Unterhammer - ehemaliges Eisenhammerwerk im Karlstal bei Trippstadt
Ein zweistöckiges Herrenhaus aus Sandstein, 16 Fenster-Achsen breit, erstreckt sich entlang der Straße. Die Fenster im Erdgeschoss sind mit schmiedeeisernen Bogengittern versehen. Ein erster Hinweis: auch solche Gitter waren einstmals die Produkte des Eisenhammerwerkes. Hier steht das Herrenhaus, im Hintergrund ehemalige Remisen und Stallungen- sie dienten früher, d.h. von ca. 1820 bis 1865 als Verwaltungssitz und zeitweise als Wohnhaus des Besitzers. Es hat heute zwei aufwändig gestaltet Eingänge zur Straße hin und wird u.a. als Ferienwohnung vermietet.
Gegenüber dem Herrenhaus befindet sich ein ziemlich verlandeter Weiher, die aufgestaute Moosalbe, die – abgeleitet durch einen Kanal – die Wasserräder drehte. Diese trieben wiederum die Hämmer und Blasbälge an. Von der alten frühindustriellen Anlage zur Weiterverarbeitung des Roheisens ist jedoch nicht viel mehr als ein Zitat erhalten: Auf der Brücke über den Kanal steht ein historisches, aber leeres Fenster und ein altes Wasserrad.
Eine Kohlenscheune des Hammerwerks existiert noch in ihrer Grundstruktur, sie dient heute als gediegenes medizinisches Fitnessstudio.
Ein weiteres großes zweigeschossiges Gebäude mit Uhrenturm auf dem Walmdach war früher das Wirtschaftshaus, heute sind hier ein Cafe und ein Gesundheitszentrum mit mehreren Praxen untergebracht. Es schließt sich ein kleiner Park an, in dem die Historie des Ortes mit Tafeln veranschaulicht wird.
Weiter talabwärts sind innerhalb von 4 Kilometern noch eine ehemalige Eisenschmelze und ein Walzwerk zu finden. Diese Anlagen, von denen heute nur die Gebäude der Walzstraßen (an der Einmündung der B 270) erkennbar sind, gehörten bis 1870 zusammen, selbst die Verbindungsstraße wurde vom Unternehmer, dem „Eisenbaron“ Gienanth gebaut.
Die Gebäude haben in ihrer fast 200 Jahre langen Geschichte nur relativ kurz als frühe industrielle Anlagen gedient. Viel länger dienten sie der Erholung und Gesundheit – eine Funktion, die im idyllischen Naturpark Pfälzerwald durchaus naheliegt. Auch heute führen interessante Wanderwege an den Anlagen vorbei. Und für Feiern und Fest im Freien und im Saal ist Der Unterhammer heute ebenfalls vorbereitet.
Eisenhammerwerk
Wohnungen, Gesundheitszentrum, Fitnessstudio, Cafe
Die Ursprünge der Eisenverarbeitung im pfälzischen Karlstal legte schon 1727 der Freiherr Ludwig Anton von Hacke. Es entstand das Hammertal mit der „Eisenschmelz“, dem Unteren Hammer, Mittleren Hammer und Oberen Hammer.
Johann Jakob Gienanth, pachtete 1772 ein Eisen-Werk im nahen Trippstadt. Die Familie Gienanth hatte bereits viele Hammerwerke und Gruben gepachtet oder gekauft.
Unter der Ägide des „Eisenbarons“
Ludwig Gienanth, der in Winnweiler bereits eine Eisenschmelze betrieb, und der in Eisenberg ein Werk gekauft hatte, (siehe: Ginanth in Eisenberg) ersteigerte die Hackeschen Werke im Karlstal 1804. Er veranlasste den Bau der Straßen vom Hammertal nach Kaiserslautern. Gienanth wird 1791 in den persönlichen Adelsstand gehoben und baute sich 1821 das Herrenhaus, das er zeitweise auch selbst bewohnte.
1823 folgte das Wirtschaftshaus, als damals als Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude diente. Die Idee mit dem Uhrenturm verwirklichte Gienanth auch bei seinem Werk in Eisenberg.
1925 erbaute er das Blechwalzwerk, 1827 das Schneidewerk. Produziert wurden Bleche, Schmiedeeisen, Träger, Säulen, Schienen, Öfen, Herde, Kunstgusswaren. Der wichtigste Holzkohlehochofen stand bei der Eisenschmelz (L 500 Abfahrt Stelzenberg, heute nicht mehr existent).
1833 stieg Ludwig von Gienanth in der Adelstreppe weiter auf und erhielt die erbliche Adels- und Freiherrenwürde. Er kaufte in Trippstadt große Ländereien. Immerhin dachte er auch an seine Belegschaft und führt eine Betriebskrankenkasse ein.
Um 1850 erreicht die Blechproduktion ihren Höchststand. Insgesamt gab es 15 Wasserräder zum Antrieb. Etwa 1000 Beschäftigte zählen die zusammen gehörenden Werke im Karlstal.
Doch schon 10 Jahre später kam es wegen neuer Produktionsmethoden zu einem starken Preisverfall bei Blechen. Außerdem stellte sich die Lage der Produktionsstätten jetzt als verkehrsungünstig heraus. Die führen Standortvorteile - Wald (sprich Holzkohle) und Wasser für den Antrieb – waren in der Zeit von Dampfmaschinen und Eisenbahn nicht mehr interessant. Die Familie von Gienanth gründete ein Stahlwerk in Kaiserslautern und legte die Anlagen in Unterhammer bis 1865 still (und verkaufte sie vermutlich an die Stadt).
Andere Nutzung der Gebäude seit 1870
Ab 1870 dienten die umgebauten Gebäude als Beamtenerholungsheim. 1944 richtet das Städtische Krankenhaus Kaiserslautern dort ein Entbindungsheim ein. Von 1945 bis 1960 nutzte die Arbeiterwohlfahrt den „Unterhammer“ als Sanatorium.
1975 ging das Anwesen in Privatbesitz über. 1997 renovierte ein neuer Eigentümer das Wirtschaftshaus und die Kohlenscheune und baute sie sukzessive zu einem Wellness-, Gesundheits- und Sportzentrum aus. Seit 2007 wurde das Herrenhaus mit den Stallungen renoviert und zu Wohnungen umgebaut.
- Wikipedia
- Homepage von Unterhammer