Hydraulisches Pumpwerk für die Wasserversorgung des Ortes Stürzenhardt
In einem einfachen Maschinenhaus in idyllischer Lage nahe einer Mühle steht ein Pumpwerk aus dem Jahr 1898, das lange als beispielgebend galt. Das Stürzenhardter Pumpwerk hebt das Quellwasser um 190 Meter und bewerkstelligte die Wasserversorgung der Gemeinde allein durch die Kräfte der Natur.
Eshandelt sich um eine wassergetriebene Pumpe zur Hebung des Quellwassers vom Tal zur 190 Meter höher gelegenen Siedlung. Sie hat ein Peltonrad mit verstellbarer Düse und eine Pumpe mit doppelt wirkendem Kolben. Die Pumpe steht in einem ca. 5 x 5 Meter großen Maschinenhaus, ein unspektakulärer Klinkerbau, der z.T. renoviert ist (Dach).
Zur Anlage gehört ein Bauwerk am Steinbach (Abzweigung ca. 500 m entfernt, Waldweg), mit der die stetige Wasserzuführung zum Betrieb der Pumpe gewährleistet ist, sowie die gefasste Quelle selbst.
Öffentliche Wasserversorgung; hebt das Wasser mit Wasserkraft vom 1,5 km entfernten Steinbachtal in den Ort Stürzenhardt (190 Höhenmeter)
Nur noch ein technisches Denkmal, komplett funktionsfähig und vorführbar. Die alte Wasserleitung nach Stürzenhardt wird jedoch anderweitig genutzt.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in der ca. 110-Seelen-Gemeinde Stürzenhardt erste Überlegungen, Wasser mittels eines Pumpwerkes in den Ort zu leiten. Bisher gab es einen Schöpfbrunnen im Ort sowie einen Ventilbrunnen. In trockenen Sommern waren die Einwohner gezwungen, ihr Wasser aus der ca. 1 km entfernten Lorenzenquelle, auf der Hochebene gegen Steinbach gelegen, zu holen, da beide Brunnen dann versiegten.
Als Alternative bot sich das Wasser aus dem Steinbach bei der Unterneudorfer Mühle an. Die Ausschüttung des Steinbachs erwies sich als ausreichend, um selbst in trockenen Sommern die Wasserversorgung der ca. 190 m höher gelegenen Gemeinde Stürzenhardt zu versorgen und zudem mit dem Abwasser des Maschinenhauses den Mühlkanal zu speisen, sodass der Unterneudorfer Mühle kein Triebwasser verloren geht.
Das Pumpwerk Stürzenhardt wurde im Jahr 1898 gebaut und in Betrieb genommen. Die Kosten beliefen sich auf mehr als 28.000 Mark, damals ein enormer Aufwand für die kleine Gemeinde. Die Finanzierung konnte nur durch einen Staatszuschuss in Höhe von 10.000 Mark und Einnahmen durch außerordentlichen Holzhieb bewerkstelligt werden.
Die ausführende Firma Grether & Cie. aus Freiburg/Br. lieferte ein Peltonrad mit verstellbarer Düse und eine Pumpe mit doppelt wirkendem Kolben. Diese relativ einfache Konstruktion war unabhängig von äußeren Einflüssen. Sie bewerkstelligte die Wasserversorgung einer ganzen Gemeinde allein durch die vor Ort vorhandenen Kräfte der Natur und gilt als „beeindruckendes Beispiel damaliger Ingenieurskunst.“
Das Stürzenhardter Pumpwerk wurde in den kommenden Jahren immer wieder als technisches Vorbild für die Wasserversorgung anderer Gemeinden herangezogen. Das Pumpwerk lief bis in die 1950er Jahre weitgehend einwandfrei. Erst dann zeigten sich Abnutzungs- und Alterungserscheinungen, die eine grundlegende Sanierung von Pumpanlage, Leitungssystem und Hochbehälter erforderlich machten.
Die Kosten wurden auf rund 170.000 DM geschätzt. Erneuert wurden jedoch lediglich die Ortsleitungen und der Hochbehälter, nicht jedoch das Pumpsystem, bei dem es seit Ende der 1950er Jahre immer wieder Ausfälle gab. Nachdem ein Anschluss an die Wasserversorgung Steinbach bzw. die Mudbachgruppe nicht zustande kam, erfolgte am 16. Oktober 1975 der Anschluss an die Fernwasserversorgung Rheintal und die Stilllegung des alten Pumpwerkes im Steinbachtal.
- Wissenschaftliche Magisterarbeit über die Wasserversorgung von Stürzenhardt anhand einschlägiger archivalischer Quellen fertiggestellt (Uni Karlsruhe, Institut für Geschichte)
- Broschüre der Stadt Buchen, Stadtarchiv Buchen