Grundwasserwerk im Bürstädter Wald
Tief im Laubwald von Bürstadt liegen unversehens mehrere stattliche Gebäude aus dem Jahr 1905. Der im Landhausstil gebaute und mit vielen Details original erhaltene Komplex ist das Grundwasserwerk im Bürstädter Wald, das etwa 120.000 Einwohner in Worms, Lampertheim und Bürstadt mit rund sieben Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr versorgt.
Vom Weg über den originalen Zaun hinweg sind die Pumpstation mit Meisterwohnung und das Arbeiterhaus gut einsehbar. Das modere Filterhaus steht dagegen im Hintergrund. Zunächst trifft man auf das heute noch bewohnte große Arbeiterwohnhaus, das für vier Arbeiterfamilien konzipiert war. Ein lieblich gestaltetes Haus mit Fachwerkgiebeln. Zu jeder Wohnung gehörten Gärten und separate mit Fachwerk gestaltete Ställchen, die im hinteren Teil des Anwesens stehen. (ein Waldweg führt dort hin).
Größer und repräsentativer ist das zweite Gebäude mit Werkstatt- und Büroräumen sowie der Meisterwohnung und der daran anschließenden Pumpenhalle. Das zweigeschossige Haus mit hohem, verspieltem Dach hat mehrere Erker, Fachwerkgiebeln und mit dunklen Holzschindelen verzierte Flächen. Einfache Formen des Jugendstils vermischen sich mit dem romantisierenden Landhausstil.
Geradezu schlicht wirkt die daran anschließende eingeschossige Pumpenhalle mit ihren Rundbogenfenstern und dem Sandsteinsockel. Die Gebäude allein sind den Spaziergang im Wald wert. Bei einer Besichtigung sind auch die Anlagen im Pumpenhaus, die Verrieselung, die Filterung und Desinfektion zu sehen.
Grundwasserwerk, Versorgung von Worms mit Trinkwasser
Grundwasserwerk, Versorgung der Region mit Trinkwasser
Bis 1898 konnte die Stadt Worms sich mit dem Flußwasserwerk direkt aus dem Rhein versorgen. Durch die Erlaubnis für die Stadt Mannheim, ihre Abwässer ungeklärt in den Rhein zu leiten, kam es für Worms zu schweren Versorgungsproblemen. Wegen der guten Wasserqualität entschied man sich, auf der anderen Seite des Rheins Brunnen im Bürstädter Wald zu bohren.
Die Baupläne stammten vom Wormser Stadtbaumeister Georg Metzler. Nach nur einjähriger Bauzeit konnte dann im Oktober 1905 das Grundwasserwerk mit 30 Flachbrunnen in Betrieb genommen werden. Über die erste Haupttransportleitung DN500 unterhalb der Rheinbrücke wurde das Wasser nach Worms gepumpt.
Erst 1934 wurde auch Bürstadt an diese Wasserversorgung angeschlossen. Die Zerstörung der Rheinbrücke im zweiten Weltkrieg unterbrach die Wasserversorgung von Worms (Notversorgung aus privaten und Industriebrunnen sowie Wasserwerk in Horchheim). Das Wasserwerk war nicht zerstört worden.
Erst 1949 wurde die Wasserversorgung nach Worms durch eine Wasserleitung, die unterhalb der Eisenbahnbrücke montiert wurde, wieder hergestellt. 1958 wurde zur Erweiterung der Versorgung ein erster Rheindüker mit einer ca. 2 Meter hohen Überdeckung ins Flussbett gelegt (ein weiterer Düker folgt 1964).
1974 werden vier Tiefbrunnen (135 Meter) angelegt, um einen zweiten Grundwasserstock zu erschließen. In den 1980er Jahren wird das Wasserwerk generalsaniert, mechanische Schieber werden durch elektrisch ersetzt, dadurch kann von 3-Schichtbetrieb auf 2-Schichtbetrieb umgestellt werden. Bis 1995 sind insgesamt 8 Tiefbrunnen in Betrieb.
Homepage der EWR, Broschüre zum 100-jährigen Jubiläum (PDF)