde fast die gesamt Verwaltung des Werkes zum Wehrdienst eingezogen.
Im Mai 1922 firmierte das Unternehmen Albertwerke G.m.b.H. als Actiengesellschaft Keramische Werke Offstein und Worms. Das Gebäude wurde in den folgenden 80 Jahren durch weitere feinkeramische und andere Industrie- und Gewerbeunternehmen genutzt und nach deren Bedürfnisse umgebaut.
1937 wurde das Werk verkauft, es ging 1958 in Konkurs. Ein Nachfolgeunternehmen ist Fa. Pyro-Schmitt, die heute in Offstein feuerfeste Mörtel und Stampfmassen herstellt.
Letztlich ist nur ein Teil des ehemaligen Komplexes erhalten. Bemerkenswert ist auch der an das Werk anschließende (heute noch liebevoll gepflegte) Garten mit uralten, sehr hohen Buchsbäumen und einem seltenen Perlenschnurbaum.
- Das virtuelle Fliesenmuseum von Michael Weisser, unter www.jugendstilfliesen.de
- Interviews mit Besitzerin