Denkmal zur Einweihung des Mannheimer Industriehafens
Der Pylon mit der Inschriftentafel erinnert an die Vollendung des Industriehafens im Jahre 1907, dessen Bau bis zur Einweihung zehn Jahre dauerte. Das wuchtige mit roten Bossenquadern aus Sandstein behauene Denkmal ist leider nur ein kleiner erhaltener Rest einer ursprünglich großzügigen Anlage, die sich auf der sogenannten "Bastion" nahe des Floß-Durchlasses am westlichen Ufer des Altrheins befand. Seit 1988 steht das Denkmal am heutigen Standort auf der sogenannten „Musikinsel“ (eigentlich eine Halbinsel). Die Spitze krönt ein Metallgerüst für Feuerspannen.
Die Bronzetafel der Mannheimer Gießerei Flink trägt folgende Inschrift:
„Unter der segensreichen Regierung Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs Friedrich von Baden während der Amtsführung des Oberbürgermeisters Otto Beck wurde der Industriehafen vom Neckar bis zur Diffené-Brücke von der Stadtgemeinde Mannheim nach den Plänen des Stadtbaurats Moritz Eisenlohr in den Jahren 1897-1907 gebaut und heute zur Erinnerung an diesen für Mannheims Blüte so bedeutungsvollen, mit der Jubiläumsfeier des dreihundertjährigen Bestehens der Stadt Mannheim zusammen fallenden Zeitabschnitts festlich eingeweiht. Mannheim, den 3. Juni 1907.“
Denkmal
Denkmal
Kurz vor 1900 nahm die Stadt Mannheim mit dem Industriehafen ein Jahrhundertwerk in Angriff. Nach dem am Rhein gelegenen Handelshafen und fast gleichzeitig mit dem Rheinauhafen wurde mit dem Industriehafen das dritte große Hafenprojekt realisiert allerdings mit dem Ziel, hier neue Fabriken und Industriebetriebe anzusiedeln. Die planerische Gesamtleitung oblag dem späteren Stadtbaudirektor Moritz Eisenlohr (1855-1924). Siehe hierzu industriehafen-in-mannheim. Die Einweihung fand im Jahr des 300jährigen Stadtjubiläums am 3. Juni 1907 in Anwesenheit zahlreicher Honoratioren, u.a. Großherzog Friedrich I und Großherzogin Luise von Baden sowie dem Mannheimer Oberbürgermeister Otto Beck statt.
Der Industriehafen liegt an den Ufern einer Altrheinschleife, die nach der Rheinbegradigung durch Gottfried Tulla entstanden war. Zur Querung des Altrheins von Luzenberg aus wurde 1903 eine drehbare stählerne Brücke (Diffenébrücke) in Betrieb genommen, die 1988 durch ein neues Bauwerk ersetzt wurde. Westlich der Brücke schüttete man eine Landzunge („Bastion“) und eine kleine Insel auf, um einen gesonderten Floß-Durchlass zu ermöglichen. Auf der im Grundriss quadratischen Landzunge errichtete man eine architektonisch gestaltete Denkmalanlage aus vier Pylonen, gemauerter Umrandung mit wuchtigen Sandsteinpfosten und an der Nordseite einen großen mit Sandstein gemauerten Bogen. Mit Einsetzung des Schlusssteins in den Bogen durch Großherzog Friedrich I wurde am 3. Juni 1907 der Industriehafen feierlich eingeweiht. Gleichzeitig wurden im Schlussstein eine Urkunde und ein Exemplar der von Sigmund Schott verfassten Festschrift eingeschlossen. Der Text der Urkunde, die in einem metallenen Behälter in den Schlussstein eingemauert wurde, lautete:
„Heute, am 3. Juni 1907, im festlichen Jahre der Jubelfeier des 300jährigen Bestehens der Stadt Mannheim, 86 Jahre nach der glorreichen Neubegründung des Deutschen Reiches, im 19. Jahre der machtvollen Herrschaft Kaiser Wilhelms II, im 55. Regierungsjahre unseres allverehrten Landesherrn, des Großherzogs Friedrich von Baden, im 16. Jahre der Amtszeit des Oberbürgermeisters Otto Beck, wurde in Gegenwart erlauchter Mitglieder des Herrscherhauses und zahlreicher Ehrengäste von uns, den berufenen Vertretern der Hauptstadt Mannheim, unter dem donnernden Salut einer staatlichen Rheinflotte, der Schlußstein zum Industriehafen gelegt und diese Urkunde nebst einer Beschreibung des Hafens darin.
Möge dieser Hafen, den unsere Stadt aus eigenen Mitteln unter der kundigen Leitung des Stadtbaurates Moritz Eisenlohr erbauen ließ, als sich in kräftigem Emporwachsen den Übergang zur Industriemetropole vollzog und ihrer rasch sich entfaltenden Industrie in unmittelbarer Nähe des Wasser- und Schienenweges neue, günstige Ansiedlungsplätze schaffen mußte, im Verein mit ihren übrigen Verkehrsanlagen, die sich staatlicher Fürsorge verdankt, dazu beitragen, Mannheims wirtschaftliche Kräfte zu stärken, Mannheims wirtschaftlichen Einfluss zu erweitern!
Möge er noch vielen Geschlechtern beredte Kunde geben von der Blüte Mannheims im Jubiläumsjahre.“
Auf sonst übliche Beigaben wie Münzen oder Wertgegenständen wurde mit Rücksicht auf andernorts gemachte schlimme Erfahrungen verzichtet. Die Frontseite des Bogens nahm eine Inschriftentafel auf, die die Entstehung des Industriehafens beschreibt und die bei der Feierlichkeit enthüllt wurde.
Nachdem die Denkmalanlage im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört wurde, blieb nur einer der ehemals vier Pylonen erhalten. Auch die von der Bronzegießerei Flink (siehe hierzu gusseiserner-bauschmuck-von-carl-flink) ausgeführte Tafel konnte gerettet und am verbliebenen Denkmalrest neu angebracht werden. Der Bau der neuen Diffenébrücke im Jahre 1988 machte eine Verlegung des Pylons erforderlich. Als neuer Standort wurde das östliche Ufer des Altrheins am Waldhofbecken nahe der neuen Brücke gewählt. Das Denkmal wurde Stein für Stein abgebaut, zwischengelagert und 1988 wiederaufgebaut.
- Denkmalakte Stadt Mannheim
- Marchivum, ZGS S 2/228 (Hafen)
- Mayerhofer, Matthias: Carl flink - Aufstieg und Niedergang eines vergessenen Mannheimer Industriellen, in: Mannheimer Geschichtsblätter, Bd. 17, 2009, S. 43ff