Presse
Technoseum nimmt das Thema „Industriehafen” in den Focus
MANNHEIM. Häfen stecken voller Geschichten. Der Mannheimer Hafen bildet hier ein eindrucksvolles Beispiel. Mit seinen Verbindungskanälen, Lagerhäusern und Schiffsanlegestellen war er seit jeher eine Herausforderung für Fotografen, wie eine aktuelle Ausstellung im Mannheimer Technoseum zeigt. Sie wurde vom Verein "Rhein-Neckar-Industriekultur" zusammengestellt und trägt den zunächst wenig inspirierend anmutenden Titel "Industriehafen im Fokus". Bei den Exponaten handelt es sich allerdings nicht nur um bloße historische Aufnahmen, auch unter künstlerischem Aspekt ist diese Schau sehr sehenswert. Denn zu den dreizehn hier vertretenen, teilweise sehr hochkarätigen Fotografen zählen auch Altmeister wie Robert Häusser oder Gerhard Vormwald. Spannend sind auch die experimentellen Arbeiten von Günther Wilhelm, Konstantinos Simeonidis, Annette Schrimpf oder Barbara Straube von der unser Bild „Schein” stammt. Die Ausstellung dauert noch bis 24. Oktober 2014. Geöffnet ist sie täglich von 9 bis 17 Uhr, Informationen unter0621/4 29 89 oder info@technoseum.de
orp / Bild: Straube
Faszinierende Sichtweisen
Mannheimer Technoseum zeigt Werke von 13 Fotografen in der Ausstellung „Industriehafen im Fokus
Von unserem Mitarbeiter Helmut Orpel
Häfen stecken voller Geschichten. Von außen schwer einsehbar und in ihrer Größe oft nicht zu überschauen, bilden sie geheimnisvolle Labyrinthe am Rande der Städte. Von alters her sind sie die pulsierenden Knotenpunkte der Warenströme im weit verzweigten Netz des Handels. Der Mannheimer Hafen bildet hier ein eindrucksvolles Beispiel. Er gehört zu den größten Flusshäfen Europas. Mit seinen Verbindungskanälen, Lagerhäusern und Schiffsanlegestellen war er seit jeher eine Herausforderung für Fotografen, wie eine aktuelle Ausstellung im Technoseum zeigt. Sie wurde vom Verein Rhein-Neckar-Industriekultur zusammengestellt und trägt den wenig inspirierend anmutenden Titel "Industriehafen im Fokus".
Hochkarätige Bilder
Bei den Exponaten handelt es sich nicht nur um historische Aufnahmen aus dem Bereich der Stadtentwicklung, wie der Titel vielleicht nahelegt. Vor allem unter dem künstlerischen Aspekt ist diese Ausstellung, an der auch Thomas Rittelmann, Fotograf dieser Zeitung, beteiligt ist, sehr sehenswert, denn die 13 teilweise sehr hochkarätigen Fotografinnen und Fotografen gehen mit ihren Arbeiten weit über den dokumentarischen Wert des Fotos hinaus.
Der Altmeister der Schwarz-Weiß-Fotografie, der im letzten Jahr verstorbene Robert Häuser, ist mit mehreren Arbeiten vertreten, die aus ungewöhnlicher Vogelperspektive die Löschung eines Schiffes zeigen. Diese Fotos, die als Vintage-Abzüge eines besonderen Schutzes bedürfen, sind in den frühen sechziger Jahren entstanden. Der Gegenwart entstammen die Arbeiten von Günther Wilhelm, einem sehr experimentierfreudigen Fotografen, der sowohl analog als auch mit der Lochkamera arbeitet. Bei den langen Belichtungszeiten, die bei der Lochkamera erforderlich sind, entstehen Überblendungen und surreal anmutende Szenerien.
Das Zeichnen mit dem Licht spielt auf andere Weise in den Fotografien von Konstantinos Simeonidis eine Rolle. Durch die besondere Ausleuchtung in der Nacht entstehen im graubraunen Nebel scharfe Konturen, die die Monumentalität der Gebäude oder der Ladekräne zusätzlich betonen und den Fotos eine haptische, skulpturale Wirkung verleihen. Verstärkt wird dies noch durch Spiegelungen im Wasser.
