Frankenthaler Kanal mit Hafenbecken und Schleuse

Der Frankenthaler Kanal, Hafen und die Schleuse sind nur noch in Spuren erkennbar; sie sind seit 50 Jahren zu Grünanlagen umgestaltet, die sich in einem mehr oder weniger gepflegten Zustand befinden. Sie hatten jedoch historisch für die Entwicklung der Industriestadt Frankenthal eine wichtige Bedeutung, denn der Kanal verband Frankenthal mit dem Rhein.

Das Hafenbecken in Frankenthal an der Straße „Am Kanal“ (Ecke Folzring) war 95 m lang (von West nach Ost) und 48 m breit. Die Stirnseite des Beckens besteht aus massiven Sandsteinquadern (heute noch erhalten). Nicht erhalten ist das Kranhaus mit einem hölzernen Drehkran und das Lagerhaus.

Die B 9 stadtauswärts und die Kanalstraße begleiten den einstigen Kanal, der heute weitgehend über Ludwigshafener Gebiet führt. Der Kanal war 4467 m lang, 8 bis 19 m breit und 2 m tief. Er verlief von West nach Ost und mündete an der Stelle des heutigen Nordhafens der BASF in den Rhein.

Weitere begehbare Überreste des Kanals sind ein heute als Grünfläche und Rückhaltebecken genutztes Stück und eine ehemalige Schleuse, von der wenige symbolische Reste erhalten sind. Dort sind (leider eher unzugänglich) Informationstafeln angebracht (Anm.: Dez. 2020 ist der Info-Pavillon nur noch eine Ruine).

Eine Metall-Plastik erinnert an die harte Arbeit der Treidler, die die beladenen Schiffe gezogen haben. Es lohnt sich, am Ludwigshafener Nordhafen vorbei noch bis zum Rhein weiterzufahren, um einen Blick auf die andere Seite der Metropolregion zu werfen.

Nutzung (ursprünglich)

Wasserverbindung Frankenthals zum 4 km entfernten Rhein, Bedeutend für die Entwicklung von Industrie und Handel

Nutzung (derzeit)

Grünflächen, Rückhaltebecken bei Überschwemmung, es sind weitere Parkanlagen entstanden, im Osten des ehemaligen Hafenbeckens stehen das Ostparkbad und die Sporthalle Am Kanal.

Geschichte

Nach mehreren erfolglosen Anläufen im 17. Jahrhundert wurde der Frankenthaler Kanal im Auftrag von Kurfürst Carl Theodor in den Jahren 1772 bis 1787 nach Plänen des Oberrheinbaudirektors Jacob Dyckerhoff gebaut. Er sollte Frankenthal, die „Fabriquenstadt“ des Kurfürsten, mit dem Rhein und so mit den großen Handelszentren Europas verbinden und der Wirtschaft der Stadt weiteren Aufschwung geben.

Kurfürst Carl Theodor stellte für die Erdarbeiten 215 Soldaten aus Mannheim ab. 1787 war auch das Hafenbecken fertiggestellt. Die Kanalschiffe wurden zunächst von Menschen oder Pferden auf Treidelpfaden gezogen. Der Kanal ließ die feuchten Wiesen in seiner Umgebung trocken fallen, sodass zusätzlich etwa Ackerland gewonnen werden konnten.

Doch immer wieder beschädigten Hochwasser und kriegerische Auseinandersetzungen den Kanal. Die Sanierungsbemühungen wurden immer wieder fortgesetzt.

Mit dem Bau der Eisenbahnen und dem Anschluss Frankenthals 1853 ging die Bedeutung des Kanals allerdings zurück. Auch die immer größer werdenden Schiffe auf dem nun begradigten Rhein passten nicht mehr in den Kanal.

Der wohl spektakulärste Transport war 1875 die von der Glockengießerei Hamm gefertigte 26 t schwere Kaiserglocke des Kölner Doms auf einem der Kanalschiffe zum Rhein transportiert.

zeitgenössischer Fotograf, 1875 - Peter Ruf: Der Frankenthaler Kanal, Stadtarchiv Frankenthal, 1991
zeitgenössischer Fotograf, 1875 - Peter Ruf: Der Frankenthaler Kanal, Stadtarchiv Frankenthal, 1991

Von großer Bedeutung war der Kanal für die Zuckerfabrik. Die Zuckerfabrik hatte sogar eigens Boote anfertigen lassen, die genau den Dimensionen des Kanals und des Hafens angepasst waren. Der Kanal war einer der wichtigsten Gründe für die Verlagerung des Werks 1853 von Kaiserslautern nach Frankenthal. 1878 wurde die Zuckerfabrik mit der „Canal-Bahn“ direkt an den Hafen angeschlossen. Sie benutzte den Kanal bis zu ihrem Ende im Zweiten Weltkrieg.

Endgültig stillgelegt wurde der Kanal erst im Zweiten Weltkrieg 1944, nachdem er durch Luftangriffe schwer beschädigt worden war. 1954/55 wurde das für nutzlos angesehene Hafenbecken mit 45.000 t Schutt verfüllt. In den 60er Jahren wurden auch die restlichen Teile des Kanals verfüllt.

2007 begann im Rahmen des 2001 ausgerufenen „Bürgerprojekts Kanalhafen“ die Umgestaltung des Hafenbeckens – zusammen mit dem angrenzenden Reststück der Stadtmauer – zu einer Erholungsanlage.

Eigentümer
Stadt Frankenthal, Stadt Ludwigshafen
Erbauer
Kurfürst Carl Theodor
Architekt
Oberrheinbaudirektors Jacob Dyckerhoff
Bauzeit / Umbauten
1772 und 1781
Autor*in
Barbara Ritter
Objektnummer
26
Adresse
Am Kanal 1
67227 Frankenthal
Geo
49.535072, 8.360669
Zufahrt

Schleuse liegt auf Ludwigshafener Gemarkung in der Nähe des Nordhafens: Am Hansenbusch Ecke Ruthengewannstraße. Geokoordinaten 49° 32′ 19" N, 8° 24′ 25" O

Nächste VRN-Haltestelle: Ludwigshafen, Nachtweide. Die Haltestelle liegt in der Ruthengewannstraße.
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Denkmalschutz
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