Wappenschmiede, Sägemühle, Triftanlagen in Elmstein/Pfalz
Die Elmsteiner Wappenschmiede ist ein wasserbetriebenes Hammerwerk (2 oberschlächtige Wasserräder) aus der Zeit um 1790 mit vollständiger technischer Ausstattung. In Verbindung mit der angebauten Einblatt-Sägemühle ist sie der einzige Kombibetrieb dieser Art, der in Deutschland erhalten geblieben ist.
Die Sägemühle Leidner ist ein historischer Vollgatter-Betrieb mit unterschlächtigem Wasserrad, komplett erhaltener Technik und maschineller Ausstattung aus dem Jahr 1900.
Die ausgedehnten Triftanlagen der Brennholzflößerei des oberhalb der Sägemühle einmündenden Legelbachtals wurden um 1840 durch den Staat Bayern ausgebaut und werden derzeit im Rahmen eines geplanten Trifterlebnisweges restauriert und touristisch erschlossen. Bitte Hinweise in der Presse beachten!
Wappenschmiede, Sägemühlen und Triftanlagen darf man als eine Denkmalzone des historischen Wassergewerbes und –baues oberhalb von Elmstein betrachten.
In der Elmsteiner Wappen- oder Waffen-, also Werkzeugschmiede wurden Werkzeuge und Gerätschaften für die Forst- u. Landwirtschaft, Handwerker- und Haushaltsbedarf produziert. Die Sägemühlen schnitten Bauholz und die Triftanlagen dienten zur Versorgung der Städte mit Brennholz.
Die Wappenschmiede mit Einblatt-Säge (Wiedereinrichtung für 2019 geplant) wird durch deren Förderverein als „arbeitendes Museum“ betrieben und betreut, ebenso die Sägemühle Leidner, die aber derzeit wegen des defekten Wasserrades nur ohne Betrieb besichtigt werden kann. Die touristisch-museale Nutzung der technischen Kulturdenkmale dieser Denkmalzone, welche künftig auch die Triftanlagen am Legelbach umfassen wird, ist von enormer Bedeutung für deren langfristige Erhaltung.
Elmsteiner Wappenschmiede
Sie wurde wohl in der Zeit um 1790 durch Johann Adam Lan(t)z gegründet, der auch die gegenüberliegende Mühle am gleichen Gerinne (Fluter, Mühlschiff) mit zwei Wasserrädern betrieb. Durch Schenkung an seine Tochter ging die Schmiede 1812 in den Besitz der Familie Römer über, in welchem sie – neu konzessioniert in 1844 – bis zur Zwangsversteigerung 1887 verblieb. Die Familie Haag erwarb die Hammerschmiede und führte den Betrieb – unter sanfter Modernisierung der Technik – bis um 1975 fort. Um 1888 wurde das Hammerwerk um eine Einblatt-Sägemühle, welche per Transmission über eines der Wasserräder in der Schmiede angetrieben wurde, erweitert. Diese wurde bereits 1951 stillgelegt und abgebaut, der Raum zur Herstellung von Schindeln, Schubkarren etc. verwendet.
Indes blieb das Holzgebäude in einer typischen gewerblichen Architektur vollständig erhalten. Der Förderverein der Wappenschmiede konnte in Thüringen eine komplette Sägemühlen-Ausstattung aus der Zeit um 1900 erwerben und plant eine Wiedereinrichtung in 2019. Das Hammergebäude wurde um 1900 mit einem Wohnhaus überbaut, danach im Erbgang geteilt: Schmiede und Säge hatten danach auch unterschiedliche Betreiber. Mahl- und Sägemühlen hielten zusammen mit der Wappenschmiede fünf Wasserräder in Betrieb.
Das Hammerwerk der Schmiede besteht aus drei Schwanzhämmern und einem Federhammer unterschiedlichen Gewichts, die über eine Wasserradwelle über Nocken und Transmission angetrieben werden. Das zweite Wasserrad bedient eine weitere Transmissionsanlage für das Gebläse der Esse und den Schleifstein, der ursprünglich – zusammen mit dem Sägegatter – von einem nicht mehr vorhandenen dritten Rad angetrieben wurde. Bohrmaschine ebenfalls mit Wasserbetrieb.
Wappenschmiede und Einblatt-Sägemühle stellen das letzte erhaltene Beispiel eines solchen Kombibetriebes in ganz Deutschland dar!
Sägemühle Leidner
Heinrich Schmalenberger, streitbarer Mühlennachbar der Wappenschmiede, errichtete nach 1900 ca. 500 m oberhalb seines Betriebes, das aus Mahlgang und Zirkularsäge bestand, eine größere Vollgatter-Sägemühle mit unterschlächtigem Wasserrad. In den 30er Jahren erwarb die Familie Leidner den Betrieb, installierte ein moderneres Sägegatter aus Metall und schaffte zur notwendigen Erhöhung der Antriebsenergie einen Diesel-Motor von Deutz an, der in der Lage war, auch unabhängig vom schwankenden Wasserzulauf einen verlässlichen Betrieb zu gestatten.
Bis in die 70er Jahre hinein wurde die Säge betrieben, danach wurde die Halle als gewerblicher Lagerraum genutzt, wobei aber alle Arbeitsgeräte und Werkzeuge erhalten geblieben sind. Die typische maschinelle Ausstattung eine solchen Betriebes sind vorhanden: Vollgatter, Besäumer, Hobelmaschine und Kreissäge. Besonders eindrucksvoll ist sie umfangreiche Transmissionsanlage im Untergeschoss der Mühle, welche auch eine Schleifsteinanläge zur Schärfung der Werkzeuge umfasst. Diese bewahrende Pflege ist uneingeschränkt dem traditionsbewussten Engagement des derzeitigen Eigentümers zu verdanken.
Er hat dem Förderverein Wappenschmiede das Recht eingeräumt, dort Führungen zu veranstalten und das Wasserrecht zu organisieren: seit einiger Zeit besteht ein sog. „Kleines Wasserrecht“, das die Zuleitung von Wasser aus dem Speyerbach für einen Wochenendbetrieb des Zuppingerrades gestattet, doch ist das Wasserrad leider nicht einsatzfähig. Aufgrund der besonderen Vollständigkeit der technischen Anlage hat diese Säge zumindest pfalzweite Bedeutung – mir ist keine vergleichbare Anlage bekannt.
Archivalien Gemeindearchiv und im Landesarchiv Speyer