Exkursion nach Mosbach am 6. 7. 2013
Lokomotiven, Kachelöfen, Schwefelwerk und unterirdische Kriegsproduktion: zu einer ungewöhnlichen Exkursion des Vereins RNIK zu Zielen in Mosbach und Umgebung Anfang Juli hatten sich fast 30 Interessenten angemeldet. Führung und Koordination hatte Dr. Sebastian Parzer übernommen.
Ihr 100jähriges Firmenjubiläum feiert dieses Jahr die „Gmeinder Lokomotiven GmbH“, die letzte ihrer Art in Baden-Württemberg. Jede einzelne der roten Rangierloks kostet etwa 1 Million Euro. Viel wird noch von Hand gefertigt.
Im Mosbacher Stadtmuseum, untergebracht in einem alten Fachwerkhaus, konnten die Teilnehmer dann die umfangreiche Sammlung der Fayencen-Manufaktur bestaunen, die Ende des 18. Jahrhunderts von Kurfürst Carl-Theodor gegründet wurde und die bis 1836 fortbestand. Blickfang der Keramik-Sammlung im Museum sind die Kachelöfen, die bis 1985 von der Firma Friedrich Nerbel hergestellt wurden.
Nach einem Abstecher zur 1908 gebauten Mälzerei der Brauerei Hübner ging es nach Haßmersheim, zum Reichs-Schwefelwerk. Dieses gigantische Bauwerk wurde in der Endphase des 1.Weltkriegs im Auftrag der Reichsregierung von der BASF und der Firma Demag errichtet. Da während des Krieges infolge der alliierten Blockade kein Schwefel importiert werden konnten, sollte der kriegswichtige Rohstoff in der Anlage aus Gips gewonnen werden. Bis heute ist unklar, was aus den massiven Gebäuden werden soll.
Höhepunkt der Exkursion war zweifellos der Goldfisch-Lehrpfad in Obrigheim. Goldfisch war das Codewort für eine unglaubliche Aktion. Die Nazis begannen 1944 die Produktion kriegswichtiger Kriegsgeräte unter die Erde zu verlegen. Im April 1944 wurde das gesamte Flugzeugmotorenwerk der Daimler Benz AG von Genshagen bei Berlin in die Obrigheimer Gipswerke verlegt. Der Ausbau der kilometerlangen Stollen, durch die ganze Züge fahren konnten, erfolgte durch tausende Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge und Fremdarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen. Von der KZ-Gedenkstätte Neckarelz wurde mit Hilfe der EU ein Rundgang zu den sichtbaren Resten der unseligen Industriegeschichte der Nazis angelegt. Die Produktionsanlagen unter Tage, die völlig erhalten den Alliierten in die Hände fielen, gingen allerdings nie in Betrieb.