Annette Schrimpf gewinnt den alten Gebäuden und neuen Ladevorrichtungen bei ihren Fotografien durch die Farbwirkung besonders weiche Töne ab, was der Monumentalität, wie sie bei Simeonidis erscheint, geradezu entgegengesetzt ist. Hier ist der menschliche Blick das Maß aller Dinge. Nach verborgenen Idyllen sucht Barbara Straube offenbar und entdeckt sie in einem Kleingarten zwischen Kanal und Polat-Bau, wo sich ein eifriger Gärtner im Tomatenbeet zu schaffen macht.
Menschen sind auf diesen Fotografien eher selten zu sehen. Elsa Hennseler-Etté beschäftigt sich mit den Leuten, die im Hafen arbeiten, so der Schleusenwärter oder der Schiffer aus Rotterdam, der sich mit dem Fahrrad zum Landgang aufmacht. Neben Robert Häuser gehört auch Gerhard Vormwald zu den im Technoseum gezeigten Fotografen, die sich auch international einen Namen gemacht haben. Von ihm sind Fotografien zu sehen, die man sowohl von der Perspektive als auch von der Farbwirkung her als malerisch bezeichnen könnte.
© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 16.10.2014Foto: Reizvolle Perspektive: „Blick auf die Hildebrandmühle” von Annette Schrimpf.
ZUR AUSSTELLUNG
- Die Ausstellung „Industriehafen im Fokus" des Vereins Rhein-Neckar-Industriekultur e.V. ist bis 26. Oktober im Technoseum Mannheim zu sehen.
- Die Schau versammelt über 50 Fotografien der folgenden 13 Fotografinnen und Fotografen: Ariane Coerper, Jo Goertz, Gerhard Heckmann, Elsa Hennseler-Etté, Harald Priem, Thomas Rittelmann, Annette Schrimpf, Bernd Seiler, Konstantinos Semionidis, Barbara Straube-Köhler, Gerhard Vormwald, Lutz Walzel und Günther Wilhelm.
- Öffnungszeiten: täglich 9 bis 17 Uhr, Eintrittspreise: Erwachsene 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Telefon: 0621 / 4 29 89. gespi
Industriekultur als Ausflugsziel
Hafenmagazin Herbst 2014
Wege zur Industriekultur in Mannheim
Beschilderter Rundweg im Industriehafen – ein Projekt der Stadt Mannheim in Kooperation mit dem Verein Rhein-Neckar-Industriekultur e. V.
„Der Industriehafen ist kein Museum, sondern ein lebendiges Abbild der Mannheimer Stadtgeschichte der letzten 100 Jahre. Spektakuläre Bauten der Gründerzeit, des Jugendstils und der neuen Sachlichkeit stehen hier, dazwischen Industrie- Neubauten“, beschreibt der Verein Rhein-Neckar- Industriekultur e. V. die Umgebung eines Projektes, das am 7. September der Öffentlichkeit übergeben wurde.
Im Industriehafen haben so einige Unternehmen, die heute europa- oder weltweite Bedeutung haben, ihre Wurzeln. Der Wandel der Technik und des Arbeitslebens sind hier ebenso erfahrbar wie die kreativwirtschaftliche Nutzung alter Objekte. Diese Überzeugung konnte der Verein dem Mannheimer Gemeinderat so gut vermitteln, dass der Rat im Herbst 2013 dem Vorschlag des Vereins zur Beschilderung eines gut sieben Kilometer langen Weges rund um den Industriehafen zustimmte und einen Zuschuss in Höhe von 40.000 Euro für Grafik, Druck und Aufstellung der Schilder bewilligte. Rund ein Dreivierteljahr dauerte es noch, bis die Grundlagen geschaffen waren. Es hieß Recherchen in Archiven und Zeitungen anzustellen, mit Zeitzeugen, Unternehmen und Behörden zu sprechen, zu fotografieren, zu texten, zu organisieren und zu koordinieren. Diese Arbeit leisteten Vereinsmitglieder im Ehrenamt.
