Ziegeleimuseum in Jockgrim
Das 1996 eingerichtete Museum dokumentiert mit Modellen, Fotos, Zeichnungen und Texttafeln, anhand von Produkten und Fertigungsvorstufen, sowie mittels Maschinen, Werkzeugen und Arbeitsformen die rund 100jährige Geschichte der industriellen Herstellung von Falz-Ziegeln und anderen Tonerzeugnissen für den Bau. Es ist untergebracht in einem kleinen Teil der ehemaligen Falzziegelfabrik Carl Ludowici.
Der teilweise erhaltene Ringofen, der mit ursprünglich 90 Meter lang und sechs Stockwerke hoch zu seiner Zeit der größte Europas war, ist in das Untergeschoss des modernen Verwaltungsgebäudes der Gemeinde Jockgrim integriert und begehbar. Auch dort sind Ausstellungsstücke zu sehen.
Die ehemalige Presshalle des Werkes ist zu einem Veranstaltungsraum ausgebaut. Im Außenbereich sind eine funktionsfähige Revolverpresse und eine Farbmühle zu sehen. Erhalten sind ebenfalls zahlreiche Siedlungshäuser, die mit Ludowici-Ziegeln eingedeckt sind, sowie die Fabrikantenvilla, ein an einem neuen Ort wieder aufgebauter Fabrikschlot und ein von Johann Wilhelm Ludowici in den 1950er Jahren entwickeltes Kugelhaus.
Falz-Ziegelwerke Ludowici
Museum, Veranstaltungsraum, Verbandsgemeindeverwaltung
Die Erfindung des überaus erfolgreichen Falzziegels Z1 durch Wilhelm Ludowici, für den 1881 das Patent angemeldet wurde, sowie einer Revolverpresse war die Grundlage für die rasante Entwicklung der Ziegelfabrik, die ihre Ursprünge in Ludwigshafen und Ensheim/Saar hatte. Das Werk ließ sich in den Jahren 1883-1896 in Jockgrim nieder, denn hier gab es reiche gute Tonvorkommen (schon in römischer Zeit geschätzt), Arbeit suchende Landbevölkerung, und günstige Verkehrbedingungen (neu gebauter Bahnhof und der Rhein für Kohle- und Warentransport).
Rund um die eigentlichen Werke entstanden weitere Betriebsteile, so unter anderem eine eigene Maschinenfabrik zur Herstellung und Wartung von Revolverpressen. Um 1900 gehörte das Unternehmen mit ca. 600 Beschäftigten zu den größten Ziegelherstellern der Welt. Nach einem Produktionseinbruch nach dem ersten Weltkrieg erholte sich das Unternehmen rasch.
Erfolgreich war auch die Entwicklung des sog. Nationalsteines im Jahr 1928, der auch ungelernten Handwerkern das Aufbauen einer geraden Wand ermöglichte. Während der NS-Zeit galt das Werk als „Musterbetrieb“. Mit Ludowici-Produkten wurden mehrere Prestigeobjekte gebaut. Ludowici profitierte auch von seinem Posten als „Siedlungsbeauftragter“. Bis 1938 expandierte das Werk auf 1100 Beschäftigte.
Nach starker Zerstörung durch einen Bombenangriff im Februar 1945 wird das Werk wieder aufgebaut und rationalisiert. 1955 sind es fast wieder 1000 Beschäftigte, doch 1957 werden 400 entlassen. Die Erfindungen des Firmeninhabers Johann Wilhelm sind wirtschaftlich nicht erfolgreich.
Die Konkurrenz neuer Baumaterialien und das Auslaufen der Patente gehören zu weiteren Punkten, die den Niedergang des Unternehmens beschleunigen. 1972 ist es auf ein Werk mit noch 100 Beschäftigten geschrumpft. Das Werk brennt nieder, die Ruinen werden nicht mehr aufgebaut. Auch Nachfolgeunternehmen können sich nicht lange behaupten. Das Gelände wird sukzessive als Bauland verkauft.
1988 wird das neue Bürgerhaus im Bereich des ehemaligen Werkes 3 eingeweiht, 1991 das neue Haus der Verbandsgemeinde Jockgim und 1996 das Ziegeleimuseum. Dass das beschauliche und sehenswerte Dorf Jockgrim bis 1972 der Standort der riesigen Falzziegelwerke Carl Ludowici war, ist heute kaum noch erkennbar, ebenso wenig die Tatsache, dass große Teile der Umgebung „ausgetont“ sind. Die Ludowici-Ziegel werden dem Besucher aber allenthalben auffallen.
- Jaeger: Die Ziegelindustrie um Jockgrim und Rheinzabern, Speyer 1968
- Dachziegelarchiv
Die Räumlichkeiten des Museums sind wieder aufgebaut, z.T. unter Verwendung von Originalmaterialien (z.B. die bunten Dachziegel). Der Ringofen ist ebenfalls z.T. authentisch.