Eisenschmelz und Kupferschmelz in Winnweiler
1742 legte die Hugenottenfamilie Guinand (später Gienanth) an diesen beiden Standorten in Winnweiler (Nordpfalz), die mit Erzen, Wasser und Holz über wichtige natürliche Ressourcen verfügten, den Grundstein für ihr späteres Eisenhüttenimperium.
Die Eisenschmelz
wird 1742 von Niclas Guinand erbaut mit Hochofen, Großhammer, Gießerei, Arbeiterwohnungen, sowie das im Mittelpunkt stehende dreiflügelige Herrenhaus mit Park. Die Bauweise des Herrenhauses mit großem Ehrenhof knüpft an barocke Schloßbautraditionen an. Ein quadratischer Turm mit Uhr und Glocke "krönt" das zweieinhalbgeschossige Gebäude.
Ab 1889 entsteht neben dem bisherigen Werk ein neuer Werksteil, der aufgrund seiner Lage auf Schweisweiler Gemarkung auch "Schweisweiler Werk" genannt wird. 1938 wird das Werk in die (ca. zwei km südöstlich liegende) Kupferschmelz (s.u.) verlagert. Ab 1941 wird ein Teil des Werks von den Seitz-Werken Bad Kreuznach zur Automatenherstellung genutzt (bis ca. Ende des Jahrhunderts). Die ehemalige Gießerei wird 1948 abgerissen. Alle weiteren Gebäude der Anlage sind weitgehend erhalten und stehen als geschlossene Anlage unter Denkmalschutz. Aktuell wird das Ensemble vom Besitzer behutsam renoviert.
Von der L 392 aus ist die Einfahrt in den Industriepark, aber vor allem die Ruine dieses auch "Neues Werk" bezeichneten Teils zu sehen (Mauer mit hohen Rundbogenfenstern). Von der B 48 aus, die 1932 als Umgehungsstraße gebaut wurde, fällt der Blick in den wenig gepflegten Park und das schräg dahinter liegende Herrenhaus (rot verputzt), sowie (um die Ecke) die früher als Ställe genutzten Gebäude, die bereits mit neuem Dach versehen, ebenfalls rot verputzt und z.T. bewohnt sind. Die ehemalige Alsenzstraße, die durch das Werk führte, ist als Durchgangsweg vorhanden. Auch von der B 48 aus geht ein Weg durch das Werk. Beide sind öffentlich zugänglich.
"Um die geschichtlichen und räumlichen Zusammenhänge der Kulturlandschaft Donnersbergkreis zu verdeutlichen wurde der „Frühindustriepark Gienanth“ anlässlich der EXPO- 2000 zum Thema „Mensch-Natur –Technik“ geschaffen. Ein industriegeographischer Lehrpfad führt zwischen 225 und 400 Höhenmetern in einer Länge von 12 km durch das südwestliche Donnersberger Vorland" (Hildegard Keller, Onlinejournal Lerncafe).
Die Kupferschmelz
wurde 1747/49 erbaut als Kupferhütte durch die Imsbacher Kupferbergwerksgewerkschaft, die den Betrieb bereits 1754 wieder einstellt. Ab 1806 nutzt Gienanth das Gelände, baut 1806 zunächst ein Eisenhammerwerk, ab 1880 eine neue Gießerei und verlegt 1938 den Betrieb komplett in die Kupferschmelz.
Obwohl das Werk ähnlich aufgebaut ist wie die Eisenschmelz und bis 2004 in Betrieb war, finden sich darüber wenig Informationen. Lediglich eine Hinweistafel auf den "Frühindustriepark Gienanth", die in einem Geschichtsleistungskurs des Wilhelm-Erb-Gymnasiums 1999/2000 konzipiert wurde, weist am Eingang des Ortsteils von Winnweiler (Werkstrasse) auf diesen einst bedeutenden Industriestandort hin.
Das Werk „Gienanth AG Eisengießerei“ wurde im Laufe der Jahrzehnte immer wieder an- und umgebaut und „verbaut“. Seit seiner Stilllegung im Jahr 2004 wurden alle Maschinen entfernt und Teile der Gebäude zerstört. Tatsächlich befindet sich die Anlage aktuell in einem ruinösen Zustand und steht nicht unter Denkmalschutz. Sie ist im Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich.
Eisengießereien
Leerstand, teilweise Wohnungen und Kleingewerbe
Erzvorkommen - vor allem Eisen - führten rund um den Donnersberg, der höchsten Erhebung der Pfalz, zu frühen Ansiedlungen. Schon in der Älteren Eisenzeit (800 - 400 v. Chr.) gibt es Zeugnisse von einer Besiedlung der Imsbacher Gemarkung, die heute zur Verbandsgemeinde Winnweiler gehört. 1473 eine "Ysenschmitte" (im Bereich der heutigen Kupferschmelz) und ein Kupferhüttenwerk zwischen dem späten 15. und frühen 16. Jahrhundert (am Standort der heutigen Eisenschmelz), das bis in die 1730er Jahre betrieben wurde, sind im Raum Winnweiler/Hochstein belegt.
1742 legte die Hugenottenfamilie Guinand (später Gienanth, 1835 geadelt) an diesem Standort, der mit Erzen, Wasser (Alsenz und Imsbach) und Holz (Wald) über wichtige natürliche Ressourcen verfügt, den Grundstein für ihr späteres Eisenhüttenimperium (Gründer: Johann Nikolaus Gienanth).
1777 waren dort über 200 Arbeiter beschäftigt, 1847 bereits die doppelte Anzahl. Die Firma produzierte Schmiedeeisen, später vor allem Gußwaren (Öfen, Maschinenteile, Eisenbahnschienen, Röhren, Räder, aber auch Möbelteile, Werkzeuge und Haushaltsgegenstände wie Bügeleisen und Backformen).
Dem Ausbau der Infrastruktur für den Betrieb in Form von Werkskanälen mit Wehren (zum Aufstauen und Regeln der Wassermengen), Straßen- (Kaiserstraße 1807-1811) und Eisenbahnbau (1871) widmet sich das Familienunternehmen ebenso wie der Versorgung der Arbeiter (u.a. mit Werkswohnungen für die Facharbeiter, Schafzucht und dem landwirtschaftlichen Betrieb Wambacher Hof).
Von Winnweiler-Hochstein aus gründete und betrieb die Familie Eisenhütten- und Hammerwerke bei Wattenheim/Altleiningen, im Raum Eisenberg (siehe Link), bei Trippstadt (siehe Link) und in Schönau in der Südpfalz. Zeitweise waren die Gienanthschen Werke der größte und wichtigste Arbeitgeber der gesamten Region.
2002 meldete das Winnweiler-Hochsteiner Werk (seit 1923 zwar Aktiengesellschaft aber weitgehend im Familienbesitz) Insolvenz an, 2004 stellte es den Betrieb ein.
- Jüdisches Museum der Nordpfalz in Winnweiler, Gienanthabteilung; Führung und mündliche Erläuterungen durch Herrn Werner Rasche (Vorsitzender des Trägervereins),
- Wikipedia (u.a. zu Imsbach)
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler Rheinland-Pfalz Band 15, Donnersbergkreis, bearbeitet von Dieter Krienke
- Die Gienanthwerke, Artikel von Hildegard Keller im LernCafe, Onlinejournal zur allgemeinen Weiterbildung www.lerncafe.de