In Kooperation mit dem Stadtarchiv, dem Kulturamt und dem Büro für Gestaltung G710 gelang es, 26 Informationstafeln und fünf Panoramen für wichtige und markante Industriegebäude und Versorgungseinrichtungen anzufertigen und aufzustellen. Die Tafeln dieses ersten Industrierundwegs in Mannheim informieren über Geschichtliches und Heutiges, Architektur und Produkte, Erfindungen und Arbeitsbedingungen in vergangenen Tagen und heute. Ganzen Artikel als PDF lesen
Viel mehr als nur Dreck
Von Jan Millenet
VERNISSAGE Fotoausstellung im Technoseum nimmt den Mannheimer Industriehafen in den Focus
MANNHEIM - Er hat viele Gesichter. Er ist nicht nur schmutzig, er glänzt auch mit unzähligen schönen Ecken und Details. „Der Mannheimer Industriehafen ist ein wichtiges Stück Kunst- und Architekturgeschichte“, sagte die Kulturjournalistin Annika Wind, die zur Vernissage der Fotoausstellung „Industriehafen im Focus“ die Eröffnungsrede hielt. 14 Fotografen aus der Region haben den Hafen aus ganz besonderen Blickwinkeln betrachtet, haben dort Menschen getroffen, marode Mauern abgelichtet oder mit der Linse Farbtupfer eingefangen, die man gerne übersieht. Und damit haben sie den über 100 Jahre alten Industriehafen zu einem Gesamtkunstwerk gemacht.
Jede einzelne Aufnahme steht für sich
Insgesamt 58 Bilder von 14 bekannten Fotografen aus der Region, darunter auch das von Jo Goertz (l.), sind bis 24. Oktober in der Ausstellung „Industriehafen im Focus“ im Technoseum zu sehen. Foto: vaf
14 bekannte Fotografen aus der Region haben den Industriehafen aus ganz besonderen Blickwinkeln betrachtet
Von Jan Millenet
Er hat viele Gesichter. Er ist nicht nur schmutzig, er glänzt auch mit unzähligen schönen Ecken und Details. „Der Industriehafen ist ein wichtiges Stück Kunst- und Architekturgeschichte“, sagte die Kulturjournalistin Annika Wind bei der Vernissage zur Fotoausstellung „Industriehafen im Focus“. 14 Fotografen aus der Region haben den Hafen aus ganz besonderen Blickwinkeln betrachtet, haben dort Menschen getroffen, marode Mauern abgelichtet oder mit der Linse Farbtupfer eingefangen, die man gerne übersieht. Und damit haben sie den über 100 Jahre alten Industriehafen zu einem Gesamtkunstwerk gemacht.
Insgesamt 58 Bilder werden im Technoseum bis 24. Oktober präsentiert. Lutz Walzel, Gerhard Vormwald, Annette Schrimpf, Jo Goertz oder Thomas Rittelmann sind nur einige Namen, die sich hinter den Aufnahmen verstecken. Mit dem 2013 verstorbenen Hasselblad- Preisträger Robert Häusser mischt sogar ein international bekannter Künstler mit.
Die Fotos zeigen Silhouetten, Panoramen, Farb- und Lichtspiele, Romantik, Idylle, arbeitende Menschen, Schein und Sein. Da wird bei Barbara Straube ein verlorenes, fast zerfetztes, rotes Plüschherz zum Blickfang zwischen Pflanzengrün und grauem Stein. Da avancieren bei Konstantinos Simeonidis’ Langzeitbelichtungen Brücken und Mühlen zu nächtlichen, fast unwirklichen Lichtobjekten. Da entstehen bei Rittelmanns Gleisaufnahmen wahre Stillleben.
Ob mit Spiegelreflex- oder Lochkamera aufgenommen, jede einzelne Aufnahme steht für sich. Alle zusammen jedoch formen ein Ganzes, das den Mannheimern vertraut ist, aber auch denjenigen, die freiwillig oder unfreiwillig den Hafen streiften. „Das Gegensätzliche inspirierte wohl viele Fotografen im Hafen“, mutmaßte Wind. Aber vielleicht kommt man gerade in so einer Gegend auch nicht drum herum. Der Industriehafen lebt nach wie vor. Altes wird abgerissen, Neues entsteht. Mauern verrotten oder werden edel saniert. Diesen Alltag haben die Fotografen eingefangen, ganz subjektiv. Man könnte sie als eine Einladung verstehen, den Industriehafen auf eigene Faust zu erkunden.
Das ist es auch, was der Verein Rhein-Neckar-Industriekultur will. Vor Kurzem erst hat er seine „Wege zu Industriekultur“ offiziell eingeweiht, ein Rundgang durch den Hafen mit großen Tafeln und Informationen über wichtige historische Gebäude, die sich teilweise auch in der Fotoausstellung wiederfinden.
