Ehemaliges Verwaltungsgebäude des Rheinischen Braunkohlensyndikats in Mannheim

Die Dreiflügelanlage aus rotem Klinkermauerwerk entstand 1922-23 nach Plänen des Architekten Martin Elsässer (1884-1957). Dessen Lebenswerk umfasst zahlreiche Wohnhäuser, Kirchen, Schulen, Bäder, Krankenhäuser und Verwaltungsbauten. Von 1920-1925 war er Leitender Direktor der Kunstgewerbeschule in Köln, von 1925-1932 Leiter des Frankfurter Hochbauamts.

Der Gebäudekomplex besteht aus einem dreistöckigen, an der Gartenseite durch das abfallende Gelände vierstöckigen Bürohaus. An der Straßenseite umschließt er zusammen mit zwei angebauten zweigeschossigen Flachbauten einen geräumigen Vorhof, der zur Straße hin eine übermannshohe Schützmauer hat. An der südlichen Schmalseite des Gebäudes wurde 1937 ein Garagenbauwerk angefügt. Der rote Klinker wurde in expressionistischer Form verwendet. Dies zeigt sich an der Art der Vermauerung, aber auch an den spitzen Erkern an den Schmalseiten sowie an der Gartenseite. 

Der Verwaltungsbau wurde im Zweiten Weltkrieg zum großen Teil zerstört und in den 1950er Jahren zu etwa 70 % der Umfassungswände wiederaufgebaut. Bei dem Wiederaufbau wurden die dekorativen Elemente der Mauerwerksgestaltung nicht wiederholt. Hierzu zählen insbesondere die von dem Bildhauer Georg Grasegger geschaffenen Figuren als Dachbekrönung und über dem Haupteingang.

Das für den expressionistischen Baustil der Entstehungszeit typische Flachdach mit dahinterliegendem Satteldach und innenliegender Entwässerung wurde umgewandelt in ein nach außen entwässerndes Satteldach mit breitem Gaubenband. Die beiden Flügel hatten ursprünglich ein Flachdach, die beiden quadratischen Pavillons an der Straße ein Zeltdach. Beim Wiederaufbau wurde die Dachkonstruktion der Flügel und Pavillons durch ein mit Biberschwanzziegel gedecktes niedriges Walmdach vereinheitlicht.

Im Innern ist von der ursprünglichen qualitätvollen Ausstattung heute nur noch wenig zu spüren. Der Wiederaufbau erfolgte in schlichten Formen. Spätere Umbauten und Modernsierungen haben diese Tendenz noch verstärkt.

Nutzung (ursprünglich)

Verwaltungsgebäude des Rheinischen Braunkohlensyndikats

Nutzung (derzeit)

Seit 1990 ca. 15 Jahre lang Verwaltungsgebäude des Gerling Konzerns (Köln); derzeit Umbau zu Wohnungen durch die Firma Quadriga (Speyer).

Geschichte

Das Rheinische Braunkohlensyndikat, ein Kölner Verkaufsverein für Brikett, ging aus dem 1900 in Köln gegründeten Verkaufsverein der Rheinischen Braunkohlen-Brikettwerke GmbH hervor und existierte zwischen 1915 und 1945. Unter einem Syndikat verstand man ursprünglich ein hoch entwickeltes Kartell mit gemeinsamer Vertriebsorganisation. Aufgrund des allgemeinen Kartellverbots in der Wirtschaft gib es heute kaum noch derartige Zusammenschlüsse.

Das Rheinische Braunkohlensyndikat mit Sitz in Köln war neben dem Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat (1893-1945) in Essen die bekannteste Verkaufsgesellschaft für Brikettproduktion sämtlicher am Niederrhein gelegenen Braunkohlengruben. Die kurz nach dem Ersten Weltkrieg eingerichtete Mannheimer Zweigniederlassung mit Umschlagplätzen in Rheinau, Ludwigshafen und Karlsruhe besorgte den Großverkauf von Braunkohlenbriketts (Union-Briketts) für Süddeutschland und die Pfalz und den Export für das südlich gelegene Ausland. Für den Transport der vom Kölner Revier (Einladeort: Godorf-Wesseling) kommenden Briketts bediente es sich der Betriebseinrichtungen (Eisenbahnanlagen, Schiffspark, Hafen- und Umschlaganlagen) der befreundeten Vereinigungsgesellschaft Rheinischer Braunkohlenbergwerke mbH in Köln.

Um die Briketts vor Feuchtigkeit zu schützen wurden die Umschlags- und Lagerplätze mit großen Lagerhallen ausgerüstet. Als Umschlagsvorrichtungen dienten Verladebrücken mit fahrbaren Drehkränen. Die mittlerweile nicht mehr existente Rheinauer Halle umfasste 25.000 qm und konnte 90.000 t Briketts lagern. Den Umschlag besorgten sechs elektrische Brücken- und Drehkräne mit einer mittleren Leistung von 2.000 t in acht Stunden.

Erster Direktor der Mannheimer Zweigstelle war Heinrich Bohle, dessen Wohnhaus in der Leibnizstraße 15 ebenfalls 1924 von Martin Elsässer erbaut worden war. Das Gebäude gehört zu den Kriegsverlusten.

Der Verkauf von Braunkohlen lief vor dem Zweiten Weltkrieg hervorragend. So konnte in den Monaten Dezember 1933 bis März 1934 der Absatz um rd. 10 % gesteigert werden, wodurch in den verschiedenen Betrieben in Mannheim, Ludwigshafen und Karlsruhe 28 Arbeiter und 4 Angestellte neu eingestellt werden konnten.

Quellen:
  • Gustav Adolf Platz: Die Baukunst der neuesten Zeit (=Propyläen-Kunstgeschiche Ergänzungsband 3), Berlin 1927, S. 340, 354
  • Gustav Adolf Platz: Mannheims Baukunst einst und jetzt, in: Badische Heimat 1927, S. 130, 131, 134
  • Andreas Schenk: Mannheim und seine Bauten 1907-2007, Bd. 2 (Mannheim 2000), S. 108-109
Eigentümer
Fa. Quadriga (Speyer)
Erbauer
Rheinisches Braunkohlensyndikat Köln
Architekt
Martin Elsässer; Wiederaufbau durch Hettinger; Verbindungsbau zur Otto-Beck-Straße 36 von Gerd Krämer (Stuttgart)
Bauzeit / Umbauten
1922-24; Wiederaufbau um 1950; Anbau an Haus Otto-Beck-Straße 36 im Jahre 1992, Umbau zu Wohnungen ab 2015
Schäden

erhebliche Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg; vereinfachter und im Dachbereich veränderter Wiederaufbau

Autor*in
Monika Ryll
Letzte Änderung
Objektnummer
199
Adresse
Otto-Beck-Straße 34
68165 Mannheim-Oststadt
Geo
49.481904681721, 8.4856849957973
Zufahrt

ÖPNV: Buslinie 60 (Haltestelle Maximilianstraße); Straßenbahnlinie 6 (Haltestelle Pestalozzischule)

Öffnungszeiten

nicht zugänglich

Denkmalschutz
Ja
Barrierefrei
Unbekannt