Heinrich-Lanz-Denkmal
Das Standbild von Heinrich Lanz würdigt die großen Verdienste des Fabrikanten, der Mannheim durch die weltweite Produktion von Landmaschinen als Industriestandort mit begründete. Er zählte um 1900 neben Carl Benz zum wichtigsten Unternehmer der Quadratestadt. Beiden Männern wurden an ihrer Wirkungsstätte Erinnerungsmale aufgestellt. Es handelt sich dabei um die einzigen Industriellen-Denkmäler in Mannheim.
Das Heinrich-Lanz-Denkmal steht inmitten des Lindenhöfer Areals der ehemaligen Landmaschinenfabrik Heinrich Lanz (heute John Deere Werke Mannheim) an der verlängerten Emil-Heckel-Straße. Auf dem 3,31 m hohen Sockel aus Muschelkalk erhebt sich die 3,60 m hohe Bronzefigur des Industriellen Heinrich Lanz (1838-1905). Zum Denkmal führt eine breite Treppenanlage mit vier Stufen. Sockel und Standbild werden umrahmt von einer halbkreisförmigen Mauer mit Pfosten, Steinbänken und steinernen Trögen. Der Sockel enthält die Inschrift "Heinrich Lanz 1838 - 1905". Unter der Inschrift hängt ein Bronzekranz. Der Dargestellte trägt einen offenen Mantel und Weste. Er hat die Hände nach hinten verschränkt. Der Berliner Bildhauer August Kraus hat Heinrich Lanz in naturalistischer Manier dargestellt. Das Werk reiht sich in das Ouevre des Künstlers, der sich durch seinen fünfjährigen Rom-Aufenthalt ab 1900 von einer barockisierenden zur einer naturalistischen Darstellungsweise entwickelt hat, ein.
Nach dem Tode des Firmengründers Heinrich Lanz (1838-1905) beauftragten die Witwe Julia Lanz (1843-1926) und die vier Kinder Helene Röchling (1866-1945), Emily Bumiller (1867-1943), Valentine von Seubert (1870-1962) sowie Karl Lanz (1873-1921) anlässlich des 50jährigen Firmenjubiläums den Berliner Bildhauer August Kraus (1868-1934) mit der Schaffung eines Denkmals zur Erinnerung an den Verstorbenen. Von dem Berliner Künstler stammt auch die Ausstattung der Lanz-Gruft im Eingangsgebäude des Mannheimer Hauptfriedhofs. Als Meisterschüler des Berliner Bildhauers Reinhold Begas (1831-1911) zwischen 1891 und 1898 wurde Kraus ein international bekannter Künstler mit großem Schaffensdrang. Möglicherweise kam die Verbindung der Familie Lanz zu August Kraus durch die beiden Kinder des Verstorbenen, Karl Lanz bzw. Emiliy Bumiller zustande. Beide lebten im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts einige Zeit in Berlin - Karl Lanz hatte dort bis 1897 an der Technischen Universität Maschinenbau studiert, seine Schwester war nach der Heirat mit dem kaiserlichen Legationsrat des Auswärtigen Amtes Theodor Bumiller 1895 in die Hauptstadt gezogen.
Die Enthüllungsfeier des Denkmals fand zusammen mit einem Festdiner am 9. März 1910 statt. Die Ehrengäste konnten bei dieser Gelegenheit auch die Landmaschinenfabrik sowie das von dem Sohn Karl Lanz gegründete und im Bau begriffene Schütte-Lanz-Luftschiff-Unternehmen bei Brühl besichtigen.
- Monika Ryll: Drei Schwestern aus gutem Hause. Helene Röchling, Emily Bumiller und Valentine von Seubert, in: Mannheimer Geschichtsblätter Bd. 34, 2017, S. 69-82
- Monika Ryll: Großbürgerliche Wohnkultur in Mannheim: Das Bumillerhaus in D 7,5, in: Mannheimer Geschichtsblätter Bd. 30, 2015, S. 66-78
- Tobias Möllmer: Das Palais Lanz. Französische Architektur im Deutschen Kaiserreich in Mannheim, Mannheim 2008, S. 20-21
- Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, hrsg. von Peter Bloch, Sibylle Einholz, Jutta von Simson, Berlin 1990, S. 158-163
- Anna-Maria Lindemann: Mannheim im Kaiserreich, Mannheim 1988 (2.Aufl.), Abb. S. 211
- Heinrich Lanz Aktiengesellschaft Mannheim, in: Mannheim. Das Kultur- und Wirtschaftszentrum Südwestdeutschlands, hrsg. von der Mannheimer Stadtreklame GmbH 1928, Abb. S. XLVIII
- Allgemeines Künstlerlexikon, begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Bd. 21, Leipzig 1927, S. 444-445