Diese ist im Rahmen der Rundwegseröffnung entstanden und ist eine gute Ergänzung zu den Entdeckungstouren durch den Binnenhafen. Denn auf den Fotos begegnet der Betrachter zum Teil Dingen und Menschen, die es so nicht mehr oder selten zu sehen gibt: der letzte Wärter der Kammerschleuse beispielsweise, aufgenommen von Elsa Hennseler-Etté. Oder in die Luft steigende Herzluftballons, die Harald Priem vor einem industriellen Gebäudeklotz eingefangen hat und die eine gewisse Ironie mit ins Spiel bringen. Industriekultur sei ein Thema, das in die Region gehört, meinte Technoseumsdirektor Prof. Dr. Hartwig Lüdtke. Und die Fotografien zeigen, dass Industrie bei weitem nicht nur Dreck ist, sondern künstlerische Facetten beherbergt, die entdeckt werden wollen.
Info: Die Fotoausstellung „Industriehafen im Focus“ im Technoseum kann bis 24. Oktober täglich von 9 bis 17Uhr besucht werden.
Reich an Fabriken und an Geschichte
Der Verein Rhein-Neckar-Industriekultur stellt auf 31 neuen Info-Tafeln Sehenswürdigkeiten im Mannheimer Industriehafen vor
Ein Blick auf den Mannheimer Industriehafen in den 1930er Jahren. Dessen Gründung bedeutete einen großen Schub für die Entwicklung der Stadt. © Stadtarchiv Mannheim
Neue Sachlichkeit und Jugendstil, Fachwerkhäuser und "ziemlich banale Funktionsbauten": Ein Streifzug durch den Mannheimer Industriehafen kann zu einem Gang durch die Architekturgeschichte werden. Und trotzdem wird das Areal bei Streifzügen durch die Stadt in der Regel links liegengelassen.
"Stadtnah, aber mental weit weg" sei der Hafen, sagt Barbara Ritter, Vorsitzende des Vereins Rhein-Neckar- Industriekultur. Ein Befund, den Ritter und ihre Mitstreiter gerne ändern würden. In mühevoller Arbeit haben sie in den vergangenen Jahren recherchiert, geschrieben und organisiert. Das Ergebnis: 31 Tafeln mit Bildern und Informationen über die Sehenswürdigkeiten im Industriehafen. Sie stecken den laut Ritter ersten Rundweg zur Industriekultur in Baden-Württemberg ab.
Die Diffenébrücke ist beispielsweise ebenso Teil des sieben Kilometer langen Rundwegs wie die großen Mühlen oder das Gelände von Fuchs Petrolub auf der Friesenheimer Insel. Doch da ist auch die alte Fachwerkvilla, die der Zimmermann Peter Dorstmann 1901 errichtete. Oder der Polat-Bau, ein unverputztes Backsteingebäude mit Ornamenten aus farbigen Ziegelsteinen in der Industriestraße.
Eine Visitenkarte für die Stadt
Mannheims Industriehafen – jede Menge spannende Geschichten
Mannheim (red/cb) Der Verein „Rhein-Neckar-Industriekultur e.V.” engagiert sich seit 2007 für die Erhaltung und den Ausbau alter Industriegebäude in Mannheim. Vergangenen Sonntag startete das Projekt „Wege zur Industriekultur”. Ziel ist es, die Geschichte der Stadt Mannheim anhand von Industriebauten im Handelshafen zu erzählen und deren Bedeutung zurück in die Köpfe der Menschen zu holen.
Von Carolin Beez
Ungefähr 50 Menschen gehen im Gänsemarsch vorsichtig hintereinander her. Sie laufen auf einem schmalen, unbefestigten Trampelpfad. Die Mauer des ehemaligen SägewerksMesserschmitt, auf der anderen Seite geht es steil gut fünf Meter hinab ins Kaiser-Wilhelm-Becken im Industriehafen. Ihr Ziel ist eine vier Meter hohe Pyramide. Sie liegt versteckt hinter dem Gebäude. Fast vergessen und jetzt wieder neu durch die Gäste entdeckt. Sie ist das älteste Bauwerk im Industriehafen – 1810 im Auftrag von Kurfürst Carl-Theodor gebaut.
