Wasserturm auf dem Friedrichsplatz Mannheim
Der zylinderförmige, mit Ziegel gemauerte und mit gelbem Sinsheimer Sandstein verkleidete Wasserturm erhebt sich auf dem Friedrichsplatz, dessen Schmuckanlage als zentraler Schnittpunkt zwischen Altstadt und Oststadt ab 1888 angelegt wurde. Die wenig ausladende Form, besonders aber der bildhauerische Zierat repräsentiert den Wasserturm als neobarocken Monumentalbau mit der Funktion einer städtebaulichen Klammer zwischen der barocken Quadratestadt und der Stadterweiterung des späten 19. Jahrhunderts.
Dem rustizierten Sockelgeschoss ist ein breiter zweiläufiger Treppenaufgang, der an Sphingen und Pavillons vorbei zu einer Aussichtsterrasse führt, vorgelagert. In Höhe des Wasserbehälters befindet sich der Fries mit Putten und Girlanden des Berliner Bildhauers Ernst Westpfahl sowie ein kräftiges Konsolgesims. Das Kupferdach mit Lukarnen trägt eine Laterne und eine Aussichtsplattform. Die Bekrönungsfigur auf der Turmspitze - eine Amphitrite des Mannheimer Künstlers Johannes Hoffart aus getriebenem Kupfer- misst 3,50m. Die Gesamthöhe des Wasserturms beträgt ca. 60m, der 2000qm umfassende Hängebodenbehälter - nach Patent des Wasserbauingenieurs Oskar Smreker konstruiert - befindet sich in 35m Höhe. Der Behälterdurchmesser beträgt 16,10m. Zum Tropfboden unterhalb des Wassertanks, seitlich an diesem vorbei sowie über einen Steg oberhalb des Beckens führt eine Treppe zum kleinen Aussichtsbalkon in Höhe der Laterne. Ursprünglich mündeten aus allen vier Richtungen die Rohrleitungen in den Keller des Gebäudes.
Der Wasserturm ist der erste für die städtische Wasserversorgung erbaute Hochbehälter in Mannheim. Die Leitungen führen zu den Wasserwerken Käfertal und Rheinau. Von 1909 bis 1998 diente er nur als Reserve, da der Wasserturm Luzenberg 5m höher liegt.
Stillgelegt seit 1998, Wahrzeichen der Stadt Mannheim
Der Mannheimer Stadtrat verpflichtete den österreichischen Wasserbauingenieur Oskar Smreker (1854-1935) im Jahre 1882 zum Aufbau einer zentralen Wasserversorgung, denn das Brunnen- und Flusswasser war von sehr schlechter Qualität. Außerdem sollte dadurch der Gefahr von Feuersbrünsten begegnet werden. Im Jahr 1885 wurde ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben, was für ein technisches Gebäude völlig ungewöhnlich war und reichsweit erstmals erfolgte. Den ersten Preis von 74 Einsendungen gewann der Stuttgarter Gustav Halmhuber (1862-1936). Den Standort legte Smreker fest.
Die Einweihung erfolgte 1889. Der Wasserturm diente der Druckhaltung nach dem Prinizip der kommunizierenden Röhren. Während des 2. Weltkriegs im Dach erheblich zerstört, sollte er zunächst abgebrochen werden, denn mit Neubebauung der Innenstadt war eine Druckerhöhung sowie ein größeres Fassungsvermögen des Behälters erforderlich. 1962 entschloss sich der Gemeinderat jedoch für eine originalgetreue Rekonstruktion und beauftragte hierzu den Mannheimer Architekten Ferdinand Mündel (1885-1964). Der Einbau von Pumpen gewährleistete die technischen Erfordernisse.
- Gustaf Jacob: Der Wasserturm und sein Architekt, in: Mannheimer Hefte 1956, H. 1, S. 19-24
- Hans Weckesser: Geliebter Wasserturm. Die Geschichte des Mannheimer Wahrzeichens, Mannheim 1991
- Albert Gieseler/Monika Ryll: Wassertürme in Mannheim. Ein kunst- und technikgeschichtlicher Führer, Mannheim 1997
Einschließlich Technik komplett erhalten.