Pegelhäuschen im Hafen Mannheim-Rheinau
Am Ufer des Becken 21, ca. 1 km stromaufwärts der Hafenmündung am Rhein-Kilometer 414,200 in unmittelbarer Nähe zum 1930 errichteten Graßmannsteg erhebt sich turmartig das historische Pegelhäuschen. Der Zugang erfolgt über einen massiven Steg aus rotem Sandstein. Auf einem Unterbau aus hammergerechten Sandsteinmauerwerk mit Blendbögen sitzt der hölzerne quadratische Oberbau auf. Dieser trägt einen spitzen Helm aus Kupfer. Das Dach zieren an jeder Seite gaubenartige Dreiecke, in denen ursprünglich gotisierende Dreipässe eingearbeitet waren. Die Gesamthöhe bis zur Wetterfahne misst ca. 10 m; die Grundfläche ca. 2,50 m² x 2,50 m². An der Ufer- und Wasserseite ist der ehemalige Wasserstandsanzeiger - ein Ziffernblatt mit Zeiger - in die Fassade eingelassen.
Zwischen der Uhr und einem Schwimmer in der Pegelkammer, die in Höhe der Böschungstreppe liegt, war eine feste Verbindung. Stieg das Wasser, so drückte der Schwimmer auf die Oberfläche gegen eine Stange, die wiederum die Zeiger der Pegeluhr in Bewegung setzte. Der Schwimmer ist mittlerweile entfernt. Im Innern befindet sich heute keine technische Ausstattung mehr. Es steht weitgehend leer. Bei der letzten Sanierung 1985 waren Reparatur und Anstrich der Holzverschalung, die Erneuerung der Dacheindeckung sowie die Reinigung des Sandsteins erforderlich. Damals wurde auch der Pegelschacht zubetoniert und am Vorplatz ein Geländer angebracht.
amtlicher Wasserstandsanzeiger
heute funktionslos
Der Ausbau des Rheinauer Hafens erfolgte durch die private Hafenbaugesellschaft Rheinau GmbH ab 1896 nach dem Handelshafen als zweiter Hafen Mannheims. Zunächst wurde das Becken 21 angelegt; die Becken 22, 23 und 24 kamen bis 1912 hinzu. Nach dem Zusammenbruch der Rheinaugesellschaft 1902 übernahm der Badische Staat den Hafenbetrieb. Heute verwaltet die Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH, die 1990 aus dem Staatlichen Hafenamt hervorgegangen ist, die Anlagen. Der Rheinauer Hafen zählt zusammen mit dem Handelshafen, dem Altrheinhafen sowie dem Industriehafen zu den größten Binnenhäfen Europas. Insgesamt erstrecken sich die Mannheimer Hafenanlagen auf 11 Km² Fläche.
Im März 1900 legte die Mannheimer Baufirma F. & A. Ludwig Pläne für ein Pegelhäuschen vor. Allerdings konnte der Wasserstand nur den Schiffern im Hafen angezeigt werden. Notwendig war die Information jedoch auch für die Kapitäne auf dem Rhein. Ein sogenannter Pegelspringer musste deshalb den Wasserstand ablesen und zur Hafenspitze rennen, wo er die Angabe auf eine große Tafel schrieb. 1944 wurde der Schreibpegel System Behm ersetzt. Es war bis 1965 in Betrieb. Das Pegelhäuschen ist als einziges historisches Pegelhaus aller Mannheimer Häfen erhalten geblieben. Nach drohendem Verfall nahm sich 1985 der Heimatverein Rheinau des Bauwerks an und sanierte das Gebäude in Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württmeberg.