Wasserwerk in Mannheim-Rheinau

Das Gelände am Hallenweg mutet auf den ersten Blick an wie ein Hofgut, mit Bäumen, Rasenflächen und Sträuchern. Dazwischen imposante Gebäude mit spitzen Giebeln. In Wirklichkeit  ist es das Wasserwerk Rheinau. So baute man 1927, als Industriegebäude oft nicht nur Zweckbauten waren. Auf den zweiten Blick sieht man aber: später wurde zu-, um- und angebaut und so entstand ein Mischmasch an Stilen.

Wenn man das Wasserwerk durch den Haupteingang betritt, fällt einem zunächst ein gusseisernes Gebilde auf, wie eine Art Kunstwerk. Es ist ein 80 Jahre alter Schieber, der an die damalige Technik erinnert. Dahinter erhebt sich das Verwaltungsgebäude, in dem die Überwachung der Anlagen des Wasserwerks untergebracht ist.

Auf der linken Seite des Geländes befinden sich, aus Backsteinen gebaut, zwei Werkstattgebäude. Eine Krananlage und gusseiserne Deckenstützen fallen besonders auf. Hier ist das Ersatzteillager untergebracht und man bekommt ein Gefühl dafür, welch große Werkstücke hier einmal bearbeitet wurden. Auch diese Gebäude sind im Landhausstil gebaut, wie auch die daneben liegenden Werkswohnungen.

In dem anschließenden, modernen Gebäude ist die Aktivkohle-Filteranlage mit sechs Filterbecken zur Reinigung des Wassers untergebracht. Die gesamte Aktivkohle in der Anlage hat eine Oberfläche von 287 460 Quadratkilometer – hat ein Tüftler ausgerechnet. Schadstoffe, die sich dort im Grundwasser befinden, wie z.B. chlorierte Kohlenwasserstoffe, die in chemischen Reinigungen und in metallverarbeitenden Betrieben verwendet wurden, lagern sich an dieser riesigen Oberfläche an und werden so aus dem Grundwasser entfernt.

1972 wurde quasi als weiteres Standbein das Wasserwerk Schwetzinger  Hardt gebaut, das sein Wasser u.a. nach Rheinau liefert und damit den dort etwas erhöhten Nitratgehalt ausgleicht. Das Grundwasser in Rheinau hat von Natur aus den Härtegrad 4. Es wird deshalb mittels einer Entkarbonisierungs-Anlage auf die Härtestufe 3 gebracht. Das bei diesem Vorgang anfallende Abfallprodukt wird an ein Zementwerk geliefert.

Der zentrale Blickfang des Rheinauer Wasserwerks ist die riesige „Dieselhalle“ für die Notstromaggregate. Mit Deckenrundungen und hunderten von Gitterfenstern wirkt der Innenraum fast wie ein großes, lichtes Kirchenschiff. Die Seitenschiffe der Halle dienten früher der Aufstellung von Schaltanlagen, die immer noch sichtbar, aber außer Betrieb sind. Der Fußboden besteht aus alten Kacheln und selbst die Geländer haben noch Holzhandläufe.

Neben der Dieselhalle befindet sich die Pumpenhalle, von wo aus das Trinkwasser ins Netz gepumpt wird. Das Gebäude ist mit Bauelementen der 70ger Jahre verkleidet. Die außergewöhnlichen Dimensionen benötigte man früher für große Pumpen. Heute sind die Pumpen wesentlich kleiner und effektiver.

Was wie ein großer, grüner Hügel mit zwei Eingängen aussieht, die mit roten Sandsteinblöcken wie der Eintritt in ein Mausoleum anmuten, sind zwei Weichwasser-Becken mit je 5.000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Zwei weitere Kammern mit je 10.000 Kubikmetern befinden sich außerhalb des Geländes. Ein Blickfang ist der Schaubrunnen mit einem kuppelartigen, ausladenden Gewölbe und einer Facettendecke.

Nutzung (ursprünglich)

Wasserwerk

Nutzung (derzeit)

Wasserwerk

Geschichte

Ursprünglich gab es für die Wasserversorgung in Mannheim nur das Käfertaler Wasserwerk, gebaut 1889. Das konnte aber bald den Bedarf der Stadt und auch der Industrie nicht mehr decken. Im Jahr1900 lieferte das Käfertaler Wasserwerk  4 Mio. Kubikmeter, 25 Jahre später waren es bereits 15 Mio. Kubikmeter. Trotz Erweiterungen in Käfertal führte am Bau eines neuen Wasserwerks kein Weg vorbei. Als besonders günstiger Standort erwies sich der Rheinauer Wald, der Dossenwald. Dort stand bereits seit 1898 ein Industriepumpwerk der Continentalen Wasserwerksgesellschaft Berlin.

Am 7. Juli 1927 wurde das Rheinauer Wasserwerk eingeweiht, mit elektrisch angetriebenen Hochleistungspumpen, damals modernste Technik. 60 Prozent des Mannheimer Trinkwassers konnten von Rheinau ins Netz gepumpt werden, die restlichen 40 Prozent kamen aus Käfertal. Das ist bis heute so. Heute liefert das Rheinauer Werk ca. 15 Mio. Kubikmeter Wasser im Jahr.

Das Wasser wird im Rheinauer Wald in 23 Brunnen aus einer Tiefe von 40 Metern gefördert. Dieses Grundwasser fließt vom Odenwald durch eiszeitliche Bodenschichten Richtung Rhein, mit einem Gefälle von nur 1 Meter pro 1000 Metern und einer Geschwindigkeit von 1 bis 3 Metern pro Tag. Die Temperatur beträgt konstant 11 Grad. Mannheim und seine umgebenden Ortschaften und Städte bekommen ihr Trinkwasser also aus dem Odenwald.

Quellen:

100 Jahre Trinkwasserversorgung Mannheim (Hrsg. MVV)

Eigentümer
MVV
Bauzeit / Umbauten
1927 und spätere Um- und Anbauten
Autor*in
Veit Lennartz
Letzte Änderung
Objektnummer
359
Adresse
Hallenweg 2 – 4
68219 Mannheim
Geo
49.433668503455, 8.5426425933838
Öffnungszeiten

nicht öffentlich zugänglich

nicht barrierefrei