Im Industriehafen wird Industriegeschichte lebendig
Ein neuer Rundweg im Industriehafen beleuchtet Mannheims Anfänge als ArbeiterstadtAm Sonntag wird er durch Oberbürgermeister Kurz eröffnet
Von Julie Dutkowski
An der Kammerschleuse [...] steht ein Panoramaschild, das Auskunft gibt über die Friesenheimer Insel und die Ölmühle mit ihren großen Silos (rechts). Insgesamt 40 Silozellen sind in dem Bau von 1929 untergebracht. Sie sind ein Bespiel moderner Industriearchitektur der 1920er Jahre und stehen unter Denkmalschutz. Foto: Kreutzer
Hier stehen alte Mühlen und Gründerzeitbauten zwischen grauen Industrieschornsteinen und Lagerhallen, aber auch Jugendstilbauten und Fachwerkhäuser. Als der Industriehafen vor mehr als 100 Jahren gebaut wurde, war er für Mannheims Wirtschaft und die Entwicklung der Stadt eine Initialzündung. Noch heute sind große Firmen hier ansässig, die einmal im Industriehafen angefangen haben, wie Bilfinger oder Fuchs Petrolub. Zahlreiche Gebäude sind noch gut erhalten, einige stehen unter Denkmalschutz und wurden aufwendig restauriert, andere wurden längst abgerissen.
Jetzt soll ein Rundweg entlang der Industrie-, Insel- und Friesenheimerstraße die industrielle Vergangenheit und Gegenwart Mannheims beleuchten. Auf 31 Tafeln erfährt der Besucher etwas über die Industriegeschichte.
„Mannheim hat als Arbeiter- und Industriestadt ein gespaltenes Verhältnis zur Industriekultur”, sagt Barbara Ritter, Vorsitzende des Vereins Rhein-Neckar-Industriekultur, der den Rundweg in ehrenamtlicher Arbeit realisiert hat. Eigentlich wolle die Stadt weg vom derben Arbeiterstadt-Image, andererseits identifiziere sich die Bevölkerung noch heute damit. Dabei sei diese Industrie durchaus vorzeigbar, so Ritter.
Drei Jahre Vorlaufzeit hatte das Projekt. „Wir haben intensive Überzeugungsarbeit geleistet”, sagt Ritter. Dass die Politik hier so einstimmig wie selten gewesen sei, habe sie sehr bewegt. Mit 40.000 Euro hat die Stadt dem Verein unter die Arme gegriffen.
Auch das Stadtarchiv habe einen großen Beitrag geleistet und zahlreiche alte Fotos zur Verfügung gestellt. „Wir haben erkannt, dass es eine große Chance ist, das Mannheimer Industriegebiet bekannter zu machen”, sagt Dr. Andreas Schenk vom Stadtarchiv. Die positive Resonanz auf Mannheims Stadtpunkte-Tafeln belege, dass das Interesse groß ist, in Geschichte einzutauchen.
Noch heute ist die Industriestraße ein pulsierender Ort. Neben Diskotheken haben sich hier Kreative und Start-up-Unternehmen niedergelassen. So befindet sich im Aten Klärwerk - 1905 die erste Kläranlage Mannheims - ein Künstleratelier. Auch der Unternehmenssitz von Dorothee Schumacher befindet sich hier. Die Modedesignerin ließ das Firmengebäude einer ehemaligen Kartonagenfabrik von einem französischen Stararchitekten aufwendig umgestalten.
Auch die Verfolgung der Juden in der Nazizeit wird nicht ausgeklammert. Recherchen des Vereins haben ergeben, dass die Hubermühle einmal einen jüdischen Besitzer hatte. Der neue Besitzer, ein Schweizer, der die Mühle gerade erst gekauft habe, sei geschockt gewesen, als er davon erfahren hat, erzählt Ritter.
Der Verein denkt auch darüber nach, den Weg auszubauen. Doch das Kontingent sei vorerst erschöpft. Firmen, die eine Tafel auf eigene Kosten beim Verein in Auftrag geben möchten, könnten dies aber gerne tun, so Ritter.
Die Vereinsvorsitzende hofft auch auf Nachahmer in anderen Städten. „Es gibt auch in Heidelberg oder Weinheim mehr als nur Burgen oder Schlösser.”
Info: Am Sonntag, 7. September, um 14 Uhr eröffnet OB Peter Kurz den Weg zur Industriekultur. Ab 15 Uhr fahren zwei Busse den Rundweg ab. Eine Woche später ist eine Radtour